Duisburg. Schlägereien und Palaver – das verbinden Duisburger mit dem Meidericher Treff. Dagegen kämpft der neue Wirt. Spaßige Partynächte sollen helfen.
Der Meidericher Treff soll die angesagteste Szene-Kneipe von ganz Duisburg werden. Dieses Ziel hat sich der neue Wirt Karim Bouguerra gesetzt, der den Gastrobetrieb im Sommer übernommen hat. Jetzt, ein halbes Jahr später, freut er sich über erste Erfolge und viel Lob seiner Stammkunden. Doch er kämpft immer noch gegen den miesen Ruf seiner Kneipe, der über Jahrzehnte lang gewachsen ist und sich hartnäckig im Duisburger Norden hält. Dennoch ist der neue Wirt zuversichtlich, dass er den Kampf ums Image gewinnen kann.
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Häufige Schlägereien, Polizeieinsätze und sogar Messerstechereien, dies sei die Vergangenheit seiner Kneipe gewesen. Das Fundament für das schlechte Image. „Ich habe das nicht selbst erlebt, sondern nur die Geschichten gehört“, sagt der 43-Jährige, der zuvor kurz als Türsteher im Meidericher Treff gearbeitet hatte, bevor er ihn übernommen hat. „Wir hatten hier noch nie Krawall“, sagt der neue Chef. Ihm sei es wichtig, dass die Anwohner sich trotz rauschender Partys nicht gestört fühlen. Wenn etwa Gäste spätabends zum Rauchen vor die Tür gehen, sorgen Karim Bouguerra oder ein Türsteher dafür, dass es draußen ruhig bleibt. „Wir achten auf die Nachbarn und wollen alle in Frieden miteinander auskommen.“
Schlägereien, Messerstechereien, Palaver: Duisburger Kneipe hat mit schlechtem Ruf zu kämpfen
Allerdings ist der benachbarte Meidericher Bahnhof ein bekannter Treffpunkt für die Trinkerszene und Stammgäste berichten, dass längst nicht sauber unterschieden wird, ob Gegröle und Palaver vom Bahnhof kommen oder aus der Kneipe – durch schlechte Erfahrungen der letzten Jahrzehnte werde schnell der Meidericher Treff beschuldigt.
„Die Leute kommen zu uns und machen Party“, beteuert der Wirt, der seinen Gastrobetrieb als angesagte Location etablieren will. Die Fäden dafür hält seine Ehefrau Amela Bouguerra in der Hand, die zuständig ist für die Veranstaltungsplanung und sich um Einkäufe, Buchhaltung und Bürokratie kümmert. „Das Feedback unserer Gäste ist komplett positiv“, sagt die 31-Jährige, die im Hauptberuf als Zahnarzthelferin arbeitet. Deshalb sei sie dankbar für die Mundpropaganda, „dass es hier nicht mehr ist wie früher“.
Das bestätigen auch viele Stammgäste, die an einem Markttag mittags zum Frühschoppen gekommen sind. „Hier steckt viel Liebe und Herzblut drin“, sagt etwa Dörte Lütkemüller und erinnert ans Oktoberfest, „das richtig klasse“ war. Natürlich kenne sie den Ruf der Kneipe „wie alle Meidericher“ und der lasse sich nicht einfach abschütteln. Ob ein neuer Name fürs Lokal daran etwas ändert? Daran glaubt sie nicht, „das hier wird für die Leute immer der MT bleiben“.
Die Neuausrichtung des Meidericher Treffs gefällt den gut 40 Männer und Frauen, die sich gerade auf ein Pils, Alt oder einen Schnaps treffen und sich in Kleingruppen angeregt miteinander unterhalten. Aus dem Zapfhahn fließt‘s reichlich, und Evelin Simon verliert nie den Überblick über die Bestellungen oder die Ruhe. Seit dreizehn Jahren schmeißt die Kellnerin die Tagesschicht in der Kneipe und hat schon viele Chefs kommen und gehen sehen. Die Stimmung im Laden sei richtig gut unter den beiden neuen Betreibern.
Kein Pardon für Grabscher: Frauenanteil unter den Gästen ist sehr stark angestiegen
Tatsächlich sei der Frauenanteil unter den Gästen jetzt sehr stark gestiegen, betont Amela Bouguerra. Das sei nur gelungen, weil sich Frauen in dem Lokal „wohl und sicher fühlen“. Dabei helfen nicht nur die Partys, die sich teils speziell an ein weibliches Publikum richten, sondern auch die langjährige Erfahrung, die Karim Bouguerra aus der Sicherheitsbranche mitbringt. Natürlich können Besucher mal einen über den Durst trinken, wer aber Stunk macht oder Besucherinnen angrabscht, muss den Meidericher Treff verlassen. Da ist das Ehepaar resolut – und damit erfolgreich.
Zuletzt wurde der Meidericher Treff für Kindergeburtstage und sogar für Polterabende gebucht, und viel Lob gab es auch für die Halloween-Party und die Silvesterfeier mit großem Feuerwerk. Im noch jungen Jahr sollen freitags und samstags immer DJs auflegen, geplant sind neuerdings auch Live-Konzerte. Ob House, Hip-Hop, Schlager oder Rock, die musikalische Bandbreite ist groß und soll künftig noch wachsen. Festhalten wollen die beiden Betreiber an ihren Motto-Partys, die 2024 fortgeführt werden; von der Schlagernacht über die Ladies Night bis zu Beachparty mit Shisha, Sangria und Urlaubsfeeling.
„Geld verdienen ist für uns nicht alles“, sagt Karim Bouguerra, „wir haben hier selbst Spaß und wollen noch mehr Spaß haben.“ Darin bekräftigt das Paar die „maximal positiven Reaktionen“ der Meidericher. „Die Leute verstehen sich hier richtig gut, Senioren feiern mit uns Jüngeren nachts bis drei, vier Uhr, das finde ich schön“, ergänzt die Chefin.
Duisburger Kneipe ist inzwischen Kulisse für Filmdrehs
Inzwischen ist der Meidericher Treff sogar Filmkulisse. Im jüngsten Filmprojekt spielt Karim Bouguerra, der nebenher Laienschausteller ist, einen Mafiaboss und trifft in der Kneipe auf einen Rivalen. Vielleicht verkörpert er den Gangster so gut, dass einige Menschen im Stadtteil ihm echte Verbindungen in die Unterwelt nachsagen? Vermutlich nicht. Jedoch kennt er durch den Boxsport – er leitet eine Boxschule in Oberhausen – einige Athleten, die in Rockerclubs aktiv sind. Seine Geschäfte würden diese Bekanntschaften, sagt er, aber nicht beeinflussen.
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Für die Bekanntschaft mit vielen Stammgästen sind er und seine Frau dagegen sehr dankbar. „Hier sind viele Freundschaften entstanden“, sagt Amela Bouguerra. Als Schlachtenbummler wollen etliche Freunde am 21. Januar zum nächsten Boxkampf von Karim Bouguerra nach Hagen reisen. Ob Sieg oder Niederlage, anschließend soll es eine rauschende Feier im Meidericher Treff geben.
Wenn auch der Kampf gegen das schlechte Image des Meidericher Treffs noch schwer wird, Karim Bouguerra ist „ganz zufrieden“ mit seinem Gastrobetrieb. So gut sogar, dass er mit seiner Frau in Gelsenkirchen zusätzlich ein Hostel übernommen hat und im Ruhrgebiet mit weiteren Läden liebäugelt. „Hier hat alles angefangen“, sagt der Wirt und blickt auf seine Frau und auf seine Kneipe. „Ich hoffe, dass der Meidericher Treff für uns eine tolle Grundlage für ein angenehmes Leben wird.“
>> Die größte Party von ganz Duisburg?
- Mit dem Meidericher Treff will der neue Chef auch die Partyszene im Stadtteil wiederbeleben. Wenn er seinen Geburttag am 28. Juni nachfeiert, verspricht er, „wird das die größte Party von ganz Duisburg“.
- Zumal eine Partynacht daran Schuld ist, dass das Ehepaar überhaupt auf die Kneipe aufmerksam geworden ist. Nach einem Kirmesabend sind Karim und Amela Bouguerra nach Meiderich zurückgekehrt und am Meidericher Bahnhof zufällig auf die Kneipe gestoßen. Sie hat sich sofort in das Lokal verliebt, er fing dort als Türsteher an und wurde später der Betreiber.