Duisburg. Wegen Corona musste die beliebte Veranstaltung in den vergangenen Jahren ausfallen. Für die Neuauflage lockten die Händler mit Besonderheiten.

Es menschelt. Und wie. Beim ersten „Mädelsabend“ nach der Corona-Zwangspause auf der Münchener Straße in Duisburg stehen Freundschaft und Begegnung im Vordergrund. Es ist ein Happening bei Häppchen, Wasser, Wein und Sekt für Händler und Besucher.

„Die Menschen sind wichtig. Dass man sich hier in Buchholz wieder näherkommt, sich kennenlernt, das ist doch wertvoll“, ist der eindeutige Tenor. Friedliche, lustige, tiefgründige Gespräche, mal ausgelassen, mal ernst - das ist es, was diesen Freitagabend zum Feier-Abend mit Hochgenuss macht. „Bitte mehr davon“, ist der einstimmige Tenor.

Duisburgerinnen genießen die gemeinsame Zeit mit einem Gläschen Wein und Gesprächen

 Michelle Eick (29), Steffi Petzner (38), Bianca Bleuel (46) und Julia Flakowski (37) genießen den Abend bei „RheinWein“.
 Michelle Eick (29), Steffi Petzner (38), Bianca Bleuel (46) und Julia Flakowski (37) genießen den Abend bei „RheinWein“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In dicke Jacken eingemummelt, stehen Michelle Eick (29), Steffi Petzner (38), Bianca Bleuel (46) und Julia Flakowski (37) an einem Stehtisch vor dem Geschäft RheinWein und genießen den Abend. Trockener Wein und trockenes Wetter – das passt. Die Krankenschwestern, von denen sich einige schon seit 35 Jahren kennnen, klönen über Kinder, Männer, Urlaub, Arbeit – und Politik. Stichwort: Wenig arbeiten, aber viel verdienen, da verdrehen alle die Augen nach oben. Mehr Verständigung braucht man nicht.

„Wir arbeiten wirklich richtig gerne. Und ja, es ist zum Teil wirklich schwer. Wir sind immer am Lebensende unterwegs“ erzählt Bianca Bleuel. Krankenschwestern auf einer Palliativstation sind sie. Aus Huckingen, Serm und Wanheim kommen sie und haben an diesem Abend nur Zusammensein im Kopf. „Das ist doch das, was das Leben ausmacht“, stellt Steffi Petzner fest. Freundschaften sind wichtig, „Zusammensein wärmt die Herzen.“

Generationenwechsel beim Brillenmacher

Auch beim Brillenmacher ist weit nach 18.30 Uhr richtig was los. Auch da werden Kunden und Gäste freundlich mit kleinen Köstlichkeiten und Sekt empfangen. Mariem Bekri und Georg Zachert freuen sich über die Besucherinnen und Besucher. Seit 1978 gibt es das Geschäft, in dem beide schon lange arbeiten. 2023 gab es einen Generationswechsel, erzählen sie. Da übernahmen die beiden Arbeitskollegen das Geschäft. An den Mädelsabend vor der Pandemie erinnern sie sich gerne. „Es hat hier immer drei Veranstaltungen im Jahr gegeben, die hatten nur jeweils ein anderes Motto“, erzählt Mariem Bekri.

Die Brillenmacher Mariem Bekri und Georg Zachert freuen sich über nette Kontakte.
Die Brillenmacher Mariem Bekri und Georg Zachert freuen sich über nette Kontakte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dass viele Stammkundinnen kommen und auch Freunde mitbringen, freut auch Georg Zachert. „Es gibt heute Abend immer wieder neue und nette Kontakte, wirklich schön.“ Richtig prima findet der Optiker vor allem, dass fast alle Händler der Münchener Straße mitziehen. Auch in der Kaffeerösterei um die Ecke ist richtig viel los. Jede Menge Menschen sind heute Abend – nach Geschäftsschluss – auf den Beinen. Die Veranstaltungslücke musste wohl unbedingt wieder geschlossen werden. Die Besucher sind bestens gelaunt, manche zuckeln von einem Geschäft zum anderen, andere haben sich auch ohne Häppchen an einem Standort „festgefressen“, weil‘s gerade so schön ist.

Auch im Schreibwarengeschäft ist zum Mädelsabend einiges los.
Auch im Schreibwarengeschäft ist zum Mädelsabend einiges los. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Obwohl auch der Schreib- und Spielwarenladen Podbi längst Ladenschluss hätte, wird drinnen geklönt. Hier mal einen hübschen Stift anfassen und die neuesten Top-Model-Spiele für Mädchen – natürlich in Rosa – bestaunen, das macht einfach Spaß. Die Inhaberinnen Heike Grau und Aylin Korkankorkmaz halten gerade ein Quätschen mit Sigrid Cames. „Ich komme immer mal wieder hierhin und kaufe Kleinigkeiten. Wir kennen uns, es ist einfach schön, miteinander zu reden“, findet sie. Bester Stimmung sind sie alle, obwohl es ein langer Arbeitstag ist von 9.30 Uhr bis 21 Uhr. Man bekomme an so einem Abend wieder viele Kontakte, „das hebt die Stimmung“.

Sie sehen mich hier nicht zum letzten Mal.“
Versprechen einer (Neu-)Kundin, die beim Mädelsabend einen neuen Laden entdeckt hat.

Auch im Efendy Market geben sich die Kundinnen und Kunden die Klinke in die Hand. Die Laune der Inhaber und Besucher könnte besser nicht sein. Erdinc Salman sitzt an der Kasse und zieht mit freundlichem Gesicht die Lebensmittel über den Scanner. Seine Mutter Hanzey weiß, wie man Besucher verführt. Mit umwerfend leckeren Köstlichkeiten werden gerade drei Frauen verwöhnt, die türkische Spezialitäten probieren: Rote-Linsen-Köfte auf großen, frischen Salatblättern – ein Gaumentraum. „Das hier war früher mal ein Brautmodenladen“, erklärt Erdinc Salman. Heute ziehen nicht perlenbestickte Kleider die Blicke an, sondern Sesam-Paste und Knoblauch-Creme. Das hat sich die Klinikärztin Jessica nicht nehmen lassen. Sie hat direkt einen Rundumschlag gemacht und ist völlig begeistert. Auch ihre Berufskollegin Meggie, die mit Nachbarin Sandra gekommen ist, schwärmt von dem Lebensmittelladen. „Den kannte ich bisher gar nicht. Sie sehen mich hier nicht zum letzten Mal“, verspricht sie der Inhaberin. „Was man alles nicht kennt“, wundert sie sich.

„Ich komme immer von der anderen Seite, von Huckingen, mache morgens an der Grundschule halt und düs‘ dann weiter. Man ist ja heftig durchgetaktet“, sagt sie und kündigt schon ihren nächsten Besuch bei Salman an. Dass es schon in diesem Jahr wieder drei Feste geben soll, darin sind sich alle einig.