Duisburg. Das Gleis drei zeigt sich beim Testessen eher als Bistro denn als Restaurant. Ein Posten der Speisekarte schmeckt unserer Testerin richtig gut.

Seit einem großen Umbau im Jahr 2010 bietet das Gleis drei seinen Gästen in der ehemaligen Bahnhofshalle des Großenbaumer Bahnhofs eine Mischung aus Restaurant, Sportbar mit Fußballübertragungen und Cocktailbar. Aufgewertet wird das Angebot durch Band- und Kabarettabende. Geworben wird auf der Internetseite mit hochwertigen Cocktails und einer riesigen Auswahl an Speisen. Ob das zutrifft, haben wir getestet.

Atmosphäre: Durch den Barbereich betritt der Gast den Restaurantraum, in dem knapp 60 Besucher Platz finden können. Es sind jedoch nur wenige Tische besetzt. Die dunklen Tischplatten sind nicht dekoriert, lange Bänke mit Kunstlederbezügen und einfache Holzstühle verbreiten Bistro-Stimmung. Die Weihnachtsdeko ist größtenteils aus Plastik und trägt nicht zur Gemütlichkeit bei.

Weihnachtsdeko aus Plastik, wenig Licht: keine Gemütlichkeit im Gleis drei

Der Raum ist insgesamt recht dunkel, die Strahler an der hohen Decke sind weit entfernt. Lampen über den Tischen fehlen, zum Lesen des einlaminierten Speisekartenblattes hilft dem findigen Gast die Taschenlampe des Smartphones. Es läuft Musik, die ist aber nicht so laut, dass sie die Gespräche stören würde.

Ungewöhnlich: Der Pass, also der Übergang zwischen Küche und Gastraum, ist zum Restaurant hin offen. Das sorgt für Unruhe, regelmäßig öffnet sich die Küchentür, Küchenlärm wird hörbar und eine Küchenkraft sichtbar, die das Essen unter die Wärmebrücke schiebt und den Bon auf einen Dorn spießt.

Service: Der Service erfolgt zügig und schnörkellos. Die Ansprache ist knapp, aber höflich. Nach fünf Minuten gibt es die bestellten Cocktails, die umstandslos auf dem Bierdeckel serviert werden. Das Besteck wird im Bierkrug daneben gestellt, Ketchup und Mayonnaise in Tütchen gibt es dazu.

Werbung: Riesiges Speiseangebot im Gleis drei? Von wegen

Angebot: Die Speisekarte ist überraschend übersichtlich. Von einem riesigen Speiseangebot, mit dem die Internetseite des Gleis 3 wirbt, kann nicht die Rede sein. Es gibt genau eine Vorspeise, zwei Varianten von Ofenkartoffeln, drei Nudelgerichte, drei Schnitzel, zwei Burger, drei Pfannengerichte, drei Salate, vier Fingerfood-Varianten, zwei Wraps, zwei Flammkuchen und ein Dessert auf der Karte.

Allerdings: Ergänzt wird das Angebot durch eine Tageskarte mit weiteren Gerichten wie Spareribs und Rigatoni mit vegetarischer Sauce Bolognese, die sich nicht unbedingt einer Saison zuordnen lassen.

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An Vegetarier ist gedacht, mindestens acht Gerichte kommen ohne Fleisch aus. Für Veganer sieht es weniger gut aus, denn Ei oder Sahnesauce gehören zu fast allen vegetarischen Gerichten.

Geschmack: Der Caipirinha und der alkoholfreie Ipanema sind gut gemixt und spritzig. Die Dekoration der Cocktails ist allerdings eher uninspiriert. Es steckt je eine Cocktailkirsche am Holzspieß im Glas, das war‘s.

Tipp der Testerin: Im Gleis drei unbedingt den Brotkorb Prag bestellen

Ein Highlight ist der Brotkorb „Prag“ mit frisch gebackenem, warmen Brot und Aioli. Das Brot ist außen knusprig, innen flaumig-weich und duftet nach Kräutern und Olivenstückchen. Die Knoblauch-Mayonnaise ist würzig und lecker. Nur der Name Prag gibt Rätsel auf.

Die Entscheidung für das Hauptgericht fällt auf ein Jägerschnitzel und auf Penne mit Lachs und Gambas in Kräutersauce von der Tageskarte, die zeitnahe serviert werden. Das Schnitzel ist zart und saftig, aber schon beim Servieren komplett mit der Sauce bedeckt. Daher kommt keine knusprige Panade zum Tragen. Aber die Pommes sind knusprig und heiß. Der Salat besteht zum großen Teil aus Eisbergsalat und Mais. Er ist frisch, das Dressing ist lecker. Ein kleiner handwerklicher Fehler: Der Salat ist nicht gut abgetropft, das überschüssige Wasser sammelt sich unten und verwässert so das Dressing.

Gleis drei: Die Nudeln sind weich, Gemüse und Lachs gut gegart

Die Penne sind ein bisschen zu weich, was man in Kauf nehmen muss, wenn die Nudeln vorbereitet sind. Dafür sind die Gambas knackig und die Lachswürfel schön fest. Brokkoli, Möhren, Blumenkohl und Paprikastreifen sind gut gegart. Die Kräutersauce ist zum großen Teil von den Nudeln aufgesogen worden, was geschmacklich aber keinen Nachteil darstellt.

Auf das schmale Nachtischangebot verzichten wir, der Espresso ist schnell serviert, dürfte aber gern etwas wärmer sein. Die Preise sind angemessen. Das Schnitzel kostet knapp 16 Euro, der Caipirinha ist für 7,20 Euro zu haben.

Essen gehen im Gleis drei: So fällt das Fazit aus

Fazit: Schnörkellos ist das Wort, das am besten zum Angebot im Gleis drei passt. Wer auf einen schnellen Burger oder ein lockeres Abendessen mit der Familie unterwegs ist, der kann mit den einfachen, aber schmackhaften Gerichten und dem knappen Service in dem Bistro-artigen Restaurant durchaus zufrieden sein. Wer seine Cocktails stilvoll dekoriert und serviert bekommen möchte, der wird wohl kein Stammgast. Alles ist auf schnellen Service ausgerichtet, für eine Sportbar durchaus angemessen, wenn auch die Werbung auf der Homepage etwas zu vollmundig daherkommt.

Bewertung:

Ambiente: 2/5 Punkte

Service: 3/5 Punkte

Geschmack: 4/5 Punkte

Adresse: Angermunder Straße 2-4, 47269 Duisburg

Öffnungszeiten für die Küche: Mittwoch bis Freitag von 17 Uhr bis 22.30 Uhr, Samstag von 16 Uhr bis 22.30 Uhr und Sonntag von 14 Uhr bis 21 Uhr. Montag und Dienstag sind Ruhetage.

Telefon: 0202 73 850 280

Internet: gleisdrei.de

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.