Duisburg. Junge Männer haben zwei Jugendliche in einem Duisburger Keller getreten und erniedrigt. Handyvideos spielen bei den Ermittlungen zentrale Rolle.

Die Schilderungen über die Vorfälle im Keller eines Mehrfamilienhauses im Duisburger Stadtteil Wanheimerort erschüttern nicht nur die Anwohner: Vier Männer sollen dort zwei 14 und 15 Jahre alte Jungen stundenlang erniedrigt, gequält, geschlagen und getreten haben (wir berichteten). Und: Die Täter filmen die Misshandlungen mit dem Smartphone. Diese Handyvideos liegen den Ermittlern nun vor. Sie spielen bei den Nachforschungen zu den Hintergründen eine zentrale Rolle.

Der erschütternde Fall von erpresserischem Menschenraub trägt sich nach bisherigen Erkenntnissen am vergangenen Montagnachmittag, 11. März, in einem Kellerraum des dreigeschossigen Wohnhauses an der belebten Wanheimer Straße zu. Für gewöhnlich sind hier viele Passanten unterwegs, die Straßenbahn 903 fährt vorbei. Die Haltestelle Fischerstraße liegt nur wenige Meter vom Tatort entfernt.

Von der Straße sollen die vier Tatverdächtigen, sie sind zwischen 17 und 22 Jahre alt, die beiden Teenager in den Keller gelockt haben. Die BILD-Zeitung berichtet in einem Online-Artikel vom Sonntag, dass die Männer ihre Opfer in dem Keller regelrecht gefoltert haben sollen. Sie sollen ihre Münder zugeklebt und Zigaretten auf ihnen ausgedrückt haben. „Das können wir zu diesem Zeitpunkt nicht bestätigen. Die Auswertung der elektronischen Speichermedien läuft noch“, erklärt Duisburgs Polizeisprecherin Bettina Balter am Montagmorgen auf Nachfrage.

Misshandlungen in Duisburger Keller: Liefern Videos Hinweise zum Tatmotiv?

Was sicher ist: Nachdem Martyrium, das die Polizei in einer Mitteilung als „massive körperliche Gewalt“ mit „erniedrigenden Handlungen“ beschreibt, setzten die Täter die beiden Jugendlichen schwer verletzt und völlig hilflos vor dem Haus ab. Die Jungen suchten Schutz bei ihren Eltern, die sofort die Polizei verständigten. Mit Rettungswagen wurden die Teenager in Krankenhäuser gebracht. Mittlerweile konnten sie die Kliniken wieder verlassen. Nach Angaben der Behörden werden die beiden Jungen aber weiter medizinisch betreut. Der polizeiliche Opferschutz kümmert sich zudem um sie und ihre Familien.

Die Spurensicherung untersuchte das Wohnhaus noch am Tatabend.

Kurz nach der Tat untersuchte die Spurensicherung das Wohnhaus in Wanheimerort.
Kurz nach der Tat untersuchte die Spurensicherung das Wohnhaus in Wanheimerort. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach „akribischen Ermittlungen“, Vernehmungen und Durchsuchungen folgte schon am Dienstag, 12. März, die erste Festnahme. Die drei weiteren Männer nahmen Einsatzkräfte am Freitag, 15. März, fest. Das Quartett sitzt nun wegen des Verdachts des erpresserischen Menschenraubs in Untersuchungshaft.

Ob sich die vier Männer und die beiden Jugendlichen schon vor der Tat kannten, dazu macht die Polizei noch keine Angaben. Laut BILD-Bericht sollen die Täter fälschlicherweise geglaubt haben, dass die beiden Teenager ihnen Drogen gestohlen hätten. Polizeisprecherin Balter dazu: „Die Hintergründe sind noch unbekannt. Wir erhoffen uns, dass die Dateien wichtige Erkenntnisse zum Tatmotiv liefern.“