Boston/Duisburg. Philipp Mucha wohnt in Boston. Doch im Herzen ist er Duisburger – und leidenschaftlicher MSV-Fan. Für die nächste Saison hat er nur einen Wunsch.
Es ist sieben Uhr morgens, und aus einem Haus irgendwo im amerikanischen Boston dringen laute Jubelschreie. Früher waren die Nachbarn verwirrt: Wer um Himmels willen macht so früh am Tage so viel Krach? Heute wundert sich keiner mehr. Alle wissen: Es ist Philipp Mucha. Seit sechs Jahren lebt der promovierte Schiffsbauingenieur in den USA. Aber im Herzen ist er Duisburger geblieben – und vor allem: leidenschaftlicher MSV-Fan.
MSV-Fan in Boston: Die Nachbarn haben sich an (Jubel)Schreie gewöhnt
Die Spiele seiner Zebras verfolgt der 36-Jährige mit seinen drei Kindern Eliza, Odette und Magnus (6, 3 und 8 Jahre alt) im TV. Wegen der Zeitverschiebung (Boston ist sechs Stunden „zurück“) sitzen die Muchas oft schon in aller Frühe vor dem Fernseher, feuern den MSV lautstark an. Daran hat sich inzwischen auch die Nachbarschaft gewöhnt. Wobei es in der vergangenen Spielzeit meistens still blieb bei der Familie. „Zu jubeln gab es ja nicht viel.“
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Der Abstieg in die Regionalliga war für Mucha, der in den USA bei Siemens angestellt ist, besonders schlimm: In der Ferne, zehn Flugstunden von der Heimat entfernt, musste er ohne das gemeinsame Erleben im Stadion auskommen, fand nur online etwas Trost in der virtuellen Zebra-Community. „Das war einfach zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben, was die Mannschaft gezeigt hat. Ich habe sehr gelitten“, beschreibt der 36-Jährige – und spricht damit vielen Zebra-Anhängern aus der Seele.
MSV-Fan Philipp Mucha: „Direkt mit einer Niederlage gestartet“
Seit mehr als 30 Jahren ist der MSV „sein“ Verein. Auch seine Mutter ist Zebra-Fan. Aber es war Muchas Vater, der ihn zum ersten Mal mit ins Wedaustadion nahm. „Das war 1992, ich war vier Jahre alt, und wir haben 0:2 gegen den KSC verloren.“ Er sei also direkt mit einer Niederlage gestartet. „Da weiß man, was einen erwartet“, lacht Mucha.
Der Duisburger ist in Buchholz groß geworden, hatte aber immer besondere Verbindungen in den Norden der Stadt. „Meine Mutter kommt aus Meiderich, mein Großonkel hat beim MSV gespielt, und mein Onkel war lange Jugendtrainer des Vereins“, erzählt Mucha. „Mein Onkel hat immer stolz gesagt, er habe Thomas Strunz trainiert.“ Der spätere deutsche Nationalspieler kickte beim MSV, bevor er einen ersten Profivertrag bekam, wurde 1987 sogar Deutscher Amateurmeister mit den Zebras.
Nur logisch, dass auch der kleine Philipp bei den Meiderichern mitmischen wollte. „Ich habe erst bei Viktoria Buchholz gespielt und mich wohl ganz gut angestellt. Der nächste logische Schritt war für mich, zum MSV zu wechseln.“
Angebot von RWO ausgeschlagen, ohne mit der Wimper zu zucken
Mehrere Jahre lang verstärkte Mucha die E- und D-Jugend des Vereins. Als es für die C-Jugend sportlich nicht ganz reichte, hätte er nach Oberhausen wechseln können. „Ich hatte ein Angebot von RWO, aber ich habe abgesagt, ohne mit der Wimper zu zucken“, erinnert sich der heute 36-Jährige. Für ihn sei es „einfach nicht in Frage gekommen“, ein rot-weißes Trikot anzuziehen.
Und so wird Mucha den Zebras „selbstverständlich!“ auch in der nächsten Saison treu bleiben, glaubt fest an den direkten Wiederaufstieg. Er schaut nach vorne, kann inzwischen selbst dem Abstieg etwas Positives abgewinnen: „Vielleicht war der einfach mal nötig für einen richtigen Neuanfang“, meint er.
Der Wahl-Amerikaner hat einen Traum: Im kommenden Jahr gemeinsam mit den Kids ein Match in der MSV-Arena erleben, am besten natürlich das Aufstiegsspiel. Eines ist ganz wichtig für ihn: Der MSV soll in der Familie bleiben. Denn auch wenn er inzwischen in den USA lebt – im Herzen ist Philipp Mucha Duisburger geblieben. Und leidenschaftlicher Zebra-Fan.