Duisburg. Was Deichläufer der Wirtschaftsbetriebe Duisburg bei ihren Kontrollgängen erleben und warum ihre Aufgabe bei Hochwasser so wichtig ist.
Der Rhein macht sich an diesem Samstagvormittag sehr breit in seinem Bett. Der Scheitelpunkt der aktuellen Hochwasserwelle in Duisburg wird an diesem Tag erreicht. Der Pegelstand ist aber weit von den anfänglichen Vorhersagen entfernt, die die Zehn-Meter-Marke schon fallen sahen. Am Morgen werden 9,40 Meter gemeldet, wenige Stunden später 9,41 Meter – der Scheitelpunkt.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Der Himmel ist grau, leichter Nieselregen fällt bei vier Grad Außentemperatur – ein usseliges Wetter, das nicht zu einem Spaziergang am Laarer Rheindeich einlädt. Trotzdem sind Uwe Sontacki und Andre Fengels von den Wirtschaftsbetrieben (WBD) bereits um 9 Uhr dort unterwegs. Beide haben sich unabhängig von ihren eigentlichen beruflichen Tätigkeiten bereit erklärt, als Deichläufer für ihren Arbeitgeber eine wichtige Aufgabe für die Allgemeinheit zu erfüllen. Sie kontrollieren den Deich – und die Hochwasser-Sperrungen.
Deichkontrollgang bei Hochwasser in Duisburg-Laar: Spaziergänger im gesperrten Bereich
Direkt nach dem Start der Begehung muss Uwe Sontacki bereits aktiv werden. „Hallooo, so geht das nicht!“, ruft er einem am Rheinuferweg gesichteten Hundebesitzer zu, der in aller Seelenruhe mit seinem Liebling im eigentlich gesperrten Bereich spazieren geht. Da muss Sontacki tatsächlich laufen, um Herrchen und Hund zu erreichen. „Der hatte schon Verständnis, ist unverzüglich wieder zum Deichkronenweg zurückgegangen, da war wohl ein Treppenabgang nicht abgesperrt“, berichtete der ins Schwitzen gekommene Deichläufer.
Keine Chance hat Sontacki etwas später, als er einen Jogger auf dem gesperrten Weg direkt am Rheinufer auf sein Fehlverhalten hinweisen wollte. Auf sein lautes „Hallooo“ gab dieser richtig Gas und sprintete in Richtung Laar. Der aufmerksame Deichläufer resignierte, gab die sportlich ambitionierte Verfolgung nach kurzer Zeit auf: „Den krieg ich nicht mehr.“
Untersuchungen nach möglichen Schäden
Bis zum Wochenende haben die beiden „ihren“ Deich jeweils zweimal am Tag in Augenschein genommen und ihn nach Schäden durch Tiere wie Maulwürfe und Füchse und auf sonstige Auffälligkeiten untersucht. Sollten Schäden festgestellt werden, werden diese dokumentiert und gut sichtbar mit Fähnchen markiert.
„Festgestellte Gefahrenpunkte werden von uns dann zeitnah beseitigt“, erklärt Thomas Köhne, der bei den Wirtschaftsbetrieben für den Deichbau und Hochwasserschutz verantwortlich ist. Die Deichläufer, in der Regel Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe, sind intern für ihre wichtige Tätigkeit geschult worden. „Die haben sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet und überwachen sechs Teilabschnitte der Deiche, für die die Wirtschaftsbetriebe verantwortlich sind“, erklärt Bereichsleiter Köhne.
Eigentlich ist bei einem Pegelstand zwischen 9 und 10 Metern – bei einem höheren Pegelstand ist eine mehrfache Begehung täglich Pflicht – nur eine Begehung pro Tag vorgeschrieben. Aber vorsorglich machen sich die beiden Deichläufer auch noch einmal am Nachmittag auf den immerhin drei Kilometer langen Weg zwischen Laar und Beeckerwerth.
Wirtschaftsbetriebe für 26 der 45 Kilometer langen Deiche in Duisburg verantwortlich
Danach sind die WBD nicht mehr für die Kontrolle des Deichs zuständig. Die Verantwortung in Richtung Norden liegt dann bei der Emschergenossenschaft. Genau sind die Wirtschaftsbetriebe für 26 der insgesamt 45 Kilometer langen Deiche auf dem Stadtgebiet verantwortlich. Neben der Emschergenossenschaft gibt es linksrheinisch noch weitere Deichverbände, die auch Teile der Deiche auf Duisburger Stadtgebiet schützen.
Die Fäden laufen bei der Bezirksregierung in Düsseldorf zusammen, die notwendig gewordene Maßnahmen koordiniert und als übergeordnete Behörde in der Verantwortung steht.
Die vierte Hochwasserwelle seit Mitte November
Dass das Hochwasser zum Dauerthema geworden ist, thematisiert WBD-Pressesprecher Volker Lange: „Das ist bereits die vierte Welle seit Mitte November. Dazu haben wesentlich die langanhaltenden Regenfälle beigetragen, dazu kam noch Schmelzwasser aus den Schweizer Bergen.“
Auch interessant
Damit soll es aber jetzt endgültig vorbei sein. Nach dem Scheitelpunkt am Samstag fallen die Pegelstände in den späten Abendstunden. Es sind auch keine starken Regenfälle mehr angesagt. „Das war es dann“, äußert sich Thomas Köhne erleichtert. Alle Sperrungen aufgrund des Hochwassers werden laut WBD-Pressesprecher Volker Lange ab Montag nach und nach aufgehoben. „Zum Glück hatten wir hier keine nennenswerten Probleme wie in anderen Regionen“, sagt Köhne. Die Deiche, auch der marode in Homberg, bereiten ihm keine Sorgen.
Und Uwe Sontackis und Andre Fengels Arbeitsplatz wird ab Montag auch wieder gemütlich warm sein. Köhne: „Da können wir die Deichbegehung durch unsere Mitarbeiter aufgrund der dann entspannten Situation beenden.“
>> WIRTSCHAFTSBETRIEBE DUISBURG: SO ARBEITEN DIE DEICHLÄUFER
- Für den Hochwasserschutz sind in Duisburg die Wirtschaftsbetriebe verantwortlich.
- Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Rhein, der auf dem Duisburger Abschnitt eine Länge von 37,5 Kilometern hat.
- Insgesamt 60 Deichläufer gibt es nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe in Duisburg.
- Sie kontrollieren bei Hochwasser die Deiche in einem festgelegten Abschnitt und untersuchen sie auf Schäden.
- Werden Schäden festgestellt, benachrichtigen die Deichläufer die Einsatzleitung und markieren die entsprechenden Stellen. Selbst beseitigen sie die Schäden nicht.