Duisburg. Einer der letzten Duisburger Handwerksbäcker bietet ein Brötchen-Abo an. Den Lieferservice gibt es nur in einem Stadtteil. So funktioniert er.

Er steht auf, wenn andere schlafen gehen, und macht Feierabend, wenn Büroarbeiter eine Frühstückspause einlegen: Trotzdem ist Thomas Potthast Bäcker aus Überzeugung. Mit seinem gleichnamigen Geschäft ist er einer der wenigen in Duisburg verbliebenen Handwerksbäcker. Und das mit einem Alleinstellungsmerkmal.

50 Brote backt er pro Tag in seinem Ladenlokal auf der Münchener Straße, 1500 Brötchen; am Wochenende mehr. Kein Wunder, dass Thomas Potthast „heute um Mitternacht aufgestanden“ ist. „Spätestens um 1 Uhr fange ich an.“ Alles in der Auslage ist selbstgebacken, vom Doughnut bis zum Stuten.

Spätestens um 1 Uhr fange ich an.
Thomas Potthast

Und natürlich Brot und Brötchen, weshalb es Kunden geben soll, denen nur auf den Frühstückstisch kommt, was vorher durch Thomas Potthasts Hände gegangen ist. „Wir nehmen uns Zeit, wir halten Teigruhen ein, dann ist es aromatischer“, sagt er. Ruhezeit: Davon hat der Teig wohl mehr als sein Bäcker.

Ein Bäcker geht mit dem Trend: Für Kinder gibt es Muffins mit Pokémon

Im Verkaufsraum liegen Laibe von Nussbrot, Roggenbrot, Steinofenbrot auf den Holzregalen. „Ab und an versuche ich, neue Brotsorten zu etablieren, aber das ist schwierig“, sagt Potthast; zu gut schmecken den Kunden die Klassiker. Kinder sind aufgeschlossener, „da muss man mit dem Trend gehen“, also gibt es für sie Kuchen am Stiel oder Muffins mit Pokémon drauf (aktuell sind es Nikoläuse. Auch das coolste Fantasy-Wesen hat keine Schnitte gegen Weihnachten.)

Chef Thomas Potthast steht auf, wenn andere erst ins Bett gehen.
Chef Thomas Potthast steht auf, wenn andere erst ins Bett gehen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Seit 66 Jahren kaufen die Buchholzer ihre Brötchen an der Münchener Straße 23: Vor 28 Jahren übernahm Bäckermeister Potthast das Geschäft von seinem Vorgänger Kroll, der seinerseits an selber Stelle 38 Jahre lang die Bäckerei betrieben hatte.

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Früher sei das hier eine Bäckerei mit Pferden und Schweinen gewesen, erzählt Potthast im Sahneraum. „Da wurde mit dem Pferdekarren ausgeliefert. Die Schweine bekamen die Reste und wurden einmal im Jahr geschlachtet.“ Längst bekommen hier Torten statt Tiere ihr Fett weg.

Potthast liebt sein Handwerk bis heute. Würde er sich heute wieder dafür entscheiden? „Ich ja. Meine Frau glaube ich nicht.“

Fachkräftemangel: Bäcker in Duisburg-Buchholz bleibt sonntags geschlossen

Sie verkauft vorne das Brot, das er hinten backt, dazu gibt es einen Gesellen, eine Verkäuferin, einen Spüler. Nachschub für den Verkaufsraum kann Thomas Potthast backen; Bäckernachwuchs nicht. „Ich weiß gar nicht, wann ich den Letzten ausgebildet habe“, sagt er; Jahre sei das her. „Dieses Jahr ist das erste, in dem sich gar keiner beworben hat, weder für vorne noch für hinten.“

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Also backt Potthast seit zwei Jahren weniger Brötchen: Sonntags bleibt das Geschäft geschlossen, unter der Woche öffnet es nur noch bis 17 Uhr.

Bäckerei Potthast in Duisburg-Buchholz fehlt ein Nachfolger

Fachkräftemangel: Ein Thema, das allen Bäckereien zu schaffen macht. Thomas Potthast ist jetzt 60 Jahre alt. Handwerksbäcker wie ihn gibt es nicht mehr viele in Duisburg – und es werden immer weniger. Auch für ihn rückt die Rente näher. „Das Ende ist in Sicht. Aber ein Nachfolger nicht.“

Erstmal backt Thomas Potthast weiter. Am Vortag war Butterspekulatius dran, morgen wird er Hand an Stollen und Zimtsterne legen. „Da muss jeder Zimtstern einzeln ausgestochen werden.“

Sabrina Münch mit Thosten Lorenz haben viel Spaß bei ihrer Arbeit in der Bäckerei Potthast.
Sabrina Münch mit Thosten Lorenz haben viel Spaß bei ihrer Arbeit in der Bäckerei Potthast. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ist es so kurz vor Weihnachten nicht schon ein bisschen spät für Stollen? Der Profi lacht. „Das ist so ein Mythos“, dass der wochenlang liegen muss. Ein paar Tage reichten. „Ich esse den auch frisch aus dem Ofen. Dann ist der schön saftig.“

Privat backt er übrigens nicht auch noch. Weihnachtsplätzchen gibt es im Hause Potthast natürlich trotzdem: „Die wir hier machen. Die übrig bleiben.“

>> BÄCKEREI POTTHAST: SO FUNKTIONIERT DAS BRÖTCHENABO

  • Die Bäckerei Potthast an der Münchener Straße 23 hat montags bis freitags von 5.15 bis 17 Uhr geöffnet, samstags bis 14 Uhr. Sonntags ist geschlossen.
  • Wer seine Brötchen nicht vor Ort kaufen möchte, kann sie sich liefern lassen. Beim Brötchen-Abo kommen Brot oder Brötchen von montags bis samstags (oder auch an bestimmten Wochentage) zwischen 5.30 und 7 Uhr nach Hause. Bestellung: 0203 701385.
  • Die Lieferung ist auf Buchholz beschränkt. Der Aufpreis zum normalen Brötchenpreis beträgt zwei Euro pro Woche.
  • Mit dem Brötchen-Abo ist die Bäckerei Potthast eine von nur zwei Bäckereien in Duisburg, die einen Lieferdienst anbieten.