Duisburg. Das Kino-Café Movie im Filmforum Duisburg ist zahlungsunfähig. Der Insolvenzverwalter hofft auf eine Übernahme. Woran diese scheitern könnte.
Das beliebte Café Movies im Filmforum Duisburg am Dellplatz ist insolvent. Der Betrieb in dem Weinbistro läuft aber zurzeit noch weiter. Dies betonen das Kino und Jens Müller, seit Anfang 2019 Pächter des Cafés. Schließlich versorgen sich viele Kinogänger im Movies mit Getränken, auch die Speisekarte findet Anklang. „Etwa zwei Drittel unserer Gäste sind Kino-Gäste“, erklärt Jens Müller. Er hatte den Insolvenzantrag am 19. Dezember gestellt.
Der Grund für die Pleite ist nach seiner Aussage nicht fehlender Zuspruch. Vielmehr sei der Kino-Betrieb im ältesten kommunalen Kino Deutschlands nach der Corona-Pandemie eher schleppend gestartet, und das habe sich negativ auch auf seine Gästezahlen ausgewirkt. Zudem habe er in das Lokal investiert, so Müller. Diese Kosten aber, so sein Vorwurf, seien teilweise nicht verrechnet oder anerkannt worden. Das Café Movies befindet sich in einer städtischen Immobilie. Vermieter ist das Immobilienmanagement Duisburg (IMD).
Wein-Bistro Movies im Filmforum Duisburg am Dellplatz muss Insolvenz anmelden – 20 Mitarbeiter betroffen
„Wir hatten nie zu“, betont Müller. „Die Crew ist engagiert und will weiter machen.“ Das Sagen hat allerdings nun der Insolvenzverwalter. Das Amtsgericht hat über das Vermögen des Bistro-Betreibers die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet und den Duisburger Fachanwalt für Insolvenzrecht Mark Steh aus der Kanzlei Hammes zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
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Nach seinen Angaben seien von der Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit 20 Arbeitnehmerinnen und -nehmer betroffen, darunter 15 Minijobber. Acht von ihnen würden das Unternehmen „auf eigenen Wunsch verlassen“. Der Insolvenzverwalter berichtet, er habe die Vorfinanzierung der Insolvenzgeldansprüche der aktiven Arbeitnehmer für den Zeitraum Dezember 2023 bis Februar 2024 in die Wege geleitet – das Insolvenzgeld soll also erst einmal bis Ende Februar an die Movies-Angestellten gezahlt werden.
Insolvenzverwalter sieht „gute Chance“ für Kinobetrieb – „unter bestimmten Bedingungen“
Rechtsanwalt Steh will „die bekannte Kino-Gastronomie retten“, wofür er „gute Chancen“ sehe – „unter bestimmten Bedingungen“, wie er einschränkt. Steh schildert die Problemlage so:
„Durch die Corona-Pandemie sind bei der Stadt Mietrückstände aufgelaufen, die zunächst gestundet und später niedergeschlagen werden sollten. Dies ist dann aber nicht erfolgt. Später hatte der Schuldner entschieden, Verhandlungen mit einem Interessenten über die Übertragung des Geschäftsbetriebs und die Ablösung des Mietrückstandes aus dem Verkaufserlös aufzunehmen. Leider soll der Aufsichtsrat des Kinos die Übernahme des Gastronomiebetriebs durch den Interessenten verhindert haben. Die Gründe hierfür sind noch zu ermitteln. Dies hat aber den Insolvenzantrag zur Folge gehabt.“
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Das Mietverhältnis mit dem städtischen IMD ist laut Insolvenzverwalter ungekündigt. Ob der prominent gelegene Gastronomiebetrieb eine Perspektive habe, so Steh, hänge nun „vor allem von der Haltung der Vermieterin, der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat des Kinoforums hinsichtlich der eventuellen Betriebsübernahme ab“.
Gastronomie im Filmforum: Es soll mehrere Interessenten geben
An einer „langfristigen Fortführung“ sei der bisherige Betreiber Jens Müller selbst nicht interessiert, er wolle „jedoch die Möglichkeit der Übertragung gerne realisieren“, so Steh. „Nach Auskunft des Schuldners soll der ursprüngliche Übernahmeinteressent weiterhin bereit sein, den Betrieb zu übernehmen“. Zudem gebe es „anderen Informationen zufolge weitere potenzielle Interessenten“.
Die Bedingungen und Modalitäten einer Übernahme müssten nun mit den übrigen Beteiligten geklärt werden. „Wenn darüber Einigkeit herrscht“, betont Jurist Steh, „werden wir den Betrieb voraussichtlich durch die übertragende Sanierung erhalten können.“ Er werde zügig die entsprechenden Gespräche führen, „um die Gastronomie als Treffpunkt der Kinobesucher und damit auch die Arbeitsplätze fortführen zu können“.
Aufsichtsrat des Filmforums: Studie beauftragt
Hintergrund: Bei der Verpachtung der Räume haben neben dem städtischen IMD auch der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung des kommunalen Kinos ein Mitspracherecht. Der Aufsichtsrat des Filmforums hat sich inzwischen mit der Insolvenz und dem Gastronomiebetrieb beschäftigt, bestätigt dessen Vorsitzender Dieter Lieske. Es sei eine Studie in Auftrag gegeben worden, die die Potenziale des Cafés und Bistros ermitteln solle.
„Wir sind daran interessiert, eine gut laufende Gastronomie im Haus zu haben, die auch zum Filmforum passt“, betont Dr. Michael Beckmann, Geschäftsführer des Filmforums. Die Stadt Duisburg hat auf Fragen unserer Redaktion zur Vermietung und zu anderen Interessenten bis Mittwochabend noch nicht geantwortet.