Duisburg. Das italienische Restaurant „Bellini“ bietet mehr als Pizza und Pasta. Kann das gehobene Lokal in Baerl unseren Gastro-Kritiker überzeugen?
Das italienische Restaurant „Bellini“ zählt zu den beliebtesten Lokalen im Duisburger Westen, zumindest wenn man dem Tourismusportal Tripadvisor glaubt. Es wird seit zehn Jahren gemeinsam von Adisa Rogoj und ihrem Lebensgefährten Antonio Mammoliti geführt und feierte im April runden Geburtstag.
Was ist das Besondere an dem Restaurant, das es schon so lange gibt und das viele Stammkunden hat? So viel vorab: Die drei Köche aus Italien zaubern vor allem italienische Klassiker auf den Teller, aber auch saisonale deutsche Gerichte. Es sind „Speisen wie ein Kuss“, verspricht die Internetseite des Restaurants. Zu Recht?
Atmosphäre: Eine Reservierung wird empfohlen, vor allem für den frühen Abend und am Wochenende. Wenn dann am Telefon anfangs nur Italienisch gesprochen wird, wächst die Neugier. Bella Italia in Baerl? Der Abend verspricht, amüsant zu werden. Wir nehmen Platz im großen Wintergarten für mehr als 100 Gäste, dessen Dach bei schönem Wetter geöffnet werden kann. Hier stehen Olivenbaum neben Zitronenbaum, leider alles künstlich. Dabei erscheint die Terrasse hell genug für echte Pflanzen.
Auch die Speisekarte ist in Plastik eingeschweißt. Das passt nicht zum Anspruch einer gehobenen Küche. Die Deko: Weinfässer und ein ausrangierter Vespa-Roller, umfunktioniert zum Regal. Die Korbsessel versprühen mediterranes Flair, sind aber auf Dauer nicht besonders gemütlich.
Irgendwie wirkt vieles gewollt. Hoffentlich ist das Essen besser. Die Innenräume in dem früheren Haus Liesen muten dagegen authentischer an. Hier spürt man, dass es an dieser Stelle schon seit Ewigkeiten ein Restaurant gibt. Drinnen wird vor allem gespeist, wenn es für den Wintergarten zu kalt ist.
„Bellini“ in Duisburg: Die Kellner machen einen guten Job bei bester Laune
Service: Es gibt keinen Mangel an Kellnern. Alle sind freundlich und haben an einem Freitagabend erwartungsgemäß viel zu tun. Es dauert 20 Minuten, bis Wasser auf dem Tisch steht. Der Brotkorb lässt noch länger auf sich warten. Dafür ist der Inhalt selbst gebacken und schmeckt richtig lecker. Irgendwann kommt auch der Aperitif.
Ein Bellini sollte es sein. Das liegt auf der Hand bei dem Restaurant, das der Italiener Mammoliti vor vielen Jahren nach dem Cocktailklassiker benannt hat. Es gibt sogar zwei Varianten, jeweils für 8,90 Euro: eine mit Sirup, die immer auf der Karte steht, und eine saisonale mit frischem Pfirsich – aber nicht püriert, wie es sich gehört, sondern in Stückchen. Beim Bellini hat das Bellini offensichtlich Nachholbedarf.
Der Service ist aufmerksam und hat Spaß an der Arbeit. Es wird viel gelacht, was für ein gutes Betriebsklima spricht. Leider gibt es keine Erklärungen zu dem, was serviert wird. Ein Hugo wandert schon mal von Tafel zu Tafel, bis er den Besteller findet. Italienisches Laissez faire eben.
Angebot und Geschmack: Mal schauen, ob der Vorspeisenteller Bellini für 17,90 Euro besser schmeckt als der Cocktail. Auf dem Teller liegt ein Potpourri der italienischen kalten Küche: Vitello Tonnato mit Kalbfleisch, das ein wenig zu dick geschnitten ist. Aber egal, es schmeckt richtig gut. Carpaccio mit kernigem Rindfleisch und Parmesan, der offensichtlich lange genug gereift ist. Rohe Spargelstücke mit rotem Pfeffer und raffinierter Vinaigrette – außergewöhnlich und gelungen. Frisch gegrillte Aubergine und Zucchini, Tomaten, die richtig nach Tomate schmecken, Melone mit aromatischem Schinken, Pilze. Das sind in der Tat Speisen wie ein Kuss.
Das Kalbfleisch mit Thunfischcreme (Vitello Tonnato) und das Rinderfilet mit Parmesan und Rucola (Carpaccio) gibt es für 16,90 Euro auch als eigene Portion. Die Vorspeisen machen Lust auf mehr. Zum Hauptgang: Ein Dauerbrenner auf der Karte sind die hausgemachten Tortelloni mit Rinderfiletspitzen und Pernod-Sahnesauce für 18,90 Euro. Ein sehr ausgewogenes Gericht mit einem Hauch von Anis durch den Schnaps.
Fisch und Fleisch kommen perfekt zubereitet auf den Tisch
Das Zanderfilet für 27,90 Euro schmeckt wie frisch gefangen und ist perfekt gegart. Das Gemüse dazu kommt bissfest daher. Nur die fade Hummersauce macht ihrem Namen keine Ehre. Wer auf Fleisch steht und sich etwas Besonders gönnen möchte, ist beim Tagliata di Manzo mit Rucola und Parmesanraspeln gut aufgehoben. Das Gericht hat mit 38,90 Euro einen stolzen Preis, ist aber jeden Cent wert.
Das 300-Gramm-Roastbeef aus Australien ist zart und kernig, auf den Punkt rosa gegrillt und wird in Scheiben serviert. Ein Genuss – nicht nur in Begleitung einer der Rotweine von der Karte mit ausschließlich italienischen Tropfen. Die Balsamico-Rotweinsauce ist so intensiv, dass das Fleisch kaum dagegen ankommt. Am besten passt die intensive Soße daher zu den Kartoffeln.
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Kommen wir zum Nachtisch. Das Dessert des Hauses (11,90 Euro) bietet verschiedene Leckereien von der Karte. Plötzlich erfährt der genussvolle Abend einen jähen Abbruch. Das Tiramisu ist zu süß. Die Mousse au Chocolat schmeckt wie aus Pulver angerührt. Auch das Tartufo-Eis enttäuscht. Und die Panna cotta mit Erdbeersirup wirkt künstlich. Das ist kein gutes Finale für ein ansonsten perfektes Essen. Oder die Erwartungshaltung nach den tollen Vor- und Hauptspeisen war zu hoch.
Fazit: Das Bellini ist ein guter lokaler Italiener mit gehobener Küche – mal abgesehen vom Nachtisch. Es gibt Nudeln, Pizza, Fisch und Fleisch und eine gute Auswahl italienischer Weine. Jeder sollte auf seine Kosten kommen.
Atmosphäre: 3/5 Punkte
Service: 4/5 Punkte
Angebot und Geschmack: 4/5 Punkte
Preis-Leistungsverhältnis: 4/5 Punkte
Adresse: Hubertusstraße 2, 47199 Duisburg
Telefon: 02841/871 11 oder mobil 0157 59 58 92 30
E-Mail: service@bellini-baerl.de
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 17 bis 23 Uhr, Sonntag 12 bis 21:30 Uhr, Dienstag Ruhetag.
Mehr Informationen: bellini-baerl.de
>> Hinweis der Redaktion:
Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.