Duisburg. Die Berliner Brücke in Duisburg soll eine Restlaufzeit bis 2029 haben. Doch worauf beruht diese Einschätzung? So steht es um das A59-Bauwerk.

Das Jahr 2029 ist ein Fixpunkt bei der Planung zum A59-Ausbau. Noch bis dahin ist die Berliner Brücke ohne Einschränkung befahrbar, haben Ingenieure der Autobahn GmbH berechnet; im Streit um einen möglichen Tunnelbau in Meiderich ist das Bauwerk zum Druckmittel geworden. Doch was spricht überhaupt gegen eine längere Nutzung? Und andersrum: Ist in Duisburg ein Szenario wie im sauerländischen Rahmede denkbar, wo die A45-Brücke lange vor dem geplanten Neubau plötzlich gesperrt werden musste?

Die Autobahngesellschaft des Bundes (AdB) informiert im Internet über ihre Strategie der Brückenmodernisierung. Alle Bauwerke werden demnach regelmäßig geprüft: alle sechs Jahre im Rahmen einer Hauptprüfung sowie drei Jahre später bei einer sogenannten Einfachen Prüfung. In den Jahren dazwischen führe die Autobahnmeisterei ausführliche Besichtigungen durch, heißt es außerdem.

A59 in Duisburg: So wird der Zustand der Berliner Brücke überprüft

Wie die AdB nun auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, fand die bislang letzte Hauptprüfung der Berliner Brücke
2022 statt. „Bei einer Hauptprüfung werden alle Bauteile aus der unmittelbaren Nähe überprüft, wenn notwendig mit speziellen Besichtigungsgeräten“, erklärt Sprecherin Jasmina Matera. Soweit nötig würden einzelne Teile des Bauwerks vorher gereinigt, um auch versteckte Mängel oder Schäden auffinden zu können.

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Die nächste Einfache Prüfung ist dementsprechend für das Jahr 2025 terminiert. Dabei werde „eine erweiterte, intensive Sichtprüfung durchgeführt, [zunächst] allerdings ohne den Einsatz spezieller Besichtigungsgeräte“, führt Matera aus. Stelle man bedenkliche Mängel fest oder Hinweise auf erhebliche Veränderungen gegenüber dem vorherigen Prüfbericht, „so wird die Einfache Prüfung ganz oder teilweise auf den Umfang einer Hauptprüfung erweitert“.

Die Sprecherin betont: „Beide Arten der Bauwerksprüfung dürfen nur von sachkundigen Ingenieuren durchgeführt werden, die die statischen und konstruktiven Verhältnisse der Bauwerke beurteilen können.“

Mehrere Baumaßnahmen an der Berliner Brücke seit 2014

Im Falle der Berliner Brücke handele es sich um mehrere Teilbauwerke, „die mehr als 70 Jahre alt sind und nach damaligen Normen und damaligem technischem Stand konstruiert worden sind“. Den heutigen verkehrlichen Anforderungen, insbesondere dem weiter steigenden Verkehrsaufkommen, würden sie nicht mehr gerecht.

„Es handelt sich um Teilbauwerke aus Stahl oder Spannbeton, welche aufgrund ihres Alters Defizite aufweisen“, konkretisiert die Sprecherin, daher sei es notwendig, sie zu ersetzen. Die Restnutzungsdauer bis zum Jahr 2029 basiere dabei auf statischen Berechnungen.

In den vergangenen zehn Jahren habe man mehrere Baumaßnahmen durchgeführt, um die Brücke bis dahin sicher betreiben zu können: „2015 wurde sie zum Beispiel in Teilbereichen verstärkt.“

A45-Brücke in Rahmede: Sperrung kam plötzlich und unerwartet

Wird die Berliner Brücke im Rahmen des A59-Ausbaus ein einigen Jahren erneuert, sollen Fahrzeuge vorübergehend über ein Brückenprovisorium rollen. Die Autobahn GmbH will mit dieser Planung einen Verkehrskollaps in Duisburg verhindern.

Die A45-Brücke bei Rahmede musste im Dezember 2021 gesperrt werden, mittlerweile ist sie gesprengt. Für die A59 in Duisburg befürchtet die Autobahn GmbH ein solches Szenario zurzeit aber nicht.
Die A45-Brücke bei Rahmede musste im Dezember 2021 gesperrt werden, mittlerweile ist sie gesprengt. Für die A59 in Duisburg befürchtet die Autobahn GmbH ein solches Szenario zurzeit aber nicht. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Auch im Fall der Talbrücke Rahmede war ein Termin für den Neubau bereits im Blick, das Bauwerk hätte noch bis 2026 halten sollen. Und doch kamen im Dezember 2021 bei einer Kontrolle Zweifel an der Tragfähigkeit auf. Die A45-Brücke wurde sofort gesperrt

und mittlerweile auch gesprengt

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    Für die Berliner Brücke befürchtet die Autobahn GmbH ein solches Szenario nach eigener Auskunft jedoch nicht: „Aufgrund der mit größter Sorgfalt durchgeführten Instandsetzungen und Verstärkungen und den turnusmäßigen Bauwerksprüfungen gehen wir davon aus, die Berliner Brücke bis zum geplanten Ersatzneubau betreiben zu können.“

    >> STAND- UND VERKEHRSSICHERHEIT: STANDARDISIERTE PRÜFUNG

    • Die Prüfung von Brückenbauwerken führt die Autobahn GmbH nach einem systematisierten Verfahren (DIN 1076) durch.
    • Schäden bewertet sie nach eigenen Angaben anhand der Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit.
    • „Die Ergebnisse der Bauwerksprüfungen werden genau und objektiv nachvollziehbar dokumentiert“, sagt AdB-Sprecherin Jasmina Matera. Sie bildeten die Grundlage einer effektiven Erhaltungsplanung.