Duisburg-Neumühl. Die KG Blau-Weiß Neumühl kürt nach Neujahr die Bürgerin und Bürger des Jahres. Die Traditionsveranstaltung stand diesmal jedoch auf der Kippe.

Die Erleichterung bei den Neumühler Jecken war deutlich zu spüren: Die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Neumühl „Die Pils-Sucher“ konnte jetzt doch ihren traditionellen Neujahrsempfang im Bürgerhaus an der Otto-Hahn-Straße feiern. Dies stand zuvor lange auf der Kippe.

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Noch zu Beginn der Session 23/24 im November gab es keine verbindlichen Informationen vom Immobilien-Management Duisburg (IMD) darüber, ob die Vereine das Bürgerhaus nach einem Wasserschaden und der nötigen Dachsanierung für ihre Karnevalsveranstaltungen nutzen können. Die erlösende Zusage vom IMD kam erst, nachdem diese Redaktion über die missliche Lage der betroffenen Vereine berichtet hatte, in der die Jecken durch verzögerte Bauarbeiten und fehlende Planungssicherheit steckten.

Trotz Bauarbeiten können alle Karnevalsfeiern im Bürgerhaus Neumühl stattfinden

Jetzt steht fest: Alle Karnevalsveranstaltungen im Bürgerhaus können wie geplant stattfinden, auch wenn die Bauarbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind. Den Anfang machte der Neujahrsempfang, bei dessen alljährlichem Höhepunkt die Neumühler Bürgerin und der Neumühler Bürger des Jahres gekürt werden.

Überraschung gelungen: Die frisch gekürten Neumühler Bürger 2024, Barbara Schönemann und Klaus Moeller.
Überraschung gelungen: Die frisch gekürten Neumühler Bürger 2024, Barbara Schönemann und Klaus Moeller. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zu diesem für die Karnevalsvereine erfreulichen Ergebnis dürfte auch die politische Druckwelle beigetragen haben, die von der Bezirksvertretung Hamborn aus bis ins Büro des Oberbürgermeisters geschwappt war. Heiko Blumenthal, der Referent von Sören Link, war im vergangenen Jahr selbst zum Neumühler Bürger 2023 ernannt worden und hatte sich jetzt persönlich gekümmert.

„Unser Bürgerhaus lassen wir uns nicht kaputt machen“, sagte Reiner Terhorst kämpferisch, der als Ehrensenator der Pils-Sucher die Gäste im vollen Saal begrüßte. Nach großem Applaus fügte er versöhnlich hinzu: „Wir sind so dankbar, dass wir hier sein dürfen.“

Daran hätten auch die vielen Politiker auf der Gästeliste einen Anteil. So habe etwa SPD-Ratsherr Sebastian Haak, wie Terhorst berichtete, gut „einhundert Stunden investiert und sich beinahe eine Hängematte in das IMD-Büro gehängt“. Nun konnten die Pils-Sucher und all ihre Gäste ihren Etappensieg über die Bauverzögerungen gemeinsam feiern. Für Oberbürgermeister Sören Link ist das Bürgerhaus „ein starkes Stückchen Neumühl“, und er versprach in seinem Grußwort allen Anwesenden, es zu erhalten.

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Bauruine und Lost Place: Wie geht‘s weiter mit dem früheren St.-Barbara-Hospital?

Dann legte der OB den Finger in die zweite große Wunde des Stadtteils, den Zustand des früheren St.-Barbara-Hospitals. Als „blöde und bitter“ bezeichnete er den jahrelangen Stillstand und Verfall auf dem großen Grundstück mitten im Wohngebiet. Link versprach, sich weiter dafür einzusetzen, dass die „nach wie vor guten Pläne“ für das Gelände doch noch umgesetzt werden können.

Für das Großprojekt „Neumühl-Quartier“ waren zuletzt 450 Wohneinheiten mit St. Barbara als Mittelpunkt vorgesehen. Immerhin sei es inzwischen gelungen, so der Oberbürgermeister weiter über den Lost Place, durch die aufgestellten Zäune den Vandalismus einzudämmen.

Doch Sören Link war auch mit einer guten Nachricht zu der Traditionsveranstaltung gekommen. Der Aschenplatz des Sportvereins Herta Hamborn an der Gerlingstraße soll in Kürze in einen Kunstrasenplatz verwandelt werden. „Da geht was in Neumühl“, so sieht es das Stadtoberhaupt.

Tanzgarden entfachen die Karnevalsstimmung in Duisburg-Neumühl

Jedoch brannten die anwesenden Jecken am Sonntag mehr für den Karneval als für Grußworte. Richtige Karnevalsstimmung kam deshalb erst auf, als Moderatorin Inge Hanßen nach und nach die Tänzerinnen und Tänzer der Vereine auf die Bühne bat. Die Mädels der Echten Freunde der KAB Röttgersbach und der KG Rot-Weiss Schmidthorst begeisterten den Saal mit ihren Gardetänzen, und auch die „Gentlemen“ vom Männerballett der Pils-Sucher meisterten ihren Auftritt mit geradezu übertriebener Lässigkeit.

Nicht nur Tanzmariechen entzückten das jecke Publikum im Bürgerhaus Neumühl: Das Männerballett „Gentlemen“ bestach durch geradezu übertriebene Lässigkeit.
Nicht nur Tanzmariechen entzückten das jecke Publikum im Bürgerhaus Neumühl: Das Männerballett „Gentlemen“ bestach durch geradezu übertriebene Lässigkeit. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zum unbestrittenen Höhepunkt des Programms bat das Moderationsduo aus Inge Hanßen und Reiner Terhorst die verblüffte Barbara Schönemann auf die Bühne. „Unsere Bürgerin des Jahres hat über Jahrzehnte Zeichen gesetzt, für den Erhalt ihrer Kirche gekämpft und sich gerade für den Zusammenhalt und die Interessen von Frauen in der Kirche eingesetzt. Du bist nicht nur eine der guten Seelen der katholischen Gemeinde Herz-Jesu, du bist auch Bürgerin des Jahres 2024, liebe Barbara Schönemann“, sagte Terhorst. Die Geehrte zeigte sich gerührt und nutzte die Gelegenheit, um für die katholische Frauengemeinschaft zu werben. „Wir sind längst nicht mehr der alte Mütterverein, sondern moderne Frauen,“ betonte sie.

Gute Stimmung im Neumühler Bürgerhaus. Die Mädchen der Tanzgarde waren natürlich auch dabei. 
Gute Stimmung im Neumühler Bürgerhaus. Die Mädchen der Tanzgarde waren natürlich auch dabei.  © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nicht weniger uüberraschend traf die Ehrung Klaus Moeller, den langjährigen Vorsitzende des TuS Neumühl. Der Verein hat seit fast 120 Jahren die Menschen im Bezirk sportlich auf Trab gehalten. „Und um die Geschichte Neumühls hat sich der Verein ebenfalls verdient gemacht“, lobte Inge Hanßen und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Moeller – obwohl er schon seit über 40 Jahren in Baerl lebt – immer wieder gerne nach Neumühl komme. Das sei ein Fall von extremer Treue. Klaus Moeller freute sich über die unerwartete Auszeichnung. „Es ist schwierig, den Verein am Leben zu halten“, sagte er ehrlich. „Mir fehlt allmählich doch der Nachwuchs.“