Duisburg. Der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024. In Duisburg gibt es aber nur noch zehn bis 20 Paare. An diesen Orten kann man sie erspähen.

Weißer Bauch, schwarzes Gefieder mit metallischem Glanz und ein markanter Federschopf – das sind die Merkmale des Kiebitz, dem Vogel des Jahres 2024. Bereits im vergangenen Oktober hat sich das Federtier aus der Familie der Regenpfeifer diesen Titel bei einer Online-Abstimmung gesichert. Ein Grund zur Freude ist das aber nur bedingt, denn der Kiebitz ist in Deutschland stark gefährdet: Zwischen 1980 und 2016 ist sein Bestand um mehr als 90 Prozent zurückgegangen.

Auch im Ruhrgebiet gibt es heute deutlich weniger Kiebitze als noch vor einigen Jahren. Dies bestätigt Jürgen Hinke, Vorsitzender des Nabu Duisburg: „Bei einer Kartierung haben wir 2004 noch 140 Brutpaare gezählt“, berichtet er.

Heute seien es im gesamten Stadtgebiet nur noch etwa zehn bis 20 Paare. Vielen Nachbarstädten hat Duisburg damit trotzdem etwas voraus: So gebe es in Essen, Mülheim und Oberhausen heute gar keine Brutstätten des Kiebitz mehr.

Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 – auch in Duisburg ist er stark gefährdet

Für den Rückgang der Population gibt es verschiedene Gründe, so Hinke: „Ein wichtiger Faktor ist sicher die Intensivierung der Landwirtschaft“, sagt er. Der Kiebitz fühlt sich auf naturbelassenen Feuchtwiesen am wohlsten – die findet er aber immer seltener vor. Weicht er auf Ackerflächen aus, werden seine Nester oft beim Mähen zerstört.

Auch der zunehmende Nahrungsmangel macht den Vögeln zu schaffen: „Kiebitze fressen vor allem Regenwürmer, Insekten und Larven“, weiß Jürgen Hinke. „Weil es zuletzt im Frühjahr oft trocken war, verkriechen sich aber zum Beispiel Regenwürmer immer tiefer in der Erde.“ Dort sind sie für den Kiebitz kaum zu erreichen.

Jürgen Hinke vom Nabu Duisburg berichtet von den Problemen der Vogelart.
Jürgen Hinke vom Nabu Duisburg berichtet von den Problemen der Vogelart. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aktuell arbeiten Naturschützer daran, dass sich der Kiebitz wieder häufiger zum Brüten in Duisburg niederlässt. So markieren Mitarbeiter der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet Kiebitznester auf Ackerflächen, damit Landwirte mit ihren Maschinen nicht versehentlich darüber fahren. Trotz solcher Schutzmaßnahmen befürchtet Hinke: „Eine so große Zahl an Brutpaaren wie vor 20 Jahren werden wir wohl nie wieder erreichen.“

Experte gibt Tipps: So kann man den Kiebitz in Duisburg aufspüren

Wer in Duisburg heimische Kiebitze beobachten möchte, muss sich zunächst noch etwas gedulden: Die Zugvögel überwintern momentan in Südeuropa, kehren aber Ende Februar nach Deutschland zurück. Ihre Hauptbrutzeit liegt im April und Mai. Die besten Chancen, den Kiebitz zu entdecken, hat man dann im Binsheimer Feld in Baerl und in der Walsumer Rheinaue. „Früher gab es auch im Duisburger Süden einige Exemplare“, erzählt Jürgen Hinke. Gegen natürliche Fressfeinde wie den Fuchs habe es der Kiebitz dort jedoch schwer.

Für Vogelfreunde, die den Kiebitz in Duisburg entdecken wollen, hat Hinke einige Tipps: „Es ist sehr wichtig, auf den Wegen zu bleiben und Hunde an die Leine zu nehmen“, sagt er – andernfalls verschrecke man die Vögel leicht. Wer sich ruhig verhält und die Umgebung genau beobachtet, erhöht seine Erfolgschancen. Dennoch betont Hinke: „Als Laie muss man in Duisburg großes Glück haben, wenn man den Kiebitz aufspüren möchte.“ Es könne daher ratsam sein, sich einer Gruppe erfahrener Vogelkundler anzuschließen: „Im letzten Jahr haben wir bei unserer gemeinsamen Tour 85 Vogelarten entdeckt.“

>> Kiebitz gewann bei Online-Abstimmung

  • Bei der Wahl zum Vogel des Jahres 2024 hat sich der Kiebitz gegen den Steinkauz, das Rebhuhn, die Rauchschwalbe und den Wespenbussard durchgesetzt. Seit vier Jahren wird der Titel nicht mehr von einem Expertengremium verliehen, sondern durch eine Online-Abstimmung vergeben.
  • Fast 120.000 Menschen haben sich an der Wahl zum Vogel des Jahres beteiligt. Mit knapp 28 Prozent der abgegebenen Stimmen landete der Kiebitz auf dem ersten Platz.