Duisburg. Um Ausfälle und Verspätungen bei Bus und Bahn zu reduzieren, greift die DVG zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Wer plötzlich auf dem Fahrersitz landet.
Ausfälle und Verspätungen bei Bussen und Straßenbahnen nerven weiter viele Fahrgäste in Duisburg. Es mangelt nach wie vor an Fahrzeugen, sagt die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Marode und störanfällig sind die alten Bahnen und die neuen stehen noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Dazu fehlen Fahrerinnen und Fahrer – aufgrund der aktuellen Grippe- und Erkältungswellen vor allem krankheitsbedingt, sagt die DVG. Deshalb tauschen derzeit vermehrt DVG-Mitarbeiter den Schreibtisch mit dem Fahrersitz, um für Pünktlichkeit und weniger Ausfälle zu sorgen.
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Nach Angaben des Verkehrsunternehmens sind es in der Spitze bis zu 15 Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Verwaltungsbereichen, die Busse und Straßenbahnen steuern. Sie sind frühere Fahrerinnen und Fahrer, haben noch eine entsprechende Berechtigung und seit Anfang November fast 100 Dienste übernommen.
Im Kampf gegen Ausfälle und Verspätungen greift die DVG zu ungewöhnlichen Maßnahmen
Dennis Senft ist einer von ihnen und seit dem 1. September 2012 bei der DVG. Der gelernte Mechatroniker hat nach den entsprechenden Ausbildungen bis Ende Februar 2019 Busse und Bahnen gesteuert und danach als Handwerker im Signalbau gearbeitet. Seit Anfang 2023 ist Senft normalerweise an seinem Schreibtisch im ersten Stock des DVG-Kundencenters am Harry-Epstein-Platz zu finden.
Der Arbeitstag des Datenmanagers in der Fahrplanung beginnt an diesem Morgen aber um 6.22 Uhr am Betriebshof Unkelstein. Ein kurzer Plausch mit den Kolleginnen und Kollegen, dann führt sein Weg strammen Schrittes in die große Fahrzeughalle. Letzte Reihe, erster Platz, Buslinie 934E: Der motorisierte Arbeitsplatz des 37-Jährigen steht bereit.
Vom Schreibtisch auf den Fahrersitz
Die ersten Arbeitsschritte sind immer die gleichen. Gewissenhaft überprüft der zweifache Familienvater das Fahrzeug. Ein Rundgang um und durch den Bus, schnell noch die passende Sitzposition finden, dann kann es losgehen. Erster Halt: Großenbaum Bahnhof.
Für Senft war die Rückkehr auf den Fahrersitz eine Selbstverständlichkeit. „Die Fahrzeugtechnik fesselt mich und das Fahren hat mir auch immer Spaß gemacht“, sagt der 37-Jährige. „Um meine Fahrberechtigung zu behalten, muss ich ohnehin regelmäßig fahren. Daher sind die aktuellen Schichten für mich überhaupt kein Problem.“ Bald möchte er auch wieder auf der Schiene unterwegs sein.
Seit der Jugendzeit haben es Busse und Bahnen dem gebürtigen Duisburger angetan. Kein Wunder also, dass zahlreiche Modellfahrzeuge die Regale im heimischen Büro füllen. Dennis Senft: „Ich kann nur sagen, ich habe noch immer Bock auf Bus und Bahn.“
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Die Schicht auf Linie 934E an jenem Morgen ist eine ruhige. An jeder Haltestelle füllt sich der Bus. Die jungen Menschen – die allermeisten Schulkinder und Studierende – stehen und sitzen bald dicht gedrängt beieinander. Sie blicken auf ihre Handy-Displays, sie unterhalten sich, lachen. Um 8.13 Uhr erreicht der Bus sein finales Ziel: Uni Nord. 20 Minuten später stellt Dennis Senft den Bus wieder am Betriebshof ab.
Wenn die Schicht hinterm Steuer endet, ist der Arbeitstag noch nicht vorbei
Wenn die Schicht hinterm Steuer endet, ist der Arbeitstag jedoch noch lange nicht vorbei. Vom Fahrersitz geht es für Senft nun wieder an den Schreibtisch. Denn auch hier wartet noch genug Arbeit auf ihn. Dennoch möchte er den Einsatz auf Duisburgers Straßen nicht missen: „Der Kontakt zu den Fahrgästen ist eines der Dinge, die mir immer schon besonders Spaß an diesem Job gemacht haben.“