Duisburg. Glückscoach Biyon Kattilathu („Let‘s Dance“) spricht bei seiner Show in Duisburg auch über eigene Verletzungen. Ein Raunen geht durchs Publikum.

Kann man Glück trainieren? Biyon Kattilathu antwortet eindeutig mit „Ja“. Schließlich nennt er sich selber Glückscoach. Er schreibt Bücher zum Glücklichsein und stellt seine Gedanken auf Tourneen und Instagram vor, wo ihm über 820.000 Nutzer folgen. Mit seinem aktuellen Programm „Lebe. Liebe. Lache.“ kam der Motivationstrainer am Samstagabend in die fast ausverkaufte Duisburger Mercatorhalle.

Das erwartungsfrohe Gemurmel im Foyer der Halle liegt ein paar Töne höher als bei anderen Veranstaltungen. Gekommen waren vor allem Frauen zwischen Ende 20 und Mitte 50. Der Anteil der Männer im Publikum dürfte bei etwa zehn Prozent liegen.

Lässig gekleidet in hellgrauer Hose und dunklem T-Shirt steht Kattilathu auf der Bühne. Der in Südwestfalen geborene Sohn indischer Einwanderer bewegt sich geschmeidig über die Bühne und lässt die Augen blitzen.

Biyon Kattilathu: Kandidat bei „Let‘s Dance“ an – Entertainer und Berater mit „Lebe. Liebe. Lache“

Seine Beweglichkeit wird ihm in den nächsten Tagen vielleicht auch vor den Kameras von RTL und bei der Bewertung durch Juror Joachim Llambi helfen: Kattilathu ist Kandidat der 17. Staffel von „Let’s Dance“, die am Freitag, 23. Februar, auf RTL startet.

Dominante Gesten oder Posen eines Heilsbringers sind nicht seine Sache. Was er dem Publikum für den Eintrittspreis ab 39,75 Euro bietet, ist eine Mischung aus Lebensberatung, Entertainment und einem Schuss Comedy, gepaart mit ein paar Häppchen vor allem östlicher Philosophie.

Biyon Kattilathu mobilisiert: In sozialen Netzwerken folgen ihm Hunderttausende, und auch die Mercatorhalle war fast verkauft.
Biyon Kattilathu mobilisiert: In sozialen Netzwerken folgen ihm Hunderttausende, und auch die Mercatorhalle war fast verkauft. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Ich werde euch nichts Neues erzählen“, räumt er gleich zu Beginn ein. Und in der Tat, alles, was er in den nächsten gut zwei Stunden erzählen wird, hat man schon irgendwo gehört. Es fallen Worte wie Liebe, Selbstliebe oder Achtsamkeit. Zu einer Reise im „Lebensbus“ lädt er ein, die letztlich ins Innere des einzelnen Menschen führt. Dass viele seiner Gedanken bestens bekannt sind, stört ihn nicht. Er möchte sein Publikum ein Stück auf dem Weg begleiten, der vom „Kenner“ solcher Gedanken zum „Könner“ führt, der mit dem Verändern seines Lebens beginnt.

Verletzungen der vergangenen Monate: Ein wissendes Raunen geht durchs Publikum

Verändern könne man letztlich nur sich selbst und beeinflussen nur den Moment, ist sein Credo. „Wenn die Vergangenheit anruft, geh nicht dran“, fordert er sein Publikum an. Gedanken an Tod, Verluste oder Verletzungen spart er nicht aus und erzählt von eigenen Verletzungen. Konkret spricht er von seiner Kindheit und ganz allgemein von den letzten Monaten. Ob damit die öffentlichen Sticheleien des Comedians Oliver Pocher und die Artikel der Bild-Zeitung gemeint waren, führt er nicht weiter aus.

Zur Einordnung: Kattilathu und Pochers Noch-Ehefrau Amira wehren sich mit anwaltlicher Unterstützung gegen die Springer-Presse. Diese habe in Artikeln „wahrheitswidrig“ behauptet, zwischen dem Motivationscoach und der österreichischen Moderatorin „bestünde eine Liebesbeziehung, die auch der Grund für die Trennung von Amira und Oliver Pocher sei“, erklärten ihre Anwälte in einer Pressemitteilung. Sie hatten Erfolg: Sie erwirkten beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung.

Diese Hintergründe kennen offenbar die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer in Duisburg: Als Kattilathu über die letzten Monate spricht, geht ein wissendes Raunen durchs Publikum. Wer immer gemeint ist, der Coach wünscht den Hassenden „Seelenfrieden“.

Ein Ballon und negative Erfahrungen schweben hinauf

Biyon Kattilathu bezieht immer wieder Menschen aus dem Publikum ein. Er bittet eine junge Frau auf die Bühne, fragt, ob es einen Moment in ihrem Leben gibt, den es besser nie gegeben hätte. Sie bejaht und er fordert sie zu einem Spiel auf. Er hält einen Luftballon in der Hand und gibt der jungen Frau eine Schere. Sie soll an den Augenblick denken. Wenn sie sich vorstellen könne, diesen Augenblick loszulassen, solle sie das Band des Luftballons durchschneiden. Es wird still im Saal und nach etwa einer halben Minute durchschneidet sie das Band. Der Ballon oder die negative Erinnerung schwebt zur Hallendecke.

„Lebe. Liebe. Lache“: Nach der Show sind die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer glücklich und voll positiver Energie.
„Lebe. Liebe. Lache“: Nach der Show sind die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer glücklich und voll positiver Energie. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Man kann diese Szene mit einigem Recht als naiv oder kitschig bezeichnen. Für die junge Frau war dieser Moment sicher beides nicht. Und Kattilathu behauptet nicht, dass das Problem gelöst sei. Sie solle sich einfach nur immer wieder an diesen Moment auf der Bühne erinnern.

Nach etwa zweieinhalb Stunden geht die Show unter stehenden Ovationen zu Ende. Zumindest für den Moment sind fast alle glücklich und voll positiver Energie.

>> DAS IST BIYON KATTILATHU

  • Biyon Kattilathu wurde im April 1984 in Hagen geboren. Er war Deutscher Meister im Taekwondo und studierte Ingenieurwissen.
  • Nach seinem Abschluss als Wirtschafts-Ingenieur promovierte er mit einer Arbeit zum Thema „Kundenzufriedenheit“. Heute arbeitet er als Glückscoach und Motivationstrainer.
  • Er hat etwa zehn Bücher rund um das Thema „Glück“ veröffentlicht. Titel wie „Der Rikscha-Fahrer, der das Glück verschenkt“ oder „Spaziergang zu dir selbst“ erreichten vordere Plätze in der Spiegel-Bestsellerliste.
  • Kattilathu tritt für Unternehmen auf, tourt mit Solo-Programmen oder spricht vor Schulklassen.