Duisburg. Düsseldorf ist sauer auf die DVG: Trotz Hilfe macht die U79 Probleme. Duisburg hätte mehr Bahnen leihen können, aber diesen Preis zahlen müssen.

Eine Bahn-Leihe sorgt weiter für Zündstoff zwischen Verantwortlichen in Düsseldorf und Duisburg. Wie berichtet, hatte die Rheinbahn der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) zur Stabilisierung des Fahrplans nicht nur zwei, sondern mehr Bahnen für die gemeinsame Linie U79 angeboten – vorerst bis Ende Mai. Die DVG leidet chronisch unter einem Fahrzeugmangel, hatte aber die größere Leihe abgelehnt (wir berichteten). Die Redaktion hat nun aus zuverlässiger Quelle erfahren: Die Rheinbahn hat mehr als 350.000 Euro dafür verlangt, dass sie der DVG für zwei Monate vier Bahnen leiht.

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Zur Einordnung: Die DVG hat gemeinsam mit der Rheinbahn neue Hochflurfahrzeuge bei Siemens Mobility für die gemeinsam betriebene Linie bestellt und muss für 18 Duisburger Bahnen im Gesamtpaket 55 Millionen Euro zahlen. Das sind also rund drei Millionen Euro für eine Bahn – für eine gekaufte, wohl gemerkt, und keine geliehene.

Mehr als 350.000 Miete für vier Fahrzeuge für zwei Monate: Das war der DVG wohl zu viel, sie hat nur zwei Fahrzeuge für entsprechend etwa die Hälfte der Kosten geliehen.

U79: DVG hat weiter Probleme trotz Hilfe aus Düsseldorf

Die Verkehrsgesellschaft macht zu Vertragsdetails keine Angaben, hat aber aktuell ein Problem: Sie war sich sicher, dass sie mit den beiden geliehenen Bahnen den Einsatz von schnell überfüllten Solowagen verhindern kann. Dies hat sich zuletzt allerdings als Fehleinschätzung erwiesen, wie DVG-Sprecher Ingo Blazejewski auf Nachfrage einräumen muss.

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Es seien leider ungeplante Fahrzeugausfälle zu beklagen gewesen, „die Reparaturen in der Werkstatt erforderten“, erklärt Blazejewski. Zum Beispiel habe es in der vergangenen Woche einen Stromabnehmerabriss an einer Bahn wegen einer beschädigten Fahrleitung auf Düsseldorfer Stadtgebiet gegeben. „Alle Kurse sind bedient worden, kein Kurs ist ausgefallen“, so der DVG-Sprecher, „aber es waren auch deshalb Solowagen unterwegs.“

Ärger über Solowagen

Dies hat die Düsseldorfer schon in der Vergangenheit geärgert – und nun vor dem Hintergrund eines größeren Leihangebots an die DVG erst recht. „Spätestens in Kaiserswerth sind die Bahnen total überfüllt“, hatte Norbert Czerwinski (Grüne), Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses in der Landeshauptstadt, immer wieder betont.

Er ist jetzt richtig sauer: „Es ist ein unhaltbarer Zustand.“ Die Rheinbahn wolle helfen, um die Probleme auf der U79-Linie zu beheben, könne die Bahnen aber auch nicht umsonst verleihen. Czerwinski will nun dem Vorsitzenden des Duisburger Fachausschusses, Bruno Sagurna, gleichzeitig Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, einen Brandbrief schreiben und sich mit ihm über das leidige Thema austauschen.

Bruno Sagurna, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr in Duisburg und gleichzeitig Chef der SPD-Ratsfraktion, soll wegen der Situation auf der U79 einen Brandbrief aus Düsseldorf erhalten.
Bruno Sagurna, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr in Duisburg und gleichzeitig Chef der SPD-Ratsfraktion, soll wegen der Situation auf der U79 einen Brandbrief aus Düsseldorf erhalten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Es ist nicht das erste Mal, dass man in Düsseldorf wegen der U79 sauer auf die Nachbarstadt ist. Schon Anfang 2023 sagte Czerwinski: „Ich kann nicht sehen, dass Duisburg irgendetwas unternimmt, um die Situation auf der Linie zu verbessern.“ Auch Ralf Lüdeking, Betriebsleiter der Rheinbahn, hatte damals seinem Ärger im Düsseldorfer Ausschuss freien Lauf gelassen: Die DVG brauche viel zu lange, um ihre Bahnen auf die neue Zugsicherung für Tunnelfahrten umzurüsten.

Immer wieder Ausfälle durch alte und zunehmend störanfällige Fahrzeuge

Duisburg hatte diese Maßnahme immer als einen der Hauptgründe für den Fahrzeugmangel auf der Linie U79 herangezogen. Zuletzt hieß es, dass die Umrüstung Ende 2024 abgeschlossen sei. Doch aufgrund der vielen Ausfälle der immer störungsanfälligeren Stadtbahnen des Typs B80 aus den Jahren 1983 bis 1985 muss die DVG laut ihres Sprechers aktuell täglich Prioritäten setzen, um Fahrzeuge wieder auf die Strecke schicken zu können. Deshalb sei eine schnellstmögliche Reparatur in der Regel wichtiger als eine geplante Umrüstung, die dann verschoben werden müsse.

Bereits seit dem 7. November 2022 ist die DVG nicht mehr in der Lage, in Duisburg einen Zehn-Minuten-Takt zu den Stoßzeiten auf der Linie zu bewerkstelligen. Die U79-Bahnen fahren hier durchgängig alle 15 Minuten. Eine einst geplante Rückkehr zum Ursprungstakt ist vorerst nicht möglich.

Bitter: Die dringend benötigten neuen Bahnen lassen deutlich länger als ursprünglich angekündigt auf sich warten. Die erste Lieferung wird frühestens im ersten Quartal 2026 erwartet.

Situation soll sich wieder stabilisieren

So kann sich DVG-Sprecher Ingo Blazejewski derzeit nur in Durchhalteparolen üben: „Wir haben die Situation stetig im Blick und arbeiten fortlaufend daran, um die Zuverlässigkeit auf der U79 zu gewährleisten.“ Er gehe davon aus, dass sich die Lage in dieser Woche stabilisieren wird.

In Düsseldorf und bei der Rheinbahn wird man dies mit Sicherheit genau verfolgen.