Duisburg. Bei „Ab in die Ruine“ auf Vox hat ein Bahnhof in Duisburg Berühmtheit erlangt. Jetzt wird er verkauft. Exklusiver Rundgang – mit Überraschungen.

Der alte Bahnhof in Walsum ist in der Vergangenheit zu einiger Berühmtheit gekommen: Er war ein Star in der Vox-Serie „Ab in die Ruine“. Jetzt steht das denkmalgeschützte Gebäude zum Verkauf.

Rückblende: Das Ehepaar Tina und Mario Piva wollte sich mit der Renovierung der Immobilie einen Traum erfüllen. Wohnen und arbeiten unter einem Dach und als i-Tüpfelchen die alte Bahnhofskneipe wieder zum Leben erwecken – inklusive Biergarten. Eingezogen sind die beiden und Mario Piva hat hier einen Hausmeisterservice betrieben. Aber das Projekt ist immer wieder ins Stocken geraten.

Erbe bietet den bekannten Walsumer Bahnhof in Duisburg zum Kauf an

Im Oktober 2023 ist Mario Piva gestorben. „Mein Vater hat zu viele Baustellen gleichzeitig angefangen“, sagt sein Sohn Marco. Er hat die ungewöhnliche Immobilie geerbt. Natürlich übt sie auch auf ihn eine große Faszination aus, aber an einen Einzug verschwendet er keinen Gedanken. „Ich fühle mich in Wanheim wohl und will da auf keinen Fall weg“, sagt er. Außerdem muss man jede Menge Fantasie, Zeit, Geschick und auch Geld mitbringen, um dieses Dornröschen wachzuküssen.

Besitzer Marco Piva mit den Maklerinnen Britta Lankermann (l.) und Katrin Popovic im alten Bahnhofs-Tunnel, durch den die Reisenden früher zum Gleis gelaufen sind.
Besitzer Marco Piva mit den Maklerinnen Britta Lankermann (l.) und Katrin Popovic im alten Bahnhofs-Tunnel, durch den die Reisenden früher zum Gleis gelaufen sind. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Wir suchen einen verrückten Handwerker“, lacht Katrin Popovic, Geschäftsführerin von WohnArt-Immobilien. Marco Piva hat sie und ihre Kollegin Britta Lankermann mit der Vermarktung des Bahnhofs betraut. Beim gemeinsamen Rundgang wird schnell klar: Dieses Haus erzählt Geschichten.

Das Denkmal erlangte durch die Vox-Serie „Ab in die Ruine“ Berühmtheit

Da wäre die alte Bahnhofskneipe. Noch immer ziert die Original-Theke den Schankraum. Aber ansonsten wirkt alles, als ob bald Eröffnung gefeiert werden könnte. Die Wände wurden neu verputzt, die Fenster teils erneuert, aus der Wand hängen Kabel. Eigentlich müsste man nur noch die Lampen anbringen. Sogar die Genehmigung hatte Vater Piva schon in der Tasche. „Bei der Kneipe hat Vox meinen Vater großzügig unterstützt“, erzählt Marco Piva. Die Fußmatte mit dem Aufdruck „Ab in die Ruine“ zeugt noch davon.

Die Bahnhofskneipe könnte zügig eröffnet werden. Ihre Renovierung hatte Mario Piva fast abgeschlossen.
Die Bahnhofskneipe könnte zügig eröffnet werden. Ihre Renovierung hatte Mario Piva fast abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der Eingang der Kneipe liegt in einem langen Tunnel. Auch hier hat der alte Besitzer schon einiges getan, ist aber nie fertig geworden. Die Decke ist neu gemacht, ein einsames Lampenkabel hängt herunter. An der Wand steht noch eine Bank, auf der die Zuggäste in den aktiven Zeiten des Bahnhofs gewartet haben. Ansonsten Meter um Meter Regale, in denen Unmengen von Werkzeugen liegen. Hier hatte Mario Piva seine Werkstatt. Wer das alles einmal ausräumen muss, ist nicht zu beneiden.

Im Wohnbereich kann es sich der neue Besitzer schnell gemütlich machen

Die große Überraschung wartet am Ende den Tunnels: die Treppe, die zu den Gleisen führt. Am Ende gibt es kein Tor, nur ein Gitter: Wer den Kopf weit genug nach hinten reckt, kann den Himmel sehen. Efeu hängt herunter: was für eine Szenerie!

Über diese Treppe sind die Fahrgäste früher zum Gleis gelaufen.
Über diese Treppe sind die Fahrgäste früher zum Gleis gelaufen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein ganz anderes Bild im Wohnbereich: Hier haben sich die Pivas eine kuschelige Oase geschaffen – mit Holzboden, freigelegten Decken-Balken, aufgearbeiteten original Türen, moderner, offener Küche und Kamin.

Die offene Küche in der Wohnung.
Die offene Küche in der Wohnung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein Highlight ist das große Bad mit frei stehender Badewanne. In diese großzügig geschnittene Wohnung könnten die neuen Besitzer sofort einziehen.

Das große Bad mit Holzboden und frei stehender Badewanne ist ein (renoviertes) Highlight des Denkmals.
Das große Bad mit Holzboden und frei stehender Badewanne ist ein (renoviertes) Highlight des Denkmals. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Bahnromantikern wird das Herz spätestens im Garten aufgehen: Direkt hinter dem Zaun verläuft ein Gleis. „Es ist stillgelegt“, erzählt der Erbe. Die Vögel zwitschern, ansonsten wehen nur Geräusche von der Straße herüber. Hinter einem Grünstreifen zwei weitere Gleise. „Hier sind ab und zu noch Werksbahnen unterwegs.“ Ein perfekter Fleck, um im Sommer den Grill anzuwerfen und mit Freunden das Leben zu genießen.

Ein Teil des Gartens grenzt direkt an ein Gleis. Züge fahren hier nicht mehr.
Ein Teil des Gartens grenzt direkt an ein Gleis. Züge fahren hier nicht mehr. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

In dem Denkmal ist nichts quadratisch, praktisch, gut – im Gegenteil: Man kann regelrecht auf Entdeckungsreise gehen und sich durchaus auch verlaufen. Hier noch eine Treppe, dort hinter der Biegung plötzlich noch ein Raum. Das Dachgeschoss schreit danach, ausgebaut zu werden. Jetzt schon bietet der Wohnbereich des Walsumer Bahnhofs 13 Zimmer. „Der neue Besitzer könnte auch drei Wohnungen einrichten“, sagt Katrin Popovic.

Ein solches Haus zu verkaufen, habe was von Überraschungsei, sind sich die beiden Maklerinnen einig. Man wisse nie, was passiert. Erst neulich hatten sie eine denkmalgeschützte Villa in Gelsenkirchen im Angebot, die komplett sanierungsbedürftig gewesen sei. „Innerhalb von zwei Wochen war die verkauft“, erzählt Britta Lankermann. Wer weiß, vielleicht findet sich für diese spektakuläre Immobilie in Walsum ja tatsächlich bald ein „verrückter Handwerker“.

>> Der alte Bahnhof Walsum wird für 450.000 Euro angeboten

  • Das Gebäude steht auf einem 2070 Quadratmeter großen Grundstück. Es bietet eine Wohnfläche von etwa 210 Quadratmetern und circa 370 Quadratmeter Nutzfläche.
  • Der Bahnhof wird für 450.000 Euro angeboten. „Etwa die gleiche Summe muss der Käufer noch reinstecken“, vermutet Britta Lankermann.
  • Obwohl das Objekt erst seit wenigen Tagen auf ImmoScout24 zu finden ist, haben sich schon mehr als 2000 Menschen das Exposee angeschaut.