Duisburg. Der mutmaßliche Missbrauch unter Kindern in Duisburger Kitas ruft den Jugendamts-Elternbeirat auf den Plan. Der sieht fatale Fehler.

Ob und wie intensiv Kinder durch andere Kinder in Kitas in Duisburg grenzverletzend behandelt wurden, ist nur schwer objektiv festzustellen. Der Jugendamts-Elternbeirat begreift die mutmaßlichen Vorwürfe als Auftrag für einen intensiven Austausch mit den Kita-Trägern der Stadt und dem Jugendamt in den kommenden Wochen.

Wie berichtet, sollen über einen längeren Zeitraum Kinder zweier Kitas bedrängt worden sein, sie durften nur mitspielen oder auf die Schaukel, wenn sie sich beispielsweise entblößten.

Missbrauch unter Kindern: „Gestörte Kommunikation“ zwischen Eltern und Kita-Leitung

Nach Ansicht des elfköpfigen Gremiums, dessen Vorsitzender Christian Pollmann ist, waren nicht nur die mutmaßlich sexualisierten Misshandlungen dramatisch. Fatal sei nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe vor allem die „gestörte Kommunikation“ zwischen Träger und Kita-Leitung auf der einen Seite und den Eltern bzw. dem Elternbeirat auf der anderen Seite.

Da der betroffene Träger ein Interesse an weiteren Kitas in Duisburg bekundet habe, sei es umso wichtiger, die mutmaßlichen Vorgänge zu analysieren. Pollmann und seinen Mitstreitern ist vor allem daran gelegen, in Kitas mehr Gespräche auf Augenhöhe möglich zu machen. Bislang würde sich manche Kita-Leitung und mancher Träger darauf zurückziehen, zu sagen, man könne für sein Kind eine andere Kita suchen, wenn man Dinge kritisch sehe.

In einer Stadt wie Duisburg, wo Kitaplätze ein besonders rares Gut sind, sei es unverantwortlich, so Druck auszuüben, findet Pollmann. Der Beirat bietet deshalb auch an, in besonders emotionalen oder verhärteten Debatten zwischen Träger bzw. Leitung und der Elternvertretung vor Ort zu vermitteln.

Elternbeiräte in Kitas: Sie haben Informationsrecht

„Wir beobachten, dass die Elternbeiräte oft als Belastung wahrgenommen, als störend empfunden werden“, sagt Pollmann, „wir sind aber an einer echten Mitarbeit interessiert“. Außerdem bestehe ein Informationsrecht.

Zur Erinnerung: Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz)sieht vor, dass jede Kita einen Elternbeirat bildet. Träger und Leitung sind demnach verpflichtet, den Beirat „rechtzeitig und umfassend über wesentliche Entscheidungen in Bezug auf die Einrichtung zu informieren“. Der Träger muss demnach Gestaltungshinweise angemessen berücksichtigen.

In Duisburg gibt es seit 2019 zusätzlich einen Jugendamts-Elternbeirat. 2023 wurden auch die Tagespflegekinder und deren Eltern mit ins Boot geholt. Dadurch sind nun elf gewählte Vertreter für die Belange von Null- bis Sechsjährigen und ihre Familien in der Stadt zuständig.

Aktuell telefoniert das Gremium alle Einrichtungen ab, die noch keinen Elternbeirat haben und bislang auch noch auf keine Kontaktversuche des Stadt-Beirats reagiert haben.

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Notbetreuung: Eltern an der Lösungssuche beteiligen

Mit Blick auf die gehäuften Notbetreuungen in Duisburger Kitas sei es nur vernünftig, die Eltern viel häufiger einzubinden. „Wir hören von eigenwilligen Systemen zur Information der Eltern“, bedauert Pollmann. Ein Aushang an der Tür reiche nicht. Am Schnellsten könnte man die Eltern über Whatsapp-Gruppen erreichen und es so Berufstätigen ermöglichen, so schnell wie möglich Alternativ-Betreuungen zu organisieren.

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Außerdem seien dann leichter Synergien zu nutzen: „Die Solidarität unter Eltern ist gegeben“, ist sich der Vater sicher, „das wird nur nicht genutzt“. Wenn eine Kita transparent kommunizieren würde, dass Fachkräfte ausfallen und deshalb nicht alle Gruppen öffnen werden, dann könne das Netzwerk loslegen und besonders dringlich benötigte Betreuungszeiten untereinander aufteilen, zu anderen Zeiten dann zugunsten anderer verzichten, beschreibt er.

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>>DER JUGENDAMTSELTERNBEIRAT

  • Im Herbst werden die Elternbeiräte in den Kitas gewählt, die wiederum in einer Vollversammlung den Jugendamts-Elternbeirat wählen.
  • Dieser hat „Mitwirkungs-, Anhörungs- und Informationsrechte in wesentlichen Fragen“, die die Kitas betreffen.
  • Die Elternvertretung der Duisburger Kitas, den JAEB Duisburg, kann man über die Webseite erreichen: https://duisburg.jaeb.nrw
  • Ein neuer Internetauftritt ist laut dem Vorsitzenden Christian Pollmann in Planung, ein Flyer soll demnächst gedruckt werden.

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