Duisburg. Kuschelalarm in Duisburg: Fünf niedliche Alpakas tummeln sich auf einer Weide in Meiderich. Die Besitzerin hat mit den Tieren große Pläne.
Neugierig gucken alle Tiere wie auf Kommando in eine Richtung: Wer stiefelt da auf ihre Weide? Ihre Besitzerin Elke Spiegelhoff mit einem Gast. Für sie ist es ein Anblick zum Dahinschmelzen: fünf Alpakas mit ihren Kulleraugen, flauschigem Fell und lustigen Frisuren. Die Vierbeiner wollen immer alles wissen und mit ihrer süßen Schnauze dicht am Geschehen sein. Besucher dagegen wollen die Schönheiten reflexartig streicheln.
Doch so weit sind die Alpakas von Elke Spiegelhoff noch nicht. „Alpakas sind extrem neugierig, aber auch Fluchttiere“, berichtet sie. Kaum ist die Hand zum Kuschelangriff ausgestreckt, suchen die Tiere das Weite. Nur Nachwuchs Schnucki lässt sich schon streicheln. Das macht die Kleine zum Liebling der kompletten Familie.
Im nächsten Jahr soll es in Duisburg-Meiderich Touren mit den fünf Alpakas geben
Die Tiere mit dem extrem weichen Fell leben auf einer Weide in Duisburg-Meiderich – bisher quasi undercover und völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit. Das soll sich schon bald ändern. Elke Spiegelhoff und ihre Tochter Sandra planen, ab nächstem Jahr geführte Touren mit den Alpakas anzubieten.
Bis es so weit ist, müssen Mensch und Tier noch kräftig lernen. Die Damen mit den vier Hufen sollen zutraulicher werden und trainieren, an der Leine zu laufen. Die beiden Spiegelhoffs müssen die Zeit finden, den Sachkundenachweis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes zu machen. Der sollte für die beiden erfahrenen Hundetrainerinnen kein Problem sein: „Der Schein ist nicht so aufwendig wie der für Hunde“, sagt Sandra Spiegelhoff (34), die vor Kurzem eine Praxis für Tierphysiotherapie in Meiderich eröffnet hat.
Alpakas zaubern jedem ein Lächeln ins Gesicht. Menschen, die schon einen Spaziergang mit ihnen gemacht haben, berichten begeistert davon. Aber wie kommt man darauf, sich eigene Alpakas anzuschaffen? „Wir waren im Tierpark Kalisto in Kamp-Lintfort und haben da den sechsten Geburtstag meiner Enkelin Lina mit einer Alpaka-Tour gefeiert“, berichtet Elke Spiegelhoff.
Die flauschigen Tiere wurden von der Züchterin mit einem Transporter gebracht
Am Ende hatten die Kinder zwar Spaß, die Erwachsenen aber waren vom Alpaka-Fieber befallen. „Am nächsten Tag hat Mama zu mir gesagt: ,Stell dir doch welche in den Garten‘“, erinnert sich Sandra lachend. Sie fackelt nicht lange: Einen Monat später ziehen Nikita, Panda und Schneewittchen bei der Familie ein. Die Züchterin bringt sie mit einem normalen Transporter nach Meiderich. Aus dem steigen die Alpakas, als ob sie das ständig machen würden.
Sandra Spiegelhoff hat zwar einen großen Garten, aber es ist von Anfang an klar, dass eine größere Weide hermuss. „Ich wusste, dass ein Bauer in der Nähe bald ein passendes Grundstück vermieten würde. Das haben wir bekommen.“ Der erneute Umzug geht mit einem Pferdetransporter vonstatten. Das neue Zuhause ist perfekt für die geplanten Touren gelegen: „Von hier aus können wir an die Ruhr gehen, ohne eine Hauptstraße passieren zu müssen.“
Inzwischen sind die Alpakas zu fünft – allesamt Damen. Seit August leben auch Rosi und ihr Nachwuchs Schnucki in Meiderich. „Gemischte Herden zu halten, ist nicht ratsam“, erklärt die Tierphysiotherapeutin. Allein deshalb schon nicht, weil die dominanten Männer die Weibchen ständig decken würden. Sie sind nicht so harmonisch unterwegs wie die Mädels.
Zickenalarm gibt es unter den Alpaka-Damen nur selten, seitdem die Rangfolge ausdiskutiert ist. „Rosi ist inzwischen die Chefin“, sagt Elke Spiegelhoff. Das hat Rosi der Konkurrenz klargemacht, indem sie ihren Hals zum Beispiel oft genug auf den der anderen Tiere gelegt hat. Spucken ist in diesem Zusammenhang auch sehr beliebt. „Manchmal spukt Rosi mich auch noch an“, grinst die 61-Jährige.
Herzensbrecherin ist natürlich Schnucki. „Weil sie so zutraulich ist“, sagt die kleine Lina mit leuchtenden Augen. Anfangs war Kuscheln allerdings verboten. „Alpaka-Nachwuchs darf man in den ersten sechs Monaten zwar ab und an berühren, mehr aber nicht. Das ist uns sehr schwergefallen“, erzählt ihre Mutter Sandra. Seit November darf nach Herzenslust gekuschelt werden.
>> Die weiche Wolle der Tiere ist heiß begehrt, der Kot wird als Dünger genutzt
- Alpakas stammen ursprünglich aus den Anden in Südamerika. Hierzulande kosten sie etwa 4000 Euro. Der Unterhalt ist vergleichsweise günstig. „Die Tiere ernähren sich von Gras und brauchen nur ein wenig Kraftfutter“, sagt Elke Spiegelhoff. Außerdem kommt die Züchterin einmal im Jahr zum Scheren.
- Die Tiere bringen aber auch Geld ein: Der Kot wird als Dünger verkauft und auch die Wolle ist begehrt. Die dürfen Alpakabesitzer aber nur verkaufen, wenn sie den Sachkundenachweis haben. Laut Alpakazuchtverband bringt ein Kilo Wolle je nach Qualität 80 bis 100 Euro ein.
- In Duisburg sind Alpakas noch im Streichelzoo-Gehege des Zoos zu bewundern. Ein weiteres Alpaka lebt gemeinsam mit drei Lamas in Mündelheim.