Duisburg-Friemersheim. Helfer des Reparatur-Cafés bringen Geräte, Kleidung und Co. wieder in Schuss. Vieles lässt sich aber auch zu Hause reparieren – mit diesen Tipps.
Wären die Kabel nicht „abgedreht wie ein Karussell“ gewesen, hätten wohl zwei Handgriffe gereicht, um die alte Stehlampe zu reparieren. So musste Heinz Gant das antike Stück auseinanderschrauben und ein neues Kabel durch den hohen Fuß fädeln. Bedeutet eine Stunde Friemelarbeit, „aber alte Sachen sind ja meine Spezialität“, scherzt der Tüftler.
Jetzt hat sich die Lampe genug gesträubt. Gant setzt den Schirm auf, dreht die Birne ins Gewinde, steckt den Stecker in die Dose. Schluss mit lustig. Die Lampe leuchtet, ihr Besitzer strahlt: „Zack, wie neu.“ Den ruhigen Händen des 92-Jährigen sei Dank.
Reparatur-Café in Duisburg: Ehrenamtler helfen kostenlos, aber fachmännisch
Davon gibt es im Reparatur-Café in Duisburg-Friemersheim noch mehr. Rund ein Dutzend Helfer des Nachbarschaftsvereins bringen Defektes wieder in Schuss, und zwar jeden zweiten Mittwoch im Monat. Ihre Hilfe ist kostenlos – und sogar fachmännisch: „Die meisten Ehrenamtler sind Rentner, aber gelernte und langjährige Handwerker“, sagt Café-Koordinator Wolfgang Grimm.
Mit Lampen kommen Besucher ganz oft zum Reparatur-Café, wenn auch etwas seltener mit so antiken Stücken wie das, das Heinz Gant repariert hat. Generell würden viele Elektrogeräte wie Mixer, CD-Player, Rasierer und Computer abgegeben. Und Grimm findet es gut, dass die Menschen damit zum Café kommen, „denn es kann schnell gefährlich werden, wenn Laien an Elektronik herumbasteln.“
Die Ehrenamtler bringen die Technik in manchen Fällen schon damit zum Laufen, dass sie ein Kabel, den Stecker oder Akku tauschen. Deswegen haben sie auch einige Ersatzteile in den Räumen im DRK-Haus an der Kaiserstraße gelagert: „Wir wollen ja schnell helfen und es soll nicht jemand ewig warten oder noch mal wiederkommen müssen, nur weil ein Stecker fehlt.“
Reparieren statt wegwerfen: Tipps vom Experten
Damit beginnen die Tipps von Wolfgang Grimm, die man auch zu Hause umsetzen kann, um nicht direkt alles wegzuwerfen. Schritt eins: Prüfen, ob der Stecker richtig in der Steckdose steckt. „Dass der nicht richtig drin ist und die Leute meinen, das Gerät sei kaputt, kommt häufiger vor, als man denkt.“
Ähnlich banal und trotzdem wichtig ist Schritt zwei: Das Gerät ordentlich säubern. „In vielen Geräten sammelt sich Schmutz, zum Beispiel Haare im Rasierer oder Staub im Föhn. Und wenn der nicht entfernt wird, kann er irgendwann das Gerät verstopfen“, erklärt Grimm.
Bei einigen Maschinen kann Schritt drei helfen: Öl oder Schmiermittel auftragen. Der gelernte Elektromechaniker meint: „Wenn man Jahre lang keinen Tropfen Öl in die Nähmaschine kippt, funktioniert sie irgendwann nicht mehr, das ist klar.“ Eine Heckenschere könne mit Schmiermittel wieder flott gemacht werden. „Dafür kann man sich einfach im Baumarkt beraten lassen, welches Mittel am besten passt.“
Vorsicht bei Elektro-Geräten: Kabel öffnen „müssen Fachleute machen“
Schritt vier ist mit einem Tipp verbunden, den man befolgen sollte, auch wenn das Gerät noch funktioniert: „Oft sind Wackelkontakte oder kaputte Kabel für Ausfälle verantwortlich. Deswegen sollte man zum Beispiel bei einem Stabmixer das Kabel nicht zu fest umwickeln und knicken.“ Auch sollten Stecker nie am Kabel aus der Dose gezogen werden.
Ein Stecker oder ein Ladekabel könnten Laien einfach zu Hause austauschen. Ebenso sei es sinnvoll, bei Elektrogeräten mit Akku mal einen anderen Akku auszuprobieren. In vielen Haushalten fehle aber das nötige Werkzeug, um Geräte und Maschinen zu öffnen. Und Grimm rät auf jeden Fall davon ab, Kabel selbst zu öffnen: „Das müssen Fachleute machen.“
Eine beliebte Anlaufstelle ist das Reparatur-Café für Sammler, die uralte Geräte wieder auffrischen wollen. „Deswegen machen wir anderen Händlern in der Umgebung auch keine Konkurrenz“, sagt Grimm: „Wir reparieren ja vor allem Dinge, die Händler gar nicht anpacken oder für die es nur schwer Ersatzteile gibt.“
Antike Schreibmaschine: So funktioniert sie wieder
So einen Fall hat zum Beispiel der ausgebildete Elektriker Klaus-Dieter Hanenberg auf dem Tisch: Eine Underwood-Schreibmaschine aus dem Jahr 1919. Der Tüftler hämmert auf die L-Taste wie ein Specht mit seinem Schnabel gegen das Holz, doch die Type erreicht das Farbband nicht. „Kein Wunder, der Riemen ist durchgerissen“, ruft er.
Zum Glück gibts im Nachbarschaftsverein auch Textil-Experten. Besser gesagt: eine Expertin, nämlich Cornelia Hermes. Sie entfernt nicht nur Föhn-Verbrennung aus Schlafanzügen und lässt Mottenlöcher aus Kaschmir-Pullovern verschwinden – sie näht auch mal eben ein altes Farbband aus 1919 zusammen.
Hanenberg nimmt die Spulen von der Maschine, wickelt das Band neu auf, spannt es richtig fest. Ein vorsichtiges Tasten – das L erscheint auf Papier, wenn auch recht blass. „Na, die Maschine macht immerhin mehr als eben“, lacht er. Cornelia Hermes klingt optimistischer: „Der Riemen läuft doch super.“
>> Reparatur-Café Friemersheim: Adresse, Öffnungszeiten und Erfolgsquote
- Elektronik, Bekleidung, Spielzeug, Möbel – die Ehrenamtler des Reparatur-Cafés nehmen fast alles an, und vieles funktioniert danach auch wieder, sagt Wolfgang Grimm: „Die Erfolgsquote liegt bei mehr als zwei Drittel.“
- Es gibt zwei Einschränkungen: Nicht angenommen werden Kaffeevollautomaten. „Es würde drei bis vier Stunden dauern, die zu repapieren, und das würde den Rahmen sprengen.“ Aus Sicherheitsgründen arbeiten die Ehrenamtler auch nicht an Mikrowellen und Wärmekissen.
- Seit acht Jahren organisiert der Nachbarschaftsverein Friemersheim das Reparatur-Café im DRK-Haus (Kaiserstraße 51a). Es öffnet jeden zweiten Mittwoch im Monat von 14.30 bis 17.30 Uhr. Der nächste Termin ist Mittwoch, 10. April.
- Ähnliche Projekte gibt es zum Beispiel in Rumeln-Kaldenhausen und Homberg.