Duisburg-Wanheimerort. Verzweifelte Eltern finden in Duisburg Hilfe: Warum das Fachgeschäft für Mütter oft die letzte Hoffnung bei Stillproblemen und Frühgeburten ist.

Von außen sieht der Laden aus wie ein unscheinbarer Einzelhandel. Doch drinnen spielen sich regelmäßig Dramen ab. Freilich nicht zwischen Chefin Tanja Heiligers und ihrem Team. Doch die Kunden – junge Mütter und Väter aus der gesamten Region – bringen so manches familiäre Schicksal mit nach Wanheimerort.

Denn „Medipu“ ist das einzige Fachgeschäft in Duisburg, das nicht nur Milchpumpen verleiht und Mini-Strampler verkauft, sondern auch Still- und Trageberatungen sowie die ambulante Nachsorge für stillende Frauen anbietet. Immer wieder stranden hier verzweifelte Mütter (oder Väter), die zwar mit ihrem Neugeborenen aus der Klinik entlassen wurden, sich aber zu Hause komplett alleingelassen fühlen. „Das betrifft zum Beispiel Frühchen-Eltern oder solche, die ein krankes Kind haben und plötzlich mit einem Monitor zurechtkommen müssen, der das Baby überwacht“, erläutert Tanja Heiligers.

Medipu in Duisburg-Wanheimerort: Milchpumpen, Stillberatung und mehr

In Wanheimerort finden Frühchen-Eltern Mini-Kleidung für das Neugeborene: „Bei uns fängt das Angebot bei Größe 40 an“, erklärt Heiligers.
In Wanheimerort finden Frühchen-Eltern Mini-Kleidung für das Neugeborene: „Bei uns fängt das Angebot bei Größe 40 an“, erklärt Heiligers. © WAZ | Tina Halberschmidt

In all den Jahren, in denen sie Mütter betreut, hat sie sich ein großes Netzwerk aufgebaut, auf das sie zurückgreifen kann. Das ist gut, wenn wieder einmal eine Frau im Laden steht, die ein Rezept für eine Milchpumpe hat, aber nicht weiß, wie sie diese bekommen oder bedienen soll. „Apotheken bieten den Verleih nämlich nicht mehr überall an, und wenn sie Pumpen verleihen, dann meistens ohne Einweisung oder Hilfe“, erklärt Heiligers.

Auch denjenigen, die ohne Hebamme da stehen, kann sie oft kurzfristig helfen. „Dass man keine Hebamme findet, passiert immer öfter. Deswegen bieten wir hier für junge Mamas auch eine ambulante Nachsorge an. Wir hoffen, dass wir ein kleines Stück von dem auffangen können, was weggefallen ist“, sagt Heiligers, die für Familien immer wieder auch pflegerische Hilfe organisiert. „Und zwar direkt und nicht erst in sechs Wochen“, so Heiligers.

Baby-Kleidung ab Größe 40 für Frühchen-Eltern

In Duisburg berät sie häufig auch Frühchen-Eltern, deren Babys manchmal gerade mal 1000 Gramm wiegen – das ist so viel (oder eher wenig) wie zwei Packungen Margarine. Der Alltag mit solch einem kleinen Wesen ist oft eine enorme Belastung. Das geht schon damit los, dass in „normalen“ Baby-Geschäften meist keine passende Kleidung für den Mini-Nachwuchs zu finden ist. „Bei uns fängt das Angebot deswegen bei Größe 40 an – und hört schon bei Größe 68 auf “, erklärt Heiligers.

Im hinteren Teil des Fachgeschäfts werden verschiedene Beratungen für Mütter und Väter angeboten. Feza Tshiani (rechts) hat vor neun Wochen ihren Sohn geboren, eine Hebamme hat sie bisher nicht gefunden. Erste Fragen beantwortet deswegen „Medipu“-Mitarbeiterin, Hebamme und Stillberaterin Marlies Hendeck.
Im hinteren Teil des Fachgeschäfts werden verschiedene Beratungen für Mütter und Väter angeboten. Feza Tshiani (rechts) hat vor neun Wochen ihren Sohn geboren, eine Hebamme hat sie bisher nicht gefunden. Erste Fragen beantwortet deswegen „Medipu“-Mitarbeiterin, Hebamme und Stillberaterin Marlies Hendeck. © WAZ | Tina Halberschmidt

Ihren Laden auf der Düsseldorfer Straße betreibt sie seit 2015. Eigentlich ist die Duisburgerin Sozialpädagogin, hat früher beim Jugendamt der Stadt gearbeitet. Aber nachdem dort einmal eine Familienhebamme ausgefallen war und Heiligers einspringen musste, zog sie das Leben in eine andere Richtung: Fortan reiste die 50-Jährige von Krankenhaus zu Krankenhaus und brachte den jungen Mamas auf den Wöchnerinnenstationen Milchpumpen vorbei. „Ich war überall unterwegs, in Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim. Und irgendwann war klar: Das kann ich nicht mehr stemmen.“

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Und so entschloss sich die gebürtige Oberhausenerin, ein Geschäft zu eröffnen, das von allen Seiten gut erreichbar ist, und die Milchpumpen von dort aus zu verteilen. Die Wahl fiel schnell auf das kleine Ladenlokal in Wanheimerort: „Hier kommen alle problemlos hin, ob vom Bethesda-Krankenhaus, den Sana-Kliniken, vom St. Anna oder sogar vom Florence-Nightingale in Kaiserswerth.“

Das Konzept ging offensichtlich auf: Zu Beginn gab‘s auf der knapp 65 Quadratmeter großen Fläche gerade mal „einen Tisch und einen Klappstuhl“. Inzwischen werden im hinteren Teil des Geschäfts Beratungen angeboten, während vorne geshoppt werden darf und auf Rezept Milchpumpen ausgegeben werden. Dafür kommen die Kunden manchmal sogar vom Niederrhein oder aus dem Düsseldorfer Raum. Um das gesamte Ruhrgebiet abzudecken, wurde in Essen eine zweite, größere „Medipu“-Filiale eröffnet.

Was bedeutet der Name „Medipu“?

Ihren Laden auf der Düsseldorfer Straße betreibt Tanja Heiligers seit 2015. Von außen wirkt er unscheinbar. Für manche frisch gebackenen Eltern ist er aber die letzte Hoffnung.
Ihren Laden auf der Düsseldorfer Straße betreibt Tanja Heiligers seit 2015. Von außen wirkt er unscheinbar. Für manche frisch gebackenen Eltern ist er aber die letzte Hoffnung. © WAZ | Tina Halberschmidt

Bleibt noch die Frage, was „Medipu“ zu bedeuten hat. „Dafür schäme ich mich immer ein bisschen“, meint Tanja Heiligers. Als sie ihr Gewerbe habe anmelden wollen, hätte sie „jetzt sofort“ einen Namen gebraucht. Also habe sie hin- und herüberlegt und sei schließlich auf „Medipu“ gekommen. „Das Me steht für Medela, das ist die Marke der Pumpen, die wir verleihen, das Di für die und das Pu für Pumpe.“ Heiligers lacht. „Mehr steckt nicht dahinter.“

Viele positive Online-Bewertungen und eine Lesermail

  • Dass für manche Kundin bedeutend mehr „dahintersteckt“, verraten nicht nur die positiven Bewertungen, die „Medipu“ im Internet erhalten hat.
  • In einer Mail hat sich auch eine Leserin an die Redaktion gewandt, um von ihren Erfahrungen zu berichten: „Meiner Freundin und ihrem Mann hat Medipu gefühlt das Leben gerettet“, schreibt die Leserin. Ihre Freundin habe in Wanheimerort „die medizinische Versorgung“ ihres Babys erhalten, „die uns die ganzen Apotheken nicht mehr bieten konnten“.
  • Im Internet ist „Medipu“ unter https://medipu.de/ zu erreichen.