Duisburg-Neudorf. Laura Montenbruck ist Schiedsrichterin – eine von wenigen. Wie sie sich auf dem Fußballplatz durchsetzt und sexistische Sprüche kontert.

Laura Montenbruck ist eine sportliche junge Frau. Ihr Lächeln ist offen, ihre Art hat etwas Freundschaftliches. Doch die 22-Jährige kann auch anders: Sie ist Schiedsrichterin und muss sich durchsetzen können. Auch mal gegen die vermeintlich ganz harten Jungs.

Schiedsrichterin Laura Montenbruck: „Nicht zurückweichen!“

„Manche nehmen mich erstmal nicht ernst. Aber wenn du die erste Gelbe Karte wegen Meckerns gegeben hast, ändert sich das schnell“, erzählt Montenbruck. Sie ist eine von nur 130 Schiedsrichterinnen im Fußballverband Niederrhein (FVN). Insgesamt sind 2700 Referees für den FVN im Einsatz. Das heißt, nur jeder 20. Schiri im Verband ist weiblich. Fußball scheint in vielen Bereichen eben doch noch ein Männerding zu sein.

Schiedsrichterin Laura Montenbruck bei einer Begegnung der männlichen B-Jugend. Um Spiele professionell leiten zu können, hat die Duisburgerin einen Schiedsrichter-Lehrgang für Frauen und Mädchen an der Sportschule Wedau absolviert.
Schiedsrichterin Laura Montenbruck bei einer Begegnung der männlichen B-Jugend. Um Spiele professionell leiten zu können, hat die Duisburgerin einen Schiedsrichter-Lehrgang für Frauen und Mädchen an der Sportschule Wedau absolviert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Laura Montenbruck stört das nicht. Sie weiß, wie sie sich den nötigen Respekt verschafft, setzt auf dem Platz nicht nur Karten ein, sondern auch ihre Körpersprache: Ihre kleinen Gesten und die selbstbewusste, aufrechte Haltung signalisieren Entschlossenheit. „Man muss durchgreifen und gerade stehen, nicht zurückweichen, auch wenn die Spieler teilweise größer sind als ich“, beschreibt die Schiedsrichterin.

Dumme Sprüche bringen sie nicht aus der Fassung

Und trotzdem: Als Frau unter Männern muss sich die 22-Jährige schon mal den einen oder anderen sexistischen Spruch anhören, gerade auch von den Eltern der jugendlichen Kicker auf dem Platz. „Sie rufen: Frauen gehören in die Küche oder so etwas.“ Laura Montenbruck zuckt mit den Schultern. Davon nimmt sich die junge Duisburgerin nichts an.

Auf dem Platz setzt Laura Montenbruck nicht nur Karten, sondern auch ihre Körpersprache ein.
Auf dem Platz setzt Laura Montenbruck nicht nur Karten, sondern auch ihre Körpersprache ein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ganz anders der Fußballverband: Der duldet Beleidigungen nicht. Grundsätzlich können Spieler, Trainer oder auch Vereine ermahnt oder bestraft werden, wenn Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen angegangen werden. Auch Laura Montenbruck war schon mal bei einer offiziellen Aussprache mit dabei, „bei der Spruchkammer, ganz oben im Turm der Sportschule Wedau“, erzählt Laura Montenbruck.

Früh die Liebe zur anderen Seite des Sports entdeckt

Die Duisburgerin liebt den Fußball, hat früher selbst gespielt, erst bei den Jungs von Post SV Blau-Weiß Duisburg, dann im Damen-Team beim Duisburger FV 08. Schon früh entdeckte sie dann auch ihre Leidenschaft für die andere Seite des Sports: „Ich fand Schiris immer cool“, erzählt die junge Frau, die in der Stadtmitte wohnt und unter der Woche als Angestellte im Einzelhandel arbeitet. „Also hab ich mich beim Verband beworben.“

Großer Traum: In den Ligen oben pfeifen

Das bisher schönste Erlebnis der Duisburgerin: „Als ich 2019 als vierte Offizielle im Talentkader dabei war, vor großer Kulisse.“
Das bisher schönste Erlebnis der Duisburgerin: „Als ich 2019 als vierte Offizielle im Talentkader dabei war, vor großer Kulisse.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nach mehreren Lehrgängen und Tests – Referees müssen nicht nur gut über die Fußball-Regeln Bescheid wissen, sondern auch fit sein und schnell und ausdauernd laufen können – war es dann so weit: Montenbruck betrat den Rasen erstmals nicht als Spielerin, sondern mit der Pfeife in der Hand. Ihr bisher schönstes Erlebnis: „Als ich 2019 als vierte Offizielle im Talentkader dabei war, vor großer Kulisse.“

In einem richtigen Stadion aufzulaufen, das sei schon etwas Besonderes, schwärmt die junge Frau. Ihr Traum wäre deswegen, ganz weit oben mitzuspielen, in der dritten Liga vielleicht. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber Laura Montenbruck weicht nicht zurück. Sie geht voran. Als Frau, mit Selbstbewusstsein und Entschlossenheit.

So werden Mädchen und Frauen Schiedsrichter

  • Um mehr Frauen für das Schiedsrichter-Amt zu gewinnen, bietet der FVN in der Sportschule Wedau spezielle Lehrgänge nur für Mädchen und Frauen an. Neben der klassischen Schiri-Ausbildung erhalten die jungen Frauen hier Antworten auf ihre individuellen Fragen, erklärt ein FVN-Sprecher. Spezielle Unterrichtseinheiten gebe es für die Teilnehmerinnen aber nicht.
  • Der Fußballverband Niederrhein bietet Interessierten mehrere Möglichkeiten an, Schiedsrichter zu werden. So sind kompakte Seminare ebenso möglich wie hybride Lehrgänge, die digital und in Präsenz stattfinden.
  • Alle Infos zu den verschiedenen Lehrgängen gibt es auf www.werdeschiedsrichter.de
  • Für ihren Einsatz erhalten Schiedsrichter im FVN Aufwandsentschädigungen zwischen 20 Euro bei Jugendspielen, 30 Euro in der Kreisliga, 80 Euro in der Oberliga Niederrhein und 5000 Euro in der Bundesliga.