Duisburg. Die neue Wintershow des Zirkus Flic Flac „Wat ne Maloche“ hat eine aufregende Premiere erlebt. Für zusätzlichen Nervenkitzel sorgte ein Notfall.
Das hat es in Duisburg wohl noch nicht gegeben: eine Zirkuspremiere auf der Baustelle. Es wird geschleppt, gehämmert und geschraubt, während die Zuschauer am Donnerstagabend ins Zelt strömen. Pommes, Currywurst und Bier gibt es beim schwarz-gelben Actionspektakel Flic Flac bei der Wintershow 2023/24 nur aus Baucontainern. Zur Notdurft geht’s durch Dixi-Klos. Getreu dem aktuellen Motto im gelb-schwarzen Zelt: „Watt ne Maloche“.
Das alles trägt die Handschrift von Uwe Struck. Als Lizenznehmer ist der frühere Flic-Flac-Geschäftsführer nun allein verantwortlich für die Duisburger Wintershow des legendären Zirkus. Auch das Programm und die Auswahl der Artisten gehen auf seine Kappe. Entsprechend aufgeregt ist der Duisburger Eventmanager kurz vor Beginn seiner ersten eigenen Show.
Flic Flac: „Watt ne Maloche“ mit Klassikern wie den „Mad Flying Bikes“ und dem „Doppelten Todesrad“
Die mehr als 1300 Besucher im vollbesetzten Zelt spüren davon nichts. Wo Flic Flac draufsteht, ist Flic Flac drin. Kein Wunder, Zirkusgründer Benno Kastein hat am Programm mitgewirkt. Es bleibt der Zirkus des Nervenkitzels. Die Artisten arbeiten weiterhin ohne Netz, Sicherheitsleine und doppelten Boden.
Also schießen die waghalsigen Motorradfahrer der „Mad Flying Bikes“ wie gewohnt aus dem Nichts kommend plötzlich über eine Rampe in die Manage. Sie fliegen mit ihren röhrenden Maschinen dicht am Publikum vorbei. Lassen den Lenker los und schweben parallel zum Moped. Benzindunst liegt über dem Spektakel.
Auch das „Doppelte Todesrad“, der zweite Flic-Flac-Klassiker, dreht sich wie gewohnt. Und zwar immer schneller. Die Fliehkraft wirbelt die Artisten aus Kolumbien unter die Zirkuskuppel. Das Publikum fiebert mit. Die Gerlings verlassen das Rad, machen Seilhüpfen in luftiger Höhe. Dann ziehen sie auch noch schwarze Kapuzen über den Kopf. Ob das gut geht?
Artisten mit verdeckten Augen auf dem „Doppelten Todesrad“: Ob das gut geht?
Angespannte Ruhe im Zelt. Das Publikum starrt gebannt, während die Malocher-Artisten balancieren. Endlich dreht sich das Rad wieder langsamer. Die Todesmutigen sind gelandet. Das Lächeln kehrt zurück in die Gesichter. Tosender Applaus. Der Druck weicht aus dem Zelt wie die Luft aus den Ballons des Clowns.
Ist das nicht alles eine Nummer zu riskant? „Das sind Profis hier. Wir nehmen keine Leute, die zum ersten Mal im Zirkus springen“, sagt Chef-Malocher Struck. Die waghalsigen „Mad Flying Bikes“, die auch schon mal in der Manage verunglückt sind, rasen seit Kindesbeinen auf Motocross-Rädern. „Wir denken erst, wenn wir gelandet sein. Beim Sprung herrscht volle Konzentration“, sagt Artist Powel aus Litauen. „Und Adrenalin kommt nur, wenn wir eine neue Nummer üben“, bekräftigt der Franzose Masson.
Notfall in der Manege: Zauberer muss Erste Hilfe leisten
Zustimmung auch bei eingefleischten Flic-Flac-Fans. „Die wissen, was sie tun“, meint Anke Hufen. Auch für Dennis Römer geht der Nervenkitzel voll in Ordnung. „Das ist halt ein bisschen mehr Action als erlaubt“, lacht der Premieren-Gast. Am Ende passiert nichts, außer einer kurzen Unterbrechung mitten in der Show. Comedy-Zauberer Charlie Martin dreht gerade an seinen Luftballons, als ihn Struck aus der Manage ruft. Er ist nämlich Conferencier und Rettungssanitäter in Personalunion.
Eine Zuschauerin in einer vorderen Reihe braucht dringend Hilfe. Nach ein paar Minuten wird sie als Notfall auf einer Trage hinausgebracht. Der Rettungswagen steht draußen vor der Tür. Der Besucherin geht es schnell wieder gut, ... aber Struck erleidet beinahe einen Herzstillstand.
Zum Glück geht das Programm weiter mit viel Tempo und Leidenschaft. Eine besonders schräge Nummer liefern die Artisten an der sogenannten Trampwall. Sie lassen sich wie die Lemminge von einer Gerüstwand auf zwei Trampoline fallen, katapultieren zurück und kleben dann kurz an der Wand. Es scheint, als könnten sie die Schwerkraft aushebeln. Dabei wird gelacht, getanzt und gegrinst. Ein Trampolin der guten Laune, bei dem es auf die Millimeterarbeit der fliegenden Körper ankommt. Was für meine Maloche.
Scherze auf Kosten der Gäste: „Ein Clown darf das“
Leidensfähig zeigt sich auch das Publikum. Comedy-Zauberer Charlie Martin pickt sich gezielt zwei „Freiwillige“ heraus und macht ordentlich Scherze auf deren Kosten. Opfer Sebastian Bonenkamp erträgt die Schmäh in der Manege sichtlich gelassen und sagt im Anschluss auf der Premierenfeier, zu der kalte Platte und Pils gereicht wird: „Ein Clown darf das. Es ist in Ordnung, wenn man verarscht wird.“
Das ist mal ein Zuspruch, der die Artisten erfreut. Sie ernten zum Schluss enthusiastischen Applaus, mit Grubenlampen auf dem Helm. Dazu erklingt natürlich das Steigerlied, allerdings in fetziger Version. Eine Hommage auch an Duisburg.
Veranstalter Struck fällt ein Stein vom Herzen. Die doppelte Premiere ist geglückt: ausverkauftes Zelt, Top-Stimmung und obendrein noch lokale Prominenz im Volk, unter anderem Ex-Fußballer Bernhard Dietz mit anderen MSV-Legenden. Auch die Comedians Markus Krebs und Mirja Boes sind gekommen. Struck denkt bereits weiter: Das Motto für die Wintershow im kommenden Jahr steht fest. Sie wird „Roadtrip Duisburg“ heißen und beginnt am 5. Dezember 2024.
>> VORSTELLUNGEN BIS ZUM 7. JANUAR, MEIST ZWEI PRO TAG
Die Wintershow auf dem Gelände Am Alten Güterbahnhof läuft bis zum 7. Januar, auch an den Weihnachtstagen und zwischen den Jahren. Die Abendshows beginnen um 19.30 Uhr. An vielen Tagen gibt es auch eine Nachmittagsvorstellung. Diese beginnt meist um 15.30 Uhr (Ausnahme: Heiligabend: 14 Uhr).
Tickets gibt es ab 29 Euro, ermäßigt ab 24 Euro. Alle Informationen zu Zeiten und Preisen sowie Tickets gibt es im Internet flicflac-duisburg.de.
Zuschauer können für die Show auch Dinner-Pakete mitbuchen. In Buffetform werden Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts angeboten. Auch eine Vielzahl von Getränken sind dann inklusive zum Buffet vor der Show. Der Preis beträgt 54,50 Euro pro Person, hinzu kommt noch der Ticketpreis für die Show.
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