Einen U-Bahnhof hatte Helga Böllert bis Mittwoch nie betreten. Dabei ist die Wedauerin schon rüstige 66 Jahre alt. „Mit Bus und Bahn fahre ich ja”, sagt sie, „aber da unten habe ich ein ungutes Gefühl gehabt.”

Die Bilder von den U-Bahn-Schlägern in München oder anderen Gewalttaten spielen dabei sicher eine Rolle. Um weniger ängstlich durch die Stadt zu laufen, besuchte Helga Böllert gemeinsam mit Ehemann Wolfgang (68) das Selbstbehauptungstraining der Polizei, lernte den U-Bahnhof Rathaus kennen und schaute sich jede Menge Tricks und Kniffe ab.

Mit dem Ehepaar und 13 anderen Duisburger Senioren werden Trickbetrüger, Taschendiebe und andere Halunken künftig kein leichtes Spiel mehr haben. Vorausgesetzt, sie beherzigen das, was ihnen Oberkommissar Axel Hilberts von der Kriminalprävention gezeigt hat.

Handys für Senioren

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© WAZ-Fotopool

Da wurden sieben Stunden lang Tricks gezeigt. Wie man den Rollator benutzt, um Unbekannte im Gespräch auf Distanz zu halten zum Beispiel. Oder wie Handys für Senioren aussehen und wo man diese kaufen kann. Hilbertz zeigte Sicherungen für die Wohnungstür, die ungebetene Besucher, Vertreter oder Trickbetrüger im Flur halten sollen. Oder er hörte zu, wo die Sorgen und Ängste der Senioren im einzelnen liegen.

„Unsere Haustür wird ab acht Uhr immer abgeschlossen”, beklagte sich eine Dame, die Angst hatte, dass der Notdienst vielleicht nicht ins Haus kommt. „Das geht aus baurechtlichen Gründen schon gar nicht”, erklärte der Kommissar, „die Tür muss als Fluchtweg immer unverschlossen sein.” Um ungebetene Besucher im Keller zu verhindern, müsse eben die Kellertür besser gesichert werden.

Diebstahl mit dem Wechseltrick

Tipps gegen Trickdiebe gab es auch. „Lassen Sie niemanden zu nah an sich heran”, riet Hilbertz, „wehren Sie sich ruhig mit dem ausgestreckten Arm.” Die bekannte Geldwechsler-Masche, bei der seriös gekleidete Menschen nach Wechselgeld fragen und dann große Geldscheine aus der Börse stibitzen wollen, bleibt beispielsweise ohne Chancen, wenn man die Geldbörse gar nicht erst aus der Tasche holt.

Das musste auch der 70-jährige Günter Gillat aus Meiderich am eigenen Leib erfahren: „In Düsseldorf wollte eine Frau Geld gewechselt haben und nahm sich 50 Euro aus meinem Portmonee. Da wurde meine Gutgläubigkeit ausgenutzt.” Angst habe der Rentner nicht. „Aber man kann sich ja Gedanken machen, wie man reagiert.”

Distanz wahren

Oft helfen ganz einfache Tipps. Distanz wahren, die Handtasche nicht ungesichert auf den Rollator stellen und das Portmonee in die Innentasche stecken. Zur Not sollte man sich auch extra eine Innentasche einnähen. „Das kommt billiger als ein gestohlenes Portmonee”, mahnte Axel Hilbertz.

Viele Maschen dürften bei den 15 Senioren nicht mehr ziehen. Und bei den anderen? „Ich will denen helfen, die nicht kommen konnten”, erklärt Karin-Ute Osterland (69), „die Tipps die ich lerne, gebe ich weiter.” Schließlich sei jeder schon einmal mit Verbrechen in Berührung gekommen. „Eine Bekannte hat die Wohnungstür mit einem Riegelschloss gesichert”, erzählt sie, „als die beim Einkaufen war, kamen Einbrecher über den Balkon ud räumten die Wohnung leer.” Um zu wissen, wie man sich wirklich schützt, sei sie nun bei der Polizei.

Gegen die Angst

Helga Böllert tat etwas gegen ihre Angst und betrat einen U-Bahnhof. „Interessant, wie viele Kameras dort hängen”, berichtet die 66-Jährige, nachdem sie die Notrufe und Überwachungsanlage inspiziert hatte. „Die Unsicherheit ist weg.” Vielleicht fährt sie bald auch U-Bahn.