Duisburg. Ende 2022 schloss Familie Bähner ihr Restaurant in Duisburg-Baerl. Aus dem beliebten „Renzis“ wurde inzwischen das „Freya“. So war ihr Jahr 2023.

16 Jahre prägten Tobias und Astrid Bähner die Gastro-Szene in Duisburg-Baerl. Mehr als 25 Jahre arbeiten die beiden schon in der Gastronomie. Doch die beiden wollten etwas Neues wagen und haben vor einem Jahr ihr beliebtes Lokal „Renzis” geschlossen. Zwischen Weihnachten und Neujahr 2022 wurde es richtig emotional. Dutzende Weggefährten und Stammgäste kamen noch einmal ins Restaurant, um etwas zu essen, vor allem aber, um sich persönlich zu verabschieden. Wie geht es ihnen heute und wie war das Jahr 2023 für sie?

„So etwas wie das Renzis, das ist einmalig, auch mit all unseren Mitarbeitern. Das war kein Job, das war Familie“, beschreibt Astrid Bähner. Ihre Zelte in Baerl haben sie dennoch abgebrochen, nur zu Weihnachten hieß es für sie „Driving Home For Christmas“ zur restlichen Familie, die im Duisburger Westen geblieben ist.

Beim Einkaufen haben sie viele alte Bekannte wieder gesehen und natürlich sind sie auch an ihrem alten Restaurant an der Grafschafter Straße vorbeigekommen. Das heißt inzwischen „Freya“ und wird erfolgreich vom Sternekoch Sven Nöthel und seiner Mannschaft weitergeführt. „Das hat uns natürlich berührt.“ Andererseits hat ihnen das Jahr 2023 viele neue Eindrücke beschert, die sie sich so lange erträumt haben.

Von Duisburg-Baerl ging es mit dem Van durch Europa

Astrid und Tobias Bähner in Barcelona vor der berühmten Kathedrale La Sagrada Familia.
Astrid und Tobias Bähner in Barcelona vor der berühmten Kathedrale La Sagrada Familia. © WAZ | Familie Bähner

Astrid und Tobias Bähner gönnten sich ein paar Monate Van-Life in Europa. Mit dem Bus ging es etwa nach Barcelona, Tarifa, Mallorca oder in den Nordwesten Frankreichs. „Bretagne, rau, romantisch und kulinarisch immer eine Reise wert“, schrieb Tobias Bähner in seinem Reise-Blog über die Zeit. „Naja und dann das Meer. Der Golf von Biskaya. Hier aufs Meer zu schauen ist schöner als alles andere.“

Mallorca hat sie überrascht. Das letzte Mal waren sie vor 30 Jahren auf der liebsten Insel der Deutschen. Sie schwärmen vom Markt in Santanyi und von den schönen Städtchen im Osten der Insel. Aber auch Tarifa auf dem spanischen Festland hat aus ihrer Sicht „geliefert“. „100 Prozent Windausbeute und viel Spaß auf, über und neben dem Wasser“, resümiert der passionierte Surfer Tobias Bähner.

Sohn Laurenz war übrigens mit von der Partie. „Wir konnten ihn von der Schule befreien. Er hatte Online-Unterricht“, erklärt Astrid Bähner. So gab es intensive Familienmomente. „Es geht nicht um Zeit haben, sondern Zeit verbringen. Es war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt der Koch dankbar und zufrieden.

 
  © WAZ | Familie Bähner

Besonders angetan hat es ihnen Portugal. „Porto: laut, voll, unperfekt und dennoch wahnsinnig faszinierend. Überall wird gehämmert, gebaggert und gebaut, überall spielt Musik, drehen hippe Skater ihre Runden und drängen sich Touristen durch die Gassen“, schreibt Tobias Bähner. Aber auch von Lagos, Obidos und Faro sind sie begeistert.

Sie überlegten sogar, ob sie nicht in Portugal sesshaft werden sollen. Allerdings entpuppte sich dieser Traum momentan als recht schwer umsetzbar. „Es ist nicht so einfach, dort ein Objekt zu finden. Die Saison ist dort recht kurz. Und Laurenz muss noch drei Jahre zur Schule gehen und wollte das lieber in Deutschland machen“, erklärt Astrid Bähner.

Wir sind so unglaublich dankbar, dass wir diese Erfahrungen machen konnten. Diese vielen neuen Eindrücke, die Chance, noch einmal alles zu überdenken, neu zu starten.“
Tobias Bähner

„Wir haben unheimlich viele Leute unterwegs kennengelernt. Das ist vielleicht, weil wir selbst eine gewisse Gastlichkeit mitbringen“, erzählt die 41-Jährige dankbar über die Zeit. Aber gegen Ende der Europa-Tour meldeten sich auch immer mal wieder Zweifel, wie es wohl weitergehen könnte. Auch die Schattenseite des Van-Life zeigten sich irgendwann. „Es ist nicht immer nur Sunshine-Reggae. Wenig Platz, immer neue Umgebungen. Komfort-Zone – definitiv nicht“, zeichnet der 45-Jährige ein realistisches Bild vom Zuhause auf vier Rädern.

Flensburg statt Portugal: Traum vom Auswandern ist noch nicht vom Tisch

Sie überlegten hin und her – und landeten schließlich in Flensburg. „Wir würden gerne unser Renzis-Konzept ans Wasser verlagern“, wünscht sich Astrid Bähner. Momentan seien sie noch in einer Findungsphase. Sohn Laurenz besucht die Oberstufe. Die Hotelfachfrau selbst arbeitet wieder in einem Hotel. Tobias Bähner prüft gerade, was in Flensburg möglich ist. „Wir sind so unglaublich dankbar, dass wir diese Erfahrungen machen konnten. Diese vielen neuen Eindrücke, die Chance, noch einmal alles zu überdenken, neu zu starten.“ Doch bei den vielen Möglichkeiten fehle manchmal eben auch die Orientierung, es sei nicht immer alles „instagrammable“: „Wir sind in diesem Jahr besonders dankbar für unsere Familie und Freunde“, sagen sie.

Im Norden von Deutschland wollen sie nun schauen, ob ihnen „neue Wurzeln wachsen.“ Und vielleicht klappt es ja auch irgendwann noch einmal mit dem Traum von Portugal. „Wir fühlen uns in Flensburg sauwohl. Portugal bleibt unser Ziel. Aber momentan fühlt es sich noch nicht richtig an.“