Duisburg. Stargeiger David Garrett zeigt in Duisburg vollen Einsatz. Wie kommt es bei den Zuschauern an? Ein Fan macht ihm ein romantisches Geschenk.
Strahlend lächelt David Garrett von der Bühne der zu gut Dreivierteln ausverkauften Mercatorhalle. Der in ebenso schlichtem wie lässigem Schwarz gekleidete Stargeiger machte auf seiner weltweiten „Iconic Tour“ Halt in Duisburg. Auf dem Programm standen fast ausschließlich klassische Kompositionen, ergänzt durch einige Ausflüge in die Folklore.
Schon mit dem ersten Stück zeigte der Musiker, warum er so überaus populär ist. Die eher unbekannte „Sicilienne“ der Komponistin Maria Theresia von Paradis machte er zu einem Seelenwärmer, der den Wunsch weckte, umarmt zu werden oder zu umarmen.
Bei seiner „Iconic Tour“ spielt Garrett verstärkt und steht nur mit dem Gitarristen Franck van der Heijden und dem E-Bassisten Rogier van Wegberg auf der Bühne. Ein Kammerorchester ist trotzdem zu hören – mit vorproduzierten Einspielern. Das kann man als Zugeständnis an Hörgewohnheiten sehen, ist aber gerade im vorderen Teil der Halle recht laut und ein wenig wabernd.
David Garrett in Duisburg: Publikum reagiert immer wieder mit Begeisterung
Sein Programm ist inspiriert von Geigern wie Fritz Kreisler, Jascha Heifetz, Fritz Kreisler oder Itzhak Perlman, die allesamt die Helden seiner Jugend sind. Viel Intimes ist da zu hören wie Robert Schumanns „Träumerei“ aus den „Kinderszenen“ oder „Aprés un Rève“ von Gabriel Urbain Fauré.
Garrett lässt seine Guarneri-del-Gesù-Violine von 1734 voller Wärme und mit viel Vibrato singen. Das mag manchmal die Grenze zum Kitsch streifen. Aber der Mensch braucht auch dieses Wohlgefühl. Und wenn es mit der Perfektion eines David Garrett angeboten wird, greift man gerne zu. Das Publikum reagierte jedenfalls mit herzlichem Beifall, der immer wieder in Begeisterung kulminierte.
Daneben gibt es auch den energiegeladenen, ekstatischen David Garrett. Beim „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saéns tanzt er mit seinem Instrument, Strähnen seiner zum Zopf gebundenen blonden Mähne fallen ihm ins Gesicht. Seine Interpretation ist frech und voller Lebenshunger. Jubelrufe kommentieren den Parforceritt. Die Begeisterung steigert sich noch ein paar Minuten später bei seinem rasanten Arrangement von Mozarts „A La Turca“. Dieser Klassiker aus seinem Repertoire wirkte umso furioser, weil er vorher den irischen Folksong „Danny Boy“ mit bittrer Süße gespielt hatte. Danach lässt er es mit Vivaldis „Sommer“ gewittrig blitzen und krachen. Unter stehenden Ovationen geht er in die Pause.
Rote Rosen für den Stargeiger
Während seines Konzertes beantwortet David Garrett auch Publikumsfragen, die ihn online erreicht haben. Welcher Versuchung er nicht widerstehen könne, will Sandra wissen. „Schokolade“, lautet die etwas zögerliche Antwort. Und seine Lieblingsstücke? „Immer die, die ich gerade vorbereite.“ Und natürlich Beethovens Violinkonzerte, merkt er an.
Der zweite Teil des Abends ist zunächst ruhig und voller sehnsüchtiger Melodien. Dvoraks „Allegro Moderato“ und Schuberts „Ave Maria“ sind die Höhepunkte dieser Seite des Geigers. Dann verschärft er das Tempo. Beim ursprünglich für Piano geschriebenen „Asturias“ lässt er den Bogen auf den Saiten tanzen und vibrieren. Dafür gibt es nicht nur stürmischen Beifall, sondern auch einen großen Strauß roter Rosen von einer Besucherin. Garrett hält das Tempo weiter hoch, wird beim lateinamerikanischen „Tico Tico“ und dem Crossover-Stück „Furious“ seines Gitarristen zum wahren Teufelsgeiger.
Nach zwei Stunden entlässt er mit der Partisanenhymne „Bella Ciao“ ein beseeltes, glückliches Publikum. David Garrett hat alle Erwartungen erfüllt. Aber: Pressefotos von dem Auftritt gibt es aufgrund der strengen Richtlinien des Konzertveranstalters nicht.
>>Nicht der erste Besuch in Duisburg
Der mit zahlreichen Preisen – unter anderem dem Europäischen Kulturpreis Taurus und dem Echo Klassik – ausgezeichnete Geigen-Virtuose wurde 1980 in Aachen geboren.
Seine Eltern sind der Geigenhändler Georg Paul Bongartz und die amerikanische Primaballerina Dove-Maria Garrett. Garrett gehört international zu den populärsten Geigern.
In Duisburg war er erstmals im Jahr 2007 zu hören bei einem Open-Air-Konzert mit den Duisburger Philharmonikern. Auf dem Programm standen u.a. Beethoven und Metallica.