Duisburg. Oft sind es Frauen aus Südosteuropa, die schwanger, aber nicht versichert sind. Eine Praxis in Duisburg hilft, benennt aber auch klare Probleme.
Seit sieben Jahren gibt es die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM). Die Zahl der Patienten ist zwischen 2021 und 2023 von 812 auf 1029 pro Jahr gestiegen. „Ein großes Problem ist die Entbindung von Schwangeren“, hörte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag beim Besuch in der Praxis an der Münzstraße von Prof. Dr. Hans Georg Nehen, dem ärztlichen Leiter des medizinischen Teams, das ehrenamtlich arbeitet.
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Im vergangenen Jahr entfielen 656 von insgesamt 2.190 auf die Behandlung von Schwangeren. „Das können wir hier leisten, aber wenn die Frauen zur Entbindung in eine Klinik gehen, stellt sich die Frage, wer die Kosten in Höhe von rund 2000 Euro übernimmt“, erläutert Nehen. Zumeist blieben die Krankenhäuser auf den Kosten sitzen, „vereinzelt ist es auch schon vorgekommen, dass Frauen weggeschickt wurden“, berichtet der Internist.
Karl-Josef Laumann zu Besuch in Duisburger Malteser-Praxis
Dafür brauche es eine Lösung, sagt auch Minister Laumann, nachdem er sich am Vormittag mit dem insgesamt 23-köpfigen Team ausgetauscht hat. „Es gibt ein Thema, dass es eigentlich nicht geben dürfte. Der Christdemokrat ist niemand, der verspricht, was er nicht halten kann: „Ich habe keinen Scheck mitgebracht.“ Aber eine Idee für eine Lösung: „Im Koalitionsvertrag steht, dass es einen anonymen Krankenschein geben soll.“
Er werde, verspricht der Minister, darüber mit den Kliniken sprechen. „So gibt es Stress für alle Beteiligten“, sagt Laumann. Nicht alles könne die Gesundheitsbürokratie regeln. „Es muss auch ein Barmherzigkeitssystem geben.“ Die MMM-Praxis ist ein wichtiger Teil, betont Laumann: „Die Leute leisten hier einen tollen Job und machen exzellente Medizin.“ Doch auch das kostet Geld, rund 80.000 Euro pro Jahr für Untersuchungen, Material und Rezepte für dringend erforderliche, aber nicht in der Praxis verfügbare Medikamente.
Auf Spenden angewiesen
Die einzige Praxis ihrer Art im Ruhrbistum finanziere sich „primär durch Spenden“, erklärt Oliver Kliesch, Diözesangeschäftsführer der Maltester. Wichtiger Großspender ist die Duisburger Sparkasse, die in den vergangenen Jahren jeweils 30.000 Euro aus ihren Erträgen beisteuerte und auch in 2024 die Einrichtung unterstützt.
Die meisten Menschen, die in die Räume an der Münzstraße in der Altstadt kommen, sind rumänische (31 %) oder bulgarische Staatsangehörige (15 %). EU-Bürger also, die eigentlich Versicherungsschutz genießen. Entweder aus ihrem Herkunftsland oder aus einer Berufstätigkeit in einem anderen EU-Staat. Den Versicherungsstatus dieser Menschen ermitteln fünf Clearingstellen in NRW, eine davon in Duisburg.
„Das läuft sehr gut“, sagt Karl-Josef Laumann, der Minister verspricht sich weitere Fortschritte von der digitalen Vernetzung mit den Beratungsstellen „Faire Arbeit“ und auch der MMM-Praxis. Der Informationsaustausch soll dazu führen, dass mehr Menschen in die Krankenversicherung kommen. Dazu gehört auch die steigende Zahl von Deutschen, Wohnungslose darunter und andere Unversicherte.
Selbst unter den Menschen, die keinen Aufenthaltsstatus haben, müssten manche nur einen Asylantrag stellen, um medizinisch versorgt zu werden. „Die meisten sind aus Kriegsgebieten geflüchtet, haben Angst vor Behörden, fast alle sind traumatisiert“, sagt Dr. Hans Georg Nehen. Der 75-Jährige kennt sich aus: Als langjähriger Leiter der Klinik für Geriatrie in Essen hat er auch die psychotherapeutische Ausbildung. „Die Therapie können wir natürlich hier nicht leisten.“
MALTESER-PRAXIS IN DUISBURG: INFO UND ÖFFNUNGSZEITEN
- Die Malteser-Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung befindet sich an der Münzstraße 15-17 (2. OG). Sie ist ereichbar unter 0203 2898 0911, per E-Mail an mmm.duisburg@malteser.org.
- Die allgemeine Sprechstunde ist jeweils donnerstags von 10 bis 14 Uhr. Jeden Montag von 11 bis 14 Uhr gibt es Sprechstundenzeiten für Schwangere.