Duisburg. Etliche Bauern aus Duisburg und Düsseldorf starten zum Protestzug – nicht nur gegen Kürzungen. Das treibt auch den fünfjährigen Sohn zum Protest.
Die Warnblinkanlagen haben sie nicht nur für den Verkehr angeschaltet: Die 30 bis 40 Landwirte aus dem Duisburger Süden und Düsseldorfer Norden, die am Montagmorgen um 7 Uhr zur Protestfahrt über die Duisburger Landstraße aufbrechen, sind sauer und besorgt.
Sauer auf die Politik, und da sind die jüngst von der Bundesregierung angekündigten Kürzungen bei den Agrarsubventionen nur ein Teilgrund für den Unmut. Besorgt um ihre Zukunft – so wie der jüngste Teilnehmer, der gerade mal fünf Jahre alt ist.
„Ich bin die vierte Generation, die fünfte fährt heute auch mit“, sagt Peter Franken mit Blick auf seinen Sohn, der ebenfalls Peter heißt. Weizen, Gerste, Raps, Zuckerrüben, Ackerfutter für die Pensionspferde: Das ist das tägliche Brot auf seinem Gut Postenhof in Mündelheim. Aber das, sagt er, werde ihm immer schwerer gemacht.
Die Kürzungen, geplant von der deutschen Politik, sieht er in größerem Zusammenhang. „Wir stehen im Wettbewerb mit den anderen EU-Ländern und müssen wettbewerbsfähig bleiben.“ In Frankreich, das erwähnen viele der Bauern an diesem Morgen, würden die Trecker sogar mit billigem Heizöl über die Felder fahren.
Kürzungen und Bürokratie treiben Duisburger Bauern zum Protest
Das Finanzielle aber ist nur das Eine, was Duisburgs und Düsseldorfs Landwirte auf die Straße treibt. „Das Fass ist irgendwann übergelaufen“, sagt Peter Franken. „Jetzt auch noch die Kürzungen“, dabei gebe es schon so viele und immer mehr Vorschriften, immer mehr Bürokratie. „Man macht das alles nach bestem Wissen und Gewissen. Aber da blicken sogar die, die uns kontrollieren sollen, nicht mehr durch.“
Sein Düsseldorfer Kollege Michael Faßbender stimmt zu. „Das, was die Politik mit uns macht, geht gar nicht mehr. Wir werden nur noch bombardiert mit Vorschriften.“ Einfach die Felder düngen, damit das Getreide sprießt, das war einmal. Heute gibt die EU vor, womit gedüngt werden darf, und in welcher Menge. Bis Faßbender Weizen, Dinkel, Raps und Gerste nachhelfen darf, muss er erstmal die Menge an Dünger berechnen, die er einsetzen darf; abhängig unter anderem von der Erntemenge im Vorjahr. „Das ist sehr aufwendig.“
Jetzt also auch noch die Subventionskürzungen, vom Bundesrechnungshof empfohlen, von der Bundesregierung geplant und, nach ersten Protesten der Bauern, teilweise wieder zurückgenommen. Was bleibt, ist die stufenweise Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel. 40 Prozent sollen es in einem ersten Schritt sein. Für ihn seien das „immer noch ein paar tausend Euro im Jahr“, weniger, sagt der selbstständige Landwirt Faßbender.
Was ihn daran ärgert: „Wir fahren nicht mit unseren Schleppern spazieren oder in den Urlaub, sondern bewirtschaften damit unsere Felder.“ Und: „Es gibt zurzeit keine Alternative zum Diesel. Mit E-Schleppern geht es noch nicht.“ Die gebe es zwar im Testversuch, aber nicht auf dem Markt. Und damit auch nicht auf dem Acker.
Sie sind kritisch, aber ruhig und besonnen, die Bauern, die sich am Montagmorgen kurz hinter der Grenze zwischen Duisburg und Düsseldorf auf den Weg zum Protest machen. Kein Mob wie der, der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck anging, sondern Landwirte, die, so sagt es Peter Franken vom Gut Postenhof, nur eines wollen: „Es wäre das Einfachste, wenn man einfach seinen Job machen dürfte.“
Duisburger bauen im Hochwasser-Einsatz: Sandsäcke zum Dickelsbach gekarrt
Dabei machen sie durchaus mehr als das, auch das betont Peter Franken. „Ohne Bauern kein Karnevalszug.“ Sie pflegen Acker, Landschaft, Natur. Und helfen, wenn letztere den Menschen in Bedrängnis bringt. „Letzten Freitag haben wir binnen weniger Stunden geholfen, 1500 Sandsäcke zum Dickelsbach zu fahren.“
Das alles sehen sie gefährdet: durch immer mehr Vorschriften, durch die geplanten Kürzungen. Auch sein Sohn, sagt Peter Franken, verstehe das alles schon. Deshalb ist auch der Fünfjährige beim Protestzug dabei: „Ich fahre heute mit, weil ich Traktoren sehen will, und weil ich auch noch Bauer werden möchte.“