Duisburg/Rees. Eine Frau aus Rees wollte im Hauptbahnhof Duisburg nicht aussteigen. Stattdessen legte sich die nun Angeklagte mit Fahrgästen und Polizisten an.
Mitten im Feierabendverkehr mussten viele Bahnreisende im Duisburger Hauptbahnhof am Nachmittag des 6. August 2022 ein seltsames Schauspiel mit ansehen: Polizisten zogen und trugen eine nur halb bekleidete und laut schreiende Frau, die sich gegen die Ingewahrsamnahme nach besten Kräften wehrte. Das Amtsgericht musste sich jetzt mit der 37-jährigen Frau aus Rees beschäftigen.
Die Anklage wirft ihr tätliche Beleidigung, Angriff auf Polizeibeamte und versuchte Körperverletzung vor. Offenbar hatte sie nicht mitbekommen, dass der Zug in Duisburg seine Endhaltestelle erreicht hatte. Als sie andere Fahrgäste darauf aufmerksam machten, dass sie aussteigen müsse, rastete sie völlig aus. Sie beleidigte zwei Frauen, spuckte um sich.
Frau aus Rees attackierte Polizisten im Duisburger Hauptbahnhof: Angeklagte konnte sich nicht erinnern
Gegenüber eingreifenden Ordnungshütern wollte die 37-Jährige sich nicht ausweisen, aber sie wollte auch nicht zur Wache. Stattdessen machte sie in die Hose und zog diese dann kurzerhand aus. Im Bahnhofstunnel wollte sie nicht mehr laufen, versuchte einem Polizisten in die Hand zu beißen.
Erinnern konnte sich die Angeklagte nicht. „Das ist alles im Dunst und Nebel in meinem Kopf verschwunden.“ Aber es werde wohl so gewesen sein, räumte die 37-Jährige ein. So etwas habe sie leider nicht zum ersten Mal gemacht. Sie sei mit einigen traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit nicht fertig geworden. Zur Tatzeit habe sie jeden Tag mindestens eine Flasche Schnaps getrunken. Und psychotische Schübe hätten sie immer wieder aus der Realität gerissen.
Bemerkenswerte Entschuldigung
Auf bemerkenswert offene Weise entschuldigte sich die 37-Jährige bei den Zeugen, erklärte ihnen ihre Probleme. „Es tut mir wirklich sehr Leid, dass sie das miterleben mussten. Ich hoffe, sie können mir verzeihen.“ Was die Zeugen taten. Zwei wünschten ihr obendrein alles Gute für die Zukunft.
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Von einem Verfahren, bei dem die 37-Jährige im Januar in Emmerich wegen ähnlich gelagerter Vorfälle zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, erfuhr der Duisburger Strafrichter erst durch die Angeklagte. Als Bewährungsauflage muss sie eine Langzeittherapie antreten.
Vor diesem Hintergrund setzte der Richter das Verfahren erst einmal aus. Möglicherweise kann das hiesige Verfahren mit Blick auf das Urteil in Emmerich eingestellt werden. Falls das nicht möglich ist, wird es irgendwann einen neuen Termin geben, bei dem voraussichtlich ein psychiatrischer Sachverständiger eine zentrale Rolle haben dürfte.