Duisburg. 2500 Fans begleiteten ihren MSV zum Derby nach Essen. Einen Sonderzug gab es diesmal nicht. Wie groß war das Chaos am Duisburger Hauptbahnhof?

Wenn sich die Fans des MSV Duisburg auf den Weg zum Derby bei Rot-Weiss Essen machen, ist die Fahrt normalerweise gut geregelt. Erst geht’s in den Sonderzug, dann in den Shuttlebus. Beim Spiel am Sonntag war allerdings erstmal nichts normal: Wegen einer Streckensperrung gab es keine Direktverbindung zwischen Duisburg und Essen. Die MSV-Fans mussten den Schienenersatzverkehr nutzen – oder sich mit dem Auto Richtung Hafenstraße aufmachen.

MSV-Fans auf dem Weg zum Derby: „Hoffentlich sind die Busse nicht so voll“

Andre Goudbeek und sein Sohn Leon haben sich aus Kevelaer auf den Weg gemacht, um ihren MSV beim Derby in Essen zu unterstützen.
Andre Goudbeek und sein Sohn Leon haben sich aus Kevelaer auf den Weg gemacht, um ihren MSV beim Derby in Essen zu unterstützen. © WAZ | Tina Halberschmidt

„Mit dem Pkw wäre es uns aber zu blöd gewesen, man soll da ja auch nicht gut parken können“, sagt Andre Goudbeek. Er und sein Sohn sind am Sonntagvormittag vom Niederrhein aus gestartet, um im RWE-Stadion dabei sein zu können. „Wir sind von Kevelaer nach Krefeld, dann von Krefeld nach Duisburg und wollen nun mit dem Bus von Duisburg nach Essen“, erklärt Andre Goudbeek lachend.

Auch interessant

Der Frust der MSV-Fans entlädt sich auf dem Heimfahrt im Fanbus. Fans randalieren, Scheiben gehen zu Bruch.
Von Tina Halberschmidt, Iris Müller, Katrin Böcker, Janet Lindgens, Gerd Niewerth

Der 52-Jährige ist dem MSV seit vielen Jahren treu, auch sein 21-jähriger Sohn liebt die Zebras „seit seiner Geburt“. Jetzt hoffen die beiden, dass „die Busse nicht so voll sind“. Sie marschieren Richtung Ersatz-Haltestelle.

„Wo hält denn nun der Bus Richtung Essen?“

Hier stehen noch einige andere Duisburger Fans, aber auch ganz „normale“ Passagiere ohne Trikot oder Bierflasche – und sehen sich teils ratlos um. „Wo hält denn nun der Bus Richtung Essen?“, fragt eine Frau im weißen Mantel. Ein Paar schiebt seine Koffer hin und her. Die beiden wollen weiter nach Paderborn. „Aber wie sollen wir jetzt dahin kommen?“

Der freundliche Ordner, der ganz vorne an der Haltestelle steht, hat alle Hände voll zu tun. „Dabei ist das eigentlich gar nicht meine Aufgabe“, sagt der Mann. Er arbeite nämlich für das Verkehrsunternehmen Vias und betreue diejenigen, die mit dem SEV nach Oberhausen wollten. „Trotzdem fragen alle immer uns.“ Die anderen Verkehrsgesellschaften hätten nämlich niemanden im Einsatz, der bei der Suche nach dem richtigen Bus unterstützen würde.

Busse ließen Rollstuhlfahrerin stehen

Weil Anne Wagner im Rollstuhl sitzt, hat sie zwei SEV-Busse nach Essen verpasst. Zu viele MSV-Fans und andere Reisende hatten sich vor ihr in den Bus gedrängt.
Weil Anne Wagner im Rollstuhl sitzt, hat sie zwei SEV-Busse nach Essen verpasst. Zu viele MSV-Fans und andere Reisende hatten sich vor ihr in den Bus gedrängt. © WAZ | Tina Halberschmidt

Darüber ärgert sich auch Anne Wagner. Eigentlich wollte sich die 54-Jährige nur einen schönen Vormittag auf dem Trödelmarkt in Duisburg-Rheinhausen machen. Doch jetzt kommt die Essenerin nicht nach Rüttenscheid zurück – weil sie im Rollstuhl sitzt.

Zwei SEV-Busse sind bereits ohne sie abgefahren. Zu viele MSV-Fans und andere Passagiere, die in den Bus drängten, ließen ihr keine Chance. „Warum setzen sie hier nicht auch Ordner ein?“, ärgert sich die Frau. „Oder Sonderbusse nach Essen!“, pflichtet ihr ein MSV-Fan bei. „Gegen Bielefeld ging das ja auch!“

MSV-Fans aus Serm: „Hier geht es noch ganz gesittet zu“

Noch sind Alex und Carsten (von links) aus Serm ganz entspannt. „Aber mal sehen, was uns in Essen erwartet“, sagen die beiden.
Noch sind Alex und Carsten (von links) aus Serm ganz entspannt. „Aber mal sehen, was uns in Essen erwartet“, sagen die beiden. © WAZ | Tina Halberschmidt

Insgesamt blieb es aber eher ruhig an der Mercatorstraße. Viele Zebra-Anhänger waren wohl doch mit dem Auto nach Essen gefahren. „Ja, hier geht es wirklich ganz gesittet zu“, sagen auch Alex und Carsten aus Serm. Zum Hauptbahnhof haben sie sich fahren lassen. Jetzt steigen der 24- und der 33-Jährige in den Bus, der sie weiter Richtung Essen bringen soll. Noch sind sie entspannt: „Mal sehen, was uns dort erwartet.“