Duisburg. Selten waren in Duisburg so viele Arbeitsplätze bedroht wie aktuell. Das prägt die traditionelle Kundgebung des DGB im Landschaftspark am 1. Mai.

In der Duisburger Stahlindustrie stehen bei Thyssenkrupp, den Hüttenwerke-Krupp Mannesmann und Arcelor Mittal Tausende Jobs im Feuer, bei Venator (Homberg) sollen 400 Arbeitsplätze abgebaut werden, die Sana Kliniken stehen vor einer ungewissen Zukunft. An Themen fehlt es nicht bei der traditionellen Kundgebung des DGB am 1. Mai im Landschaftspark Nord (ab 12 Uhr).

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Trefflich also, dass mit Jürgen Kerner die Mai-Rede halten wird. Der zweite Vorsitzende der IG Metall ist immer wieder zu Gast in Duisburg und als Aufsichtsratsmitglied von Thyssenkrupp bestens mit der aktuellen Entwicklung im Unternehmen vertraut. „Er wird die passenden Worte finden“, ist Dieter Lieske sicher.

Gewerkschaften fürchten „massiven Kahlschlag“ in der Stahlindustrie

„Wir machen uns große Sorgen“, sagt der zweite Vorsitzende des DGB in Duisburg, „es droht ein massiver Kahlschlag, der auch die Zulieferer und andere Industrien treffen wird“, fürchtet der langjährige erste Bevollmächtigte der IG Metall. Am 30. April treffen sich die Belegschaften von Thyssenkrupp Steel zur Belegschaftsversammlung in der Schauinsland-Arena. Klarheit über die Zukunft der Standorte wird es da wohl nicht geben. „Aber es werden auch Duisburger Aggregate vom Netz gehen“, ahnt Lieske.

Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall, hält die Mai-Rede im Landschaftspark. Das Bild zeigt ihn beim Stahl-Aktionstag bei Thyssenkrupp Steel im Juni 2023 in Duisburg.
Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall, hält die Mai-Rede im Landschaftspark. Das Bild zeigt ihn beim Stahl-Aktionstag bei Thyssenkrupp Steel im Juni 2023 in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Fast in den Hintergrund tritt angesichts der lokalen Gemengelage das eigentliche DGB-Maithema: die Tarifwende. „Nur noch 57 Prozent der Betriebe in Deutschland unterliegen der Tarifbindung“, erläutert Dieter Hillebrand, er führt derzeit kommissarisch den DGB-Stadtverband für die erkrankte Angelika Wagner.

DGB stellt bundesweit am 1. Mai die Tarifbindung in den Mittelpunkt

Die Gewerkschaften konnten im vergangenen Jahr zwar für rund 12 Millionen Beschäftigte in Deutschland Tarifverträge umsetzen – manche erst nach langen Arbeitskämpfen. „Immer mehr Arbeitnehmern fehlt aber die kollektive Sicherheit eines Tarifvertrages“, bedauert Hillebrand. Darauf werde der DGB rund um den Tag der Arbeit mit Aktionen und Kampagnen hinweisen.

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Wenn Jobs auf der Kippe stehen, sorge das für Verunsicherung, warnen die Gewerkschafter mit Blick auf die anstehende Europawahl. Das treibe Wähler nicht nur in Deutschland zu den Rechtspopulisten, „für die Arbeitnehmerrechte keine Rolle spielen“. Dieter Hillebrand: „Wir müssen als Demokraten gegenhalten, damit sie nicht die EU dominieren. Es gibt genügend Parteien, die Europa nicht infrage stellen.“

DGB-Jugend: Ausbildungsgarantie bleibt ein Thema in Duisburg

Die Ausbildungsgarantie für Jugendliche, bereits Thema im vergangenen Jahr, bleibt ein Anliegen des Gewerkschaftsnachwuchses. Angesichts steigender Mieten steht nun auch das Thema Wohnen auf der Agenda. „Wohnen muss für alle sein“, betont Jugend-Bildungsreferentin Tuğba Bakirci. Sie verweist auf ein Pilotprojekt für ein Azubi-Wohnheim in München.

Nach der Kundgebung startet gegen 13.15 Uhr das beliebte Familienfest. Bei Tanz-, Kunst- und Musik-Angeboten können die jungen Gäste ebenso mitmachen wie beim Bullenreiten der Falken, die Fahrt mit dem Nostalgiezug ist auch bei den Eltern beliebt. Auf der Bühne gibt‘s unter anderem Musik von Sängerin Eylem Atan und Band.