Duisburg. Nach Hochwasserwarnungen wurde jetzt das Sperrtor am Marientor geschlossen. Ab welchem Wasserstand Duisburgs Altstadt dennoch unter Wasser steht.

Duisburg macht die Schotten dicht: rund 15 Minuten dauert es, bis am Mittwochmorgen das Hochwasser-Sperrtor am Innenhafen geschlossen ist. Die Wirtschaftsbetriebe reagieren damit auf die Hochwasserprognosen der vergangenen Tage. Vor allem der geschmolzene Schnee aus dem Süden Deutschlands treibt große Wassermengen in Richtung Duisburg. Drohen Überflutungen im Stadtgebiet?

Ab einem Wasserstand von 8,60 Meter wird der Schutz des Tores nötig, sieben Meter braucht es, um es überhaupt schließen zu können. Die Dimensionen des Bauwerks lassen sich vom Ufer aus nur erahnen – es ist 16 Meter hoch, ein großer Teil befindet sich also unter der Wasseroberfläche.

Schutz vor Hochwasser: Sperrtor in Duisburg ist fast 100 Jahre alt

Bevor das Tor bewegt werden kann, muss ein Taucher die Rinne am Grund von Treibgut befreien. Reifen, Einkaufswagen, Bowlingkugeln, „wir haben schon die verrücktesten Sachen gefunden“, sagt Hochwasser-Experte Sven Wagner von den Wirtschaftsbetrieben. Heute ist der Tauchgang schnell beendet – das Sperrtor war vor drei Wochen schon einmal geschlossen, die letzte Reinigung ist also nicht lange her. „Aber es gibt auch Jahre, in denen wir das Tor gar nicht brauchen“, so Wagner, „dann sammelt sich einiges an“.

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Das Sperrtor am Marientor ist fast 100 Jahre alt. Sieben Menschen sind auf und an dem Bauwerk im Einsatz, wenn es geschlossen wird. Am gegenüberliegenden Ufer angekommen, wird es dort mit der Wand verhakt.

Wann würde es trotz der Barriere eigentlich kritisch für die Duisburger Altstadt? „Erst ab einem Wasserstand von 13 Metern“, weiß Wagner, dann schütze auch das Sperrtor nicht mehr. Allerdings sei ein so extremes Hochwasser zuletzt 1926 vorgekommen. Der aktuellste Wert: 7,42 Meter, gemessen am Mittwochmorgen in Ruhrort um 5 Uhr.

Straßen am Rhein sind gesperrt, weitere sollen folgen

Laut einem ersten Bericht der Hochwasservorhersagezentrale hätte sich „im Laufe der Woche ein 10-jährliches Hochwasser entwickeln“, der Rheinpegel also den höchsten Wert seit zehn Jahren erreichen können. „Da waren auch wir kurz alarmiert“, sagt Wagner, doch die Prognose wurde mittlerweile deutlich nach unten korrigiert: „Wir rechnen am Wochenende mit einem Wasserstand von um die neun Meter.“

Das sei für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, „man könnte sagen: ein normales Adventshochwasser“. Auch an den Deichen drohe keine Gefahr. Laut aktueller Prognose könnte der Rhein in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die Acht-Meter-Marke knacken, am Wochenende soll sich das Wasser dann einem voraussichtlichen Höchststand von 9,30 Metern nähern.

Sieben Menschen sind am und auf dem Sperrtor im Einsatz, wenn es geschlossen wird.
Sieben Menschen sind am und auf dem Sperrtor im Einsatz, wenn es geschlossen wird. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört neben dem Schließen des Tores auch, einzelne Straßen in Ufernähe zu sperren. Aktuell sind Straßen in Baerl, Kaßlerfeld, Ruhrort, Homberg und Mündelheim betroffen. Ab dem 15. Dezember, wenn auch der Rhein weiter angestiegen ist, kommen laut Ankündigung der Wirtschaftsbetriebe weitere Straßen hinzu, dann auch in Rheinhausen, Laar, Wanheim-Angerhausen und Walsum.

Das letzte Rhein-Hochwasser mit historisch hohen Pegelständen erlebte Duisburg im Februar 2021, damals kletterte der Strom auf einen Stand von 9,40 Metern. Der höchste Wasserstand der vergangenen 30 Jahre datiert vom 31. Januar 1995. Damals wurden in Ruhrort 11,66 Meter gemessen.