Duisburg. Wenn am Ostersonntag das traditionelle Osterfeuer in Neumühl brennt, wird es erstmals ein zweites Event geben. Das hat für Gerüchte gesorgt.
Parallel zum beliebten und stets von mehreren hundert Duisburgern besuchten Stadtteil-Osterfeuer auf dem Schützenplatz an der Gerlingstraße in Neumühl hat die Stadt einem Schausteller ein Familienfest genehmigt. Das steigt Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag in unmittelbarer Nähe auf dem Hohenzollernplatz.
Bei Tobias Kierdorf, dem Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Neumühler Kaufleute (AGNK), und seinen Vorstandsmitgliedern stehen die Telefone nicht mehr still. Was die Kaufleute, die KG Blau-Weiß Neumühl „Die Pils-Sucher“ und die CDU Neumühl als gemeinsame Veranstalter des Osterfeuers denn „geritten“ habe, parallel zum Osterfeuer auch noch den Hohenzollernplatz zu belegen, kritisieren die meisten Anrufer.
Allerdings wussten die Neumühler bis zu einem Anruf des in Duisburg bekannten Schaustellers Mike Bengel bei Kierdorf nichts von dessen dreitägigem Familienfest. Da er „halb Neumühl mit Plakaten voll gepflastert hatte“, ohne den Veranstalter zu nennen, brodelte es in der Gerüchteküche. Ob das eine rechte Gegenveranstaltung sei, fragten einige besorgte Neumühler. An den Gerüchten ist nichts dran, aber der Ärger ist dennoch groß.
Bei der Jahreshauptversammlung der Neumühler Kaufleute und einem anschließenden Treffen von Vereinen, Schulen, Kirchen und Organisationen machte sich lautstarker Unmut über die Genehmigung der Stadt breit. Deren Vertreterin betonte gegenüber Kierdorf, dass man keine rechtliche Handhabe gehabt hätte, den Antrag Bengels abzulehnen. Ein „Geschmäckle“ habe das Ganze dennoch, betonen die Neumühler Akteure.
Die zweite Oster-Veranstaltung sorgte in Duisburg-Neumühl für Irritationen
„Vor über zehn Jahren gab es eine einstimmige politische Willenserklärung der Bezirksvertretung Hamborn, dass es zu den Veranstaltungen der Neumühler Kaufleute und Vereine auf dem Hohenzollernplatz keine weiteren Veranstaltungen geben solle. Daher wurden seitdem auch beantragte Trödelmärkte rigoros abgelehnt“, erinnerten CDU-Bezirksvertreterin Roswitha Schulz und SGU-Ratsherr Karlheinz Hagenbuck, die die Angelegenheit in der Bezirksvertretung zur Sprache bringen wollen.
Es geht auch darum, die Anwohner nicht zu sehr zu strapazieren
In Neumühl organisiert die AGNK regelmäßig mehrtägige Veranstaltungen. Dazu gehören die Neumühl-Geburtstage, Revierfeste, der Mystische Mittelaltermarkt sowie der Tag der Vereine. Dadurch seien die Bewohner der Altenwohnungen am Markt und Anwohner im Umfeld häufig Beeinträchtigungen ausgesetzt, die zwar Spaß machen, aber auch mit Musik, Lärm, Parknot und Einschränkungen verbunden sind. Hinzu komme der Wochenmarkt. Er findet dreimal in der Woche statt.
„Es ist ja positiv, dass Mike Bengel auf Neumühl gekommen ist, weil dort immer so viel Tolles los ist“, sagt SPD-Ratsherr Sebastian Haak, meint aber zugleich: „Zu viel ist zu viel“. Auch er will sich in Gesprächen mit der Stadt dafür einsetzen, dass dem etwa durch eine Gestaltungssatzung ein Riegel vorgeschoben wird. Neben dem politischen Willen, der über alle Parteigrenzen hinweg einmütig sei, wäre Rechtssicherheit sinnvoll nützlich, meint Haak.
„Eigentlich“, so Tobias Kierdorf, „müsste Bengel wissen, dass wir in Neumühl seit Anfang 1991 ununterbrochen und zuverlässig mit den Schaustellern Ralf Reminder und Walter Söhngen zusammenarbeiten.“ Sich dazwischen zu mogeln, sei nicht gerade kollegial. Richtig sauer sind zudem viele Neumühler darüber, dass der Schausteller nicht nur Plakate ohne Veranstalterangabe aufgehängt habe, sondern diese auch mit Reißzwecken an Bäume geheftet habe. „Ein Unding“, regen sich viele auf.
Organisator des Kinderfestes wehrt sich gegen die Vorwürfe aus Neumühl
Den ganzen Wirbel kann Mike Bengel nicht verstehen. „Das ist nur eine ganz kleine Veranstaltung für Kindern mit ihren Familien“, sagt der Vorsitzende des organisierenden Schaustellervereins Groß-Duisburg im Gespräch mit der Redaktion. Mit den Kirmessen, die Bengel und sein Verein sonst auf die Beine stellen, sei dieses dreitägige Kinderfest, das die Organisatoren „Frühlingserwachen“ nennen, nicht vergleichbar.
Aufgebaut wird etwa eine Hüpfburg, ein Kinderkarussell und eine Bungee-Schaukel. Auf einer Bühne soll ein DJ Musik machen. Mit Imbissen, Getränkeständen und Eiswagen sind nur „etwa ein Dutzend“ Budenbesitzer, Gastronomen und Karusselbetreiber beteiligt. „Wir wollen mal etwas anderes versuchen, etwas Neues“, so Bengel weiter. Das Frühjahrsfest werde „klein, aber fein“ und soll vor allem denjenigen Mädchen und Jungen eine Freude machen, die in den Osterferien mit ihren Eltern in Duisburg bleiben und nicht in den Urlaub fahren.
Deshalb glaubt der Schausteller auch nicht daran, dass sein kleines Kinderfest als zusätzliche Veranstaltung im Stadtteil die Anwohnerinnen und Anwohner überfordern könne. Schließlich sei Duisburg „längst nicht mehr so bunt wie früher, alles ist weniger geworden“, und da seien drei Tage voller Kinderspaß etwas Gutes.
„Die Kaufleute brauchen sich nicht an unserem Fest stören“, betont Mike Bengel, zumal die Veranstaltungen und Stadtteilfeste der AGNK noch weit genug entfernt seien. Das nächste Event ist der Tag der Vereine am 1. Mai. Dass der Schaustellerverein Groß-Duisburg sich gegenüber dem anderen Schaustellerverein um Ralf Reminder unkollegial verhalte, indem er ein Kinderfest in Neumühl organisiere, diesen Vorwurf aus dem Stadtteil hält Bengel für absurd. Für beide Schaustellervereine gelte schließlich „die freie Marktwirtschaft“.
So hoffen die Organisatoren des Neumühler Frühlingserwachens, dass viele Kinder mit ihren Eltern über Ostern auf den Hohenzollernplatz kommen und ordentlich Spaß haben. (mit olk)
>> Dreitägiges Kinderfest an Ostern auf dem Hohenzollernplatz
- Das sogenannte Frühlingserwachen für Familien mit Kindern auf dem Hohenzollernplatz an Karsamstag und Ostersonntag von 12 bis 21 Uhr statt und an Ostermontag von 12 bis 20 Uhr.
- Der Eintritt zu dem dreitägigen Kinderfest ist frei.