Duisburg. Mit der Currywurst im Glas wurde Marco Peters in der „Höhle der Löwen“ bei Vox berühmt und gefeiert. Es folgt ein tiefer Fall mit traurigem Ende.
Es beginnt wie ein TV-Märchen: Marco Peters aus Duisburg steht 2021 mit seiner Currywurst im Glas in der „Höhle der Löwen“. Bei der Vox-Gründershow rührt der Familienvater in einer existenziellen Krise mit seiner kämpferischen Art die Zuschauer und überzeugt die prominenten Investoren. Seine Currywurst bricht anschließend Rekorde und verkauft sich millionenfach. Was wie eine Erfolgsgeschichte klingt, endet ohne Happy End: Die „Iss doch Wurscht GmbH“ hat Insolvenz angemeldet.
Ende März ist beim Amtsgericht in Duisburg wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. „Iss doch Wurscht war meine große Liebe“, sagt der Duisburger. Vor 14 Jahren gegründet, erhielt er einst sogar die Auszeichnung für die beste Currywurst in NRW. Jetzt hat er seine Firma aufgegeben und ist auch kein Gesellschafter mehr.
Vom Markt verschwinden seine Produkte aber nicht: Markenrechte und Rezepte gehen an Müllers Feinkost-Manufaktur, die zuvor schon Produzent der Currywurst im Glas war. „Ich bleibe weiter das Gesicht der Marke“, erklärt der 52-Jährige, der als Berater an der Produktentwicklung beteiligt ist und dafür ein Honorar erhält. Der große Traum vom eigenen Familienunternehmen ist aber geplatzt und der Duisburger blickt mit gemischten Gefühlen auf den rasanten Aufstieg und den tiefen Fall zurück.
Höhle der Löwen: Marco Peters erlebt Katapultstart mit Millionenumsatz
Die Vox-Gründersendung „Die Höhle der Löwen“ war wie ein Turbo. Ohne Sicherheitsgurt ging es auf die Überholspur. Nach der ersten Ausstrahlung und innerhalb von nur sechs Monaten hatte Peters mit seinem Investor Ralf Dümmel schon 1,1 Millionen Gläser mit der Currywurst verkauft. Das ergibt einen Handelsumsatz von weit über vier Millionen Euro. Auf dem Teleshopping-Kanal QVC macht die Wurst 23.500 Euro Umsatz – in nur 60 Sekunden.
Doch dann gibt es plötzlich Schwierigkeiten. Der Angriffskrieg auf die Ukraine führt zu einer Preisexplosion, der nach dem Höhlen-Deal geschlossene Kooperationsvertrag endet. Die Currywurst aus dem Glas verschwindet aus den Supermarktregalen. Es folgen Lieferprobleme und der Currywurst-König steht über Monate ohne Wurst da. Auch die Suche nach Produzenten, für eine deutlich geringere Stückzahl, aber ohne Abstriche in der Qualität, gestaltet sich schwierig. „Es ist einem über den Kopf gewachsen“, sagt der Gründer.
„Viele haben geglaubt, man fährt das Geld mit der Schubkarre nach Hause“
Während Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel in der mittlerweile 15. Staffel der Erfolgssendung nach neuen Gründern und Ideen suchen, stehe Marco Peters heute alleine da. „Viele, die sich mit mir gesonnt haben, haben sich im Schatten weggedreht.“ Plötzlich und „von einem Tag auf den anderen“ war der Traum vorbei. Sein Lebenswerk hatte er mit dem Erfolg in der Gründershow ein Stück weit aus der Hand gegeben: „Man ist auf Dritte angewiesen“, sagt er.
Die Sendung hat einen sympathischen Nobody in kurzer Zeit sehr populär gemacht. „Viele haben geglaubt, man fährt das Geld mit der Schubkarre nach Hause.“ Der Wahrheit entspreche dies nicht: „Ich habe mehr erreicht als ich jemals wollte, aber Jahre später stehe ich mit weniger da, als ich angefangen habe“, sagt der Gründer. So trauert er auch der Abgabe seines geliebten Foodtrucks hinterher, mit dem er in Duisburg unterwegs war.
Nach „Iss doch Wurscht“-Insolvenz: Wie geht es für Marco Peters weiter?
Das unschöne Ende habe ihn „sehr mitgenommen“. Er musste seinen Sohn entlassen, der glücklicherweise schnell einen neuen Job gefunden hat. „Der Moment, die Kündigung zu schreiben, hat mir sehr zugesetzt“, erklärt der Familienvater. Die Erfahrungen der vergangenen Monate, und das hört man an seiner Stimme, haben Spuren hinterlassen. „Ich hatte das erste Mal das Gefühl, ich komme hier nicht alleine raus. Ich hatte mich völlig aufgegeben.“
Seine Familie und Freunde sind es, die ihn in dieser Situation stützen und nach vorne blicken lassen. „Da sind Menschen, die glauben an dich.“ Heute sehe er deshalb wieder positiv. Zukünftig möchte Peters junge Gründer beraten und als Coach auftreten. So sollen andere von seinen Fehlern in der Selbstständigkeit lernen.
Und noch immer gibt es die Currywurst im Glas, die ihm so viel bedeutet hat. Die Marke „Iss doch Wurscht“, die er aus dem Nichts aufgebaut hat und die letztlich auch eng mit seiner Person verknüpft ist, wird in seinem Sinne fortgeführt. Das Online-Geschäft laufe gut und an dem Weg zurück in den Supermarkt werde gearbeitet. „Ich bin noch nicht der, der ich mal war, ich bin aber auf dem Weg dahin“, sagt er kämpferisch.
>> DUISBURGER GRÜNDER HAT EIN BUCH GESCHRIEBEN
- Um sein Scheitern zu verarbeiten, hat der Duisburger Currywurst-König ein Buch geschrieben. Auf 192 Seiten spricht er über seinen Aufstieg und den Fall.
- Das E-Book gibt es für 3,99 Euro bei Amazon und trägt den Titel: „Aus der Hölle in die Höhle und zurück“. Es offenbare die rohe, ungeschönte Wahrheit über den Traum von der Selbstständigkeit.