Duisburg-Rheinhausen. Seit Monaten besetzen immer wieder Fremde Keller der Häuser an der Beethovenstraße in Duisburg-Rheinhausen. Polizei und Vermieter äußern sich.

Einbruch, Hausfriedensbruch und Körperverletzung – das ist die Bilanz, die Anwohner der Beethovenstraße 7-15 aus vergangenen Monaten ziehen müssen. Weil die alten Haustüren der Adler Wohnungsgesellschaft zum Teil extrem marode sind, konnten sich ungebetene Gäste einfach Zutritt verschaffen. Das ist vielfach so passiert. Immer wieder dringen Obdachlose in die Häuser und nisten sich im Keller ein. Sehr zum Schrecken der Anwohner, die mit Fremden in ihren Räumen natürlich nicht rechnen. Das alles bestätigt die Polizei, die mehrere Einsätze dort hatten.

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Aber das ist nicht alles. Die Kellerräume werden aufgebrochen und ausgeräumt und darüber hinaus als Toiletten missbraucht. Die ungebetenen Gäste sind zum Teil alkohol- und drogenabhängig, wie die Polizei erklärt. Genau 80 Einsätze hatten die Beamten im vergangenen Jahr auf der Beethovenstraße. „Die Beamten waren aber nicht nur wegen der aufgebrochenen Keller dort im Einsatz“, erklärt Julia Schindler von der Pressestelle der Polizei.

Häuser an der Beethovenstraße in Duisburg-Rheinhausen: 10 Mal war die Polizei 2023 wegen Einbrüchen vor Ort

Zehnmal waren im vergangenen Jahr die Beamten allerdings alleine wegen Einbrüchen vor Ort. In einem besonders gravierenden Fall, betont die Polizei, sei eine Mieterin von einem Eindringling mit einer abgebrochenen Flasche angegriffen und verletzt worden. „Wir haben ihn in Gewahrsam genommen, ihn dann aber nicht auf der Wache halten können, weil er schwere Entzugserscheinungen hatte. Er wurde dann ins Krankenhaus gebracht“, berichtet Julia Schindler.

Das allerdings hinderte den Einbrecher nicht, am nächsten Tag wieder als ungebetener „Gast“ die Anwohner heimzusuchen. Dass so ein Verhalten den Mietern Angst macht, kann auch die Polizei nachvollziehen. Hilfe und Unterstützung blieb bis vor kurzem allerdings vom Vermieter Adler vollkommen aus. Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt die Pressestelle des Unternehmens: „Wir verstehen, dass die Situation für die Betroffenen in Duisburg-Rheinhausen belastend ist und haben unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt. Vier von sechs aufgebrochenen Türen wurden inzwischen repariert und schließen wieder vollständig. Die Instandsetzung der Hauseingangstüren in zwei Hauseingängen wird kurzfristig nachgebessert – das Fachunternehmen wurde bereits beauftragt.“

Zehnmal war im vergangenen Jahr die Polizei alleine wegen Einbrüchen vor Ort an der Beethovenstraße in Duisburg-Rheinhausen. In einem besonders gravierenden Fall, betont die Polizei, sei eine Mieterin von einem Eindringling mit einer abgebrochenen Flasche angegriffen und verletzt worden. 
Zehnmal war im vergangenen Jahr die Polizei alleine wegen Einbrüchen vor Ort an der Beethovenstraße in Duisburg-Rheinhausen. In einem besonders gravierenden Fall, betont die Polizei, sei eine Mieterin von einem Eindringling mit einer abgebrochenen Flasche angegriffen und verletzt worden.  © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Häuser an Beethovenstraße in Duisburg-Rheinhausen: Überwachung durch Sicherheitsdienst intensiviert

Dies, so Pressesprecherin Dr. Dobroslawa Pazder, verhindere natürlich keinen erneuten Einbruch, beziehungsweise Vandalismus und auch nicht, dass sich Dritte widerrechtlich, zum Beispiel durch einfaches Klingeln, Zutritt verschaffen. „Um vorzubeugen, dass sich fremde Personen in unseren Objekten aufhalten und gegebenenfalls eine Bedrohung für die Einwohner darstellen, wurde auch die Überwachung durch den Sicherheitsdienst seit dem 12. Januar intensiviert. Zudem sind elektronische Überwachungsmaßnahmen umgesetzt worden, die eine sofortige Intervention auslösen, wenn Unbefugte in den Dachbodenbereich eindringen.“ Weitere Maßnahmen seien in Vorbereitung, um eine dauerhafte Überwachung ebenfalls in den Kellerräumen zu gewährleisten.

Auf die Frage unserer Redaktion, warum man ausgerechnet zu Mitteln wie einem Sicherheitsdienst greift, der extrem kostenintensiv ist, antwortet die Pressesprecherin: „Sobald diese (Maßnahmen, Anm.d.Red.) vollständig in Betrieb sind, werden wir die kostenintensive Begehung durch den Sicherheitsdienst wieder reduzieren.“ Die Kellerräume seien in der vergangenen Woche gereinigt worden, bei erneuter Verschmutzung werde kurzfristig eine Sonderreinigung beauftragt.

Geschäftsführer des Mieterbundes Niederrhein äußert sich

Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterbundes Niederrhein, erklärt die Hintergründe des monatelangen Desasters und nimmt kein Blatt vor den Mund, für Klartext ist er ja auch bekannt. „Die Wohnungsgesellschaft Adler schreibt seit langem Verluste. Im Sommer 2023 wurde dem Unternehmen Bilanzfälschung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ist eingeschaltet. Weil zurzeit eine Reihe an Gesellschaften durch die gestiegenen Zinsen und erhöhten Baukosten viele Immobilien verkaufen wollen, sinkt der Preis. Also wird eben aus Kostengründen nur noch kassiert und verwaltet.“

Peter Heß erinnert daran, dass Adler auf alten Kruppwohnungen sitze und im vergangenen September 300 Millionen Euro als Kredit habe aufnehmen müssen. „Denn, was viele nicht wissen: Wohnungsbau Rheinhausen, WBR, ist Adler“, erklärt er. Bei solchen Gesellschaften sei es auch immer so, dass sie zuerst prüfen, ob die Versicherung für Schäden an den Wohnungen und Häusern bezahlt. Die Bedürfnisse der Mieter würden – wie auch jetzt wieder – erst einmal vernachlässigt.

Einsätze der Polizei

Wie die Polizei auf Anfrage mitteilt, wurden die Beamten im vergangenen Jahr 80 Mal zur Beethovenstraße gerufen. Darunter waren Ereignisse wie Ruhestörungen, es gab auch einen Hund, der herrenlos auf der Straße herumlief und die Polizei auf den Plan rief.

Sechsmal verzeichneten die Beamten Körperverletzung, mehrfach wurden sie wegen Streitereien und häuslicher Gewalt gerufen. „Zehnmal waren die Kollegen im vergangenen Jahr allerdings wegen Einbrüchen vor Ort“, teilt Julia Schindler von der Pressestelle der Polizei mit. Die Straße sei allerdings kein Hotspot, wie andere Regionen, die die Polizei kennt. „Insgesamt gab es 182.500 Einsätze in Duisburg im vergangenen Jahr.“ Es fiele also nur ein Bruchteil davon auf die Beethovenstraße.

Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterbundes Niederrhein, hat praktische Tipps parat. „Wenn man eine Mietminderung vornimmt, sollte man das dem Vermieter mitteilen. Und zwar mit einem ,Einwurfschreiben‘, das man für ein paar Euro bei der Post so aufgeben kann. Das bedeutet, dass der Postbote verpflichtet ist, dieses Schreiben auf jeden Fall in den Briefkasten des Vermieters zu werfen. So kann der Absender nachweisen, dass sein Schreiben zugestellt worden ist.“