Duisburg. Die Kneipe Brunnenstube ist geschlossen und braucht neue Pächter. Eine Sex-Razzia der Stadt Duisburg hatte im Sommer 2021 für Furore gesorgt.
Kaum hatten die Pächter die Walsumer Gaststätte Brunnenstube im Frühjahr 2021 übernommen, hatte die Stadt Duisburg das Lokal im darauffolgenden August nach einer Razzia versiegelt und monatelang die Wiedereröffnung untersagt. Das Ordnungsamt will dort inmitten der Corona-Pandemie eine illegale Gruppensex-Party und damit eine verbotene Prostitutionsveranstaltung unterbrochen haben.
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Die beschuldigte Wirtin, eine angemeldete Prostituierte, hat diesen Vorwurf seither immer bestritten, sieht sich zu Unrecht beschuldigt: „In unserer Kneipe gab es keine Sexparty, es ist nichts passiert.“ Der mit Freiern verabredete Geschlechtsverkehr sei erst später in ihren nahe gelegenen Geschäftsräumen an der Schulstraße geplant gewesen. Die Kneipe war ihr zufolge nur der Treffpunkt. „Niemand wurde mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Ich war nicht nackt, auch die Männer waren alle angezogen“, beteuerte sie damals. Nicht einmal Liebkosungen habe es in der Gaststätte gegeben.
Aufnahmen einer Überwachungskamera, die der Redaktion vorliegen, scheinen die Schilderung der Wirtin für den Tag der Razzia zu bestätigen. Die Videos zeigen auch, dass die Kontrolle ruhig und höflich ablief. Nachdem das städtische Siegel an der Kneipentür klebte, hat die Wirtin gegen die Behörden für den Erhalt der Brunnenstube gekämpft. Zunächst erfolgreich.
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Rechtliche Handhabe fehlte: Stadt Duisburg konnte Gaststättenlizenz nicht entziehen
Denn die Fachleute aus dem Rathaus scheiterten daran, die Kneipe an der Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Sternstraße dauerhaft zu schließen. Ihnen fehlte die rechtliche Handhabe, um dem Lebenspartner der Wirtin, dem offiziellen Betreiber der Brunnenstube, die Gaststättenkonzession zu entziehen.
Zuvor hatte die Stadt Duisburg die Razzia vom Sonntagnachmittag, 22. August 2021, mit einer Pressemitteilung öffentlich gemacht. Nach dem Einsatz war zunächst der Ruf der Brunnenstube und der Wirtin im Stadtteil beschädigt. So berichtete die Walsumerin, von Nachbarn und Bekannten geschnitten worden zu sein und in vielen örtlichen Restaurants und Lokalen Hausverbot bekommen zu haben. Erst nach Monaten habe sich die Situation wieder normalisiert.
Verstöße gegen das Prostituiertenschutzgesetz und gegen die damalige Corona-Regeln
Für die Stadt war die Angelegenheit noch nicht beendet. Sie drohte ein Bußgeld bis zu 10.000 Euro an. Während der Betreiber noch im November 2022 betonte, dass er und seine Partnerin „keinen Cent“ hätten zahlen müssen und dass die beiden nicht mehr mit einem Bußgeld rechneten, widerspricht jetzt die Stadt Duisburg.
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„Es sind Bußgeldverfahren wegen Verstößen gegen das Prostituiertenschutzgesetz und die damals geltende Coronaschutzverordnung eingeleitet worden“, sagt nun Stadtsprecher Sebastian Hiedels. „Diese richteten sich allerdings nur gegen die verantwortliche Prostituierte und nicht gegen den Betreiber der Gaststätte. Dem Betreiber konnte eine Kenntnis über die illegale Prostitutionsveranstaltung nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.“ Deshalb hat er damals auch seine Gaststättenkonzession behalten können.
Vermieter sucht neue Pächter für die Kneipe Brunnenstube in Duisburg-Walsum
Nun hat das Paar aufgegeben. Die Brunnenstube ist geschlossen. Der Gebäudeeigentümer sucht per Internet-Annonce bereits neue Mieter.
Weder die früheren Wirtsleute noch die Eigentümerfamilie möchten sich in der Öffentlichkeit zur aktuellen Situation der Gaststätte äußern oder zu den Gründen, die zur Schließung der Kneipe geführt haben. Sie geben aber der mehrfachen Berichterstattung über die Razzia eine Mitschuld daran, dass die Brunnenstube nun, fast zwei Jahre später, geschlossen ist.
Dabei sollen die Geschäfte gar nicht schlecht gelaufen sein. So sprach der Betreiber noch im November 2022 davon, endlich einen Schlussstrich unter die Angelegenheit mit der Razzia ziehen zu wollen; das Paar freute sich über treue Stammkunden. Mit einem Weihnachtsessen für Obdachlose und ihre Tiere an Heiligabend schlug die Brunnenstube ein neues Kapitel auf und machte stadtweit als Kooperationspartner des Vereins „Muddi hilft“ positiv von sich reden.
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Ein gutes halbes Jahr später sucht die Walsumer Kneipe jetzt neue Pächter. Das Lokal mit circa 100 Quadratmetern samt Keller wird vollausgestattet vermietet. „Teilweise sind Renovierungsarbeiten notwendig“, heißt es in der Annonce. Demnach beträgt die Gesamtmiete 1150 Euro pro Monat, sie setzt sich zusammen aus einer Kaltmiete in Höhe von 800 Euro, einer Betriebskostenpauschale von 250 Euro und einer Heizkostenvorauszahlung von 100 Euro.
>> In die Walsumer Kneipe Brunnenstube ist mehrfach eingebrochen worden
● Bereits dreimal wurde in die Brunnenstube an der Friedrich-Ebert-Straße 98a eingebrochen. Zuletzt am 30. Januar 2023. Die Täter hatten nachts die Tür aufgebrochen.
● Nach der Razzia im Sommer 2021 hatte die Stadt Duisburg die Kneipe vorübergehend versiegelt. Unmittelbar danach kam es zu zwei Einbrüchen. Beim ersten Mal seien alle Schlüssel gestohlen worden und beim nächsten Einbruch sollten die Glücksspielautomaten aufgebrochen werden, berichtete damals die Wirtin.