Duisburg. Viele Duisburger begeistern sich für die gehäkelten Glückswürmchen von Andrea Steinhüser. Über Facebook entsteht jetzt ein Katzenretter-Projekt.

Glückswürmchen sind seit einigen Monaten die große Passion von Andrea Steinhüser. Sie häkelt eins nach dem anderen und verteilt sie, wo immer sie unterwegs ist. Einfach nur, um anderen eine Freude zu machen (wir berichteten). Schon bald kamen die ersten Anfragen, ob man die hübschen Würmchen bei ihr bestellen könnte und was sie kosten. „Ich verkaufe meine Würmchen nicht. Das passt nicht zu meiner Philosophie“, lautet jedes Mal die Antwort. Kaufen ist nicht drin, aber gegen eine Spende sind die Glücksbringer zu haben.

„Ich liebe es, meine Würmchen zu machen und ich liebe Katzen“, sagt die 47-jährige Walsumerin. „Da kam mir der Blitzgedanke, beides zu kombinieren.“ In ihrer Facebook-Gruppe „RuhrpottWürmchen&Co“ teilte sie ihrer Fangemeinde also mit, dass sie ab jetzt Würmchen gegen eine Katzenfutterspende tauscht. Die Gruppe ist so neu wie Andrea Steinhüsers Leidenschaft für die Glücksbringer, hat aber schon mehr als 450 Follower. Das Fieber hat offenbar viele infiziert.

Die süßen Glückswürmchen kommen Streunerkatzen in Duisburg zugute

Schnell ist klar, wer das Katzenfutter bekommen soll: „Ich wusste, dass Sabine Kräfting mit einigen anderen Frauen im Duisburger Norden Streunerkatzen füttert. Ich finde ihr Engagement toll.“ Beide kennen sich schon länger über Kräftings Facebook-Gruppe „Rund ums Tier in Duisburg“, aber inzwischen sind sie fast schon gute Freundinnen geworden.

Engel und Rentier sollen an Weihnachten Glück bringen.
Engel und Rentier sollen an Weihnachten Glück bringen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kaum ist die „Kooperation“ über beide Facebook-Gruppen verkündet, laufen alle Drähte heiß. Die niedlichen Glückswürmchen werden den beiden Frauen förmlich aus der Hand gerissen. „Anfangs sind die Leute noch zu mir nach Hause gekommen und haben das Futter abgeliefert“, sagt Steinhüser. Irgendwann wird es der Walsumerin aber zu viel. Deshalb übernimmt Sabine Kräfting jetzt die Abwicklung. Sie hat ihren Mann mit eingespannt, der die Häkelwürmchen bei Andrea Steinhüser abholt. „Würmchendealer“ nennen die beiden Frauen ihn liebevoll.

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Die aktuelle Fuhre hat Kräfting persönlich abgeholt. Diesmal nimmt sie einen Korb voll mit Weihnachts-Glückswürmchen mit. Weihnachtsmänner, Rentiere, Engel, Schneemänner, Wichtel – und Schornsteinfeger für Silvester. Insgesamt sind es 92 Stück: „Die Nadel stand in letzter Zeit nicht still, ich habe Vollgas gegeben“, so Steinhüser. Die neuen Kreationen haben sie auch vor neue Herausforderungen gestellt: „Erst habe ich die Flügel der Engel selbst gehäkelt, dann aus FFP2-Masken gebastelt und am Ende fertige gekauft. Das Annähen ist einfach nicht meins, die fertigen Flügel konnte ich kleben.“ Auch die Barthaare der Wichtel waren nicht so leicht zu bändigen – sie sind einfach überall kleben geblieben.

Auch der Schneemann eignet sich gut als Geschenkanhänger.
Auch der Schneemann eignet sich gut als Geschenkanhänger. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Idee „Glückswürmchen gegen Futterspende“ hat auch andere Frauen in Steinhüsers Facebook-Gruppe begeistert. Einige machen eifrig mit. „Sabine aus Essen hat uns 300 Würmchen gespendet, Jessi aus Herne einen Sack voll. Sie hat für uns außerdem drei süße Tiere gehäkelt“, freut sich Krächting. Das Trio soll noch vor Weihnachten bei Facebook versteigert werden.

Ein Würmchen kostet in der Herstellung bis zu zwei Euro

Bei allem Erfolg der Aktion gibt es aber auch unschöne Momente: „Einmal hat jemand bei mir zehn Würmchen bestellt und kam mit vier Dosen Katzenfutter an. Ich weiß, es ist eine Spende, aber da war ich enttäuscht“, erzählt Steinhäuser. Die Herstellung eines Würmchens kostet schon allein 1,50 bis zwei Euro. „Umgerechnet 50 Cent Spende pro Würmchen sollte schon herumkommen“, ergänzt Kräfting. Im Gegensatz zu Steinhüser hat sie kein Problem damit, deutlich zu werden und die Enttäuschung anzusprechen.

Die Streunerkatzen bekommen Futter und ein warmes Plätzchen zum Schlafen.
Die Streunerkatzen bekommen Futter und ein warmes Plätzchen zum Schlafen. © WAZ | Sabine Krächting

In Erinnerung bleiben vor allem die Begegnungen, die ans Herz gehen: „Neulich war eine junge Frau bei mir. Sie wollte nur ein Würmchen und hat mir einen Fressnapf-Gutschein über zehn Euro gegeben. Als ich gesagt habe, sie soll sich noch eins nehmen, wollte sie nicht. Sie bräuchte nur eins. Da sind mir die Tränen in die Augen geschossen.“

Am Ende gilt: Jede Dose zählt. Denn die Spenden sind in letzter Zeit weniger geworden und immer wieder hat Sabine Krächting schlaflose Nächte, weil sie nicht weiß, wo sie das Futter herzaubern soll. „Die Würmchen-Aktion hat mir wirklich geholfen“, sagt sie. Allein die Fressnapf-Gutscheine für insgesamt 300 Euro, die sie bisher bekommen hat, seien ein toller Puffer für schlechte Zeiten.

Als sie eine Pause von den Weihnachtswürmchen braucht, probiert Andrea Steinhüser Würmchen mit Puppenhaaren aus.
Als sie eine Pause von den Weihnachtswürmchen braucht, probiert Andrea Steinhüser Würmchen mit Puppenhaaren aus. © WAZ | Sabine Ring

So niedlich die Weihnachtswürmchen auch sind: Andrea Steinhüser konnte sie zwischendurch nicht mehr sehen. Also hat sie wieder etwas Neues ausprobiert. Würmchen mit Puppenhaaren. Ein Volltreffer. Auch Hunde- und Katzenwürmchen spuken ihr schon im Kopf herum. Die müssen aber erst einmal auf Eis gelegt werden. Im Januar muss die 47-Jährige sich an der Schulter operieren lassen. „Dann darf ich vier oder fünf Wochen nicht häkeln.“ Wer weiß, welche Ideen ihr in dieser Schaffenspause noch kommen.

Diese drei Schönheiten hat Jessi aus Herne für die Aktion gehäkelt. Sie werden bald bei Facebook versteigert.
Diese drei Schönheiten hat Jessi aus Herne für die Aktion gehäkelt. Sie werden bald bei Facebook versteigert. © WAZ | Sabine Ring

>> Gehäkelte Kuscheltiere werden bei Facebook für die Streunerkatzen versteigert

  • Sabine Kräfting betreut mit ihren Mitstreiterinnen rund 60 Streuner in Laar, Beeck und Meiderich. Niemandskatzen nennen sie die Samtpfoten. Alle sind kastriert und gechippt. Die Frauen sorgen mit alten Decken für warme Schlafplätze und füttern die Tiere. „In den letzten Monaten treffen wir verstärkt auf ausgesetzte Tiere. Das merken wir daran, dass diese Tiere zutraulich sind.“
  • Pro Tag benötigen sie 60 Dosen á 400 Gramm. Die Frauen freuen sich über Deckenspenden, Plastikschalen, Katzenfutter oder Gutscheinen von Tierfachgeschäften.
  • Die drei gehäkelten Stofftiere aus Herne werden am Mittwoch, 20. Dezember, bei Facebook („Rund ums Tier in Duisburg“) versteigert.