Duisburg. Große Teile der Bibliothek Rheinhausen sind im schlechten Zustand. Das soll sich nun ändern – durch eine 5,7 Millionen Euro teure Sanierung.
Milchige Fenster, abgebröckelter Innenputz und Rauchschäden an der Decke zeigen, dass sich an der Bezirksbibliothek Rheinhausen wenig getan hat seit der Eröffnung 1971. Neben den Schönheitsfehlern gibt es aber auch Mängel, die Mitarbeiter und Besucher viele Nerven kosten.
Wenn Bibliotheksleiterin Jutta Flaßhove die Probleme und Mängel vor Ort präsentiert, wird daraus ein Rundgang durchs ganze Gebäude, angefangen mit dem größten Sorgenkind: dem Dach. Schon unter dem Vordach des Haupteingangs sagt Jutta Flaßhove: „Wenn ich hier bei Regen stehe, werde ich nass.“
Bibliothek Rheinhausen hat Mängel: Dach ist größtes Problem
Links vorbei am Empfang kommen Besucher in die Kinderbibliothek. Direkt hinter der Pforte steht ein Regal schief im Raum – ganz bewusst, um dem Wasser auszuweichen, das schon mal von der Decke tropft. Solche Stellen gebe es überall im Gebäude: „Jedes Mal, wenn es regnet, gehe ich durch die Bibliothek und stelle Eimer auf“, erklärt die Leiterin.
Unter vielen Dachpappen hätten sich Hohlräume gebildet, die sich bei Regen mit Wasser füllen. „Unter vielen Pappen kommt Flüssigkeit hervor, wenn man drauftritt“, berichtet Flaßhove. Viel sei geflickt, das helfe aber nicht mehr. Kurzum: „Das Dach ist komplett kaputt.“
Bezirksbibliotheken im Duisburger Westen werden saniert
Doch Jutta Flaßhove und ihre Kollegen dürfen auf Besserung hoffen: Die Stadt lässt beide Bezirksbibliotheken im Duisburger Westen sanieren. In Hochheide werden die Toiletten ausgebessert und umgebaut sowie Deckenpaneele und elektrische Anlagen erneuert.
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Dagegen wirkt der Umbau der Rheinhauser Zweigstelle wie ein Großprojekt – allein finanziell. Während für die Arbeiten in Hochheide insgesamt 824.000 Euro angesetzt sind, werden für die in Rheinhausen planmäßig 5,7 Millionen Euro fällig. Mit 2,86 Millionen Euro ist der größte Kostenpunkt – natürlich – das Dach.
Dachsanierung: „Nur die Dachpappen zu ersetzen, wird nicht ausreichen“
„Nur die Dachpappen zu ersetzen, wird nicht ausreichen“, weiß auch Oliver Hallscheidt, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Octeo Multiservices. Die Dienstleistungsfirma hat alle Duisburger Zweigstellen auf den Sanierungsbedarf hin überprüft und führt nun die Arbeiten durch.
Die gesamte Dachfläche plus Vordach, über 2000 Quadratmeter, werde in Rheinhausen komplett saniert und energetisch auf einen neuen Stand gebracht. Zudem würden die Abwasserrohre nach außen verlegt. Bisher liegen sie in den Wänden und Decken, wodurch sie nur schwer zu reparieren sind.
Bibliothek in Duisburg-Rheinhausen soll komplett barrierefrei werden
Der Austausch von Fenstern und Außentüren ist mit einer Million Euro die zweitteuerste Maßnahme in Rheinhausen. Nur die Fensterfront der Kinderbibliothek wurde 2022 mal erneuert. Ansonsten seien fast alle Fenster und Dichtungen über 50 Jahre alt und nun reif für einen Wechsel, sagt Zweigstellen-Leiterin Jutta Flaßhove.
Die Außentür des Haupteingangs soll sich künftig elektrisch öffnen können. Das sei ein weiterer Schritt, die Bibliothek barrierefrei zu gestalten. Noch wichtiger für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sei aber, dass ein Treppenlift gebaut wird. Der führt bald ins erste Obergeschoss, das bisher nur über Treppen erreichbar ist.
Abwasserleitungen sind ein Problem: „Meterlange Risse“ schon 2013
Mit über 700.000 Euro schlägt die Toilettensanierung zu buche. Die große Besucher- und kleine Personaltoilette im Erdgeschoss sowie die WCs im ersten Stockwerk sollen erneuert werden.
Dabei ist Flaßhove besonders wichtig, dass überprüft wird, ob und wie die Abflussleitungen neu verlegt werden können. Die führen nämlich bisher noch entlang der Lüftungsanlage im Keller. „Sobald ein Riss entsteht, verteilt sich der Gestank im ganzen Gebäude.“
Schon 2013, als Flaßhove die Leitung in Rheinhausen übernahm, habe es „meterlange Risse in den Rohren und versteckten Kammern“ gegeben. Kaputte Elemtente seien ausgetauscht worden, aber immer wieder neue Schäden entstanden. Sie sagt: „Ich bin froh, dass wir mit der Sanierung jetzt dran sind.“
Direktor der Stadtbibliothek: „Geld ist gut investiert“
Darüber freut sich auch Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibliothek. Einige Räume in der Bezirksbücherei seien aktuell „für Besucher und Mitarbeiter nicht zumutbar“, findet Barbian. So sagt er über die Veranstaltungssäle im ersten Stock: „Die kann man der Öffentlichkeit eigentlich nicht mehr präsentieren.“
Dabei findet er den Event-Charakter besonders wichtig, weil sich der Zweck einer Bibliothek verändert habe: „In den 70ern wurde sie hauptsächlich zum Ausleihen von Büchern genutzt. Heute ist sie viel mehr, ein wichtiger Veranstaltungsort und Treffpunkt für Schüler und Studierende.“
Deshalb sei es wichtig, „Räume zum Wohlfühlen zu bieten“ – vor allem in Rheinhausen, denn die Zweigstelle sei nach der Zentralbibliothek die größte und meistgenutzte Bücherei in Duisburg. Barbian versichert: „Das Geld ist gut investiert. Am Ende steht eine tolle Bibliothek für die ganze Stadt.“
>> Sanierung der Bibliothek Rheinhausen: Das ist der Zeitplan
- Die Bezirksvertretungen Homberg/Ruhrort/Baerl und Rheinhausen haben die Sanierung der Bibliotheken bereits beschlossen. Laut Beschlussvorlage ist die Stadttochter Octeo Multiservices „ab dem 2. Quartal 2024“ dafür zuständig, die Maßnahmen durchzuführen.
- Die Sanierung der Bibliothek Rheinhausen ist in mehreren Bauabschnitten geplant. „Im Herbst 2024 werden die Arbeiten richtig durchstarten“, sagt Jutta Flaßhove. Sie hofft, dass der Umbau bis Mitte 2025 abgeschlossen ist.
- Die Bücherei werde während bestimmten Arbeiten geschlossen, wann genau sei aber noch nicht klar, so Flaßhove. „Wir werden die Schließungen rechtzeitig ankündigen und versuchen, sie so kurz wie möglich zu halten.“