Duisburg. Dem Ruhrorter Nikolausmarkt in Duisburgs Binnenschifffahrtsmuseum droht das Aus. Warum es trotzdem noch Hoffnung gibt und wie die Chancen stehen.
Eine große Portion Wehmut mischt sich in diesem Jahr in die Adventsfreude, die der Nikolausmarkt Kunst & Design alljährlich im Ruhrorter Binnenschifffahrtsmuseum verbreitet. Denn die zehnte Ausgabe des beliebten Marktes, der die Gäste mit ausgewählten Kunstwerken und Designobjekten und einem weihnachtlichen Rahmenprogramm verwöhnt, könnte tatsächlich der letzte sein.
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Zwar steht die Kunsthistorikerin Dr. Cornelia Garwer-Schier, die den Nikolausmarkt erdacht und all die Jahre kuratiert hat, auch diesmal in der Empfangshalle vor dem prächtig geschmückten Weihnachtsbaum, um die vielen Besucher zu begrüßen. Aber im Januar geht sie in den Ruhestand, und die Aussichten für einen elften Nikolausmarkt im nächsten Jahr sind nicht gut. „Der Markt wird wohl in dieser Form nicht weitergeführt“, sagt die engagierte Kuratorin traurig, „der war ja mein Baby, wenn das niemand anders weitermachen will, dann ist halt Schluss.“
Start 2012 mit 16 Künstlern – 45 sind es beim Nikolausmarkt 2023 in Duisburg
Sie fing im Jahr 2012 klein an, mit 16 Künstlern. Jahr für Jahr wurden es mehr, in diesem Jahr sind 45 Künstler, Kunsthandwerker und Designer an Bord, inzwischen haben sie auch die Galerien erobert. Dort oben stellt gerade Harald Hellig seine filigranen Engel- und Kriegerfiguren aus Lindenholz auf. „Ich war so froh, in diesem Jahr zum ersten Mal einen Standplatz hier in diesem wunderschönen Ambiente zu ergattern“, sagt er, „das wäre doch jammerschade, wenn das nicht weitergeführt würde.“
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Auch Schmuckdesignerin Sigrid Marquardt kann es nicht fassen. Sie hat seit Jahren ihren Stammplatz prominent am Eingang einer der zwei Hallen. „Hier ist schönes Licht, wir haben sehr gutes Publikum, unsere Sachen fügen sich wunderbar mit den Ausstellungsstücken des Museums zusammen, dieser Ort ist doch einmalig“, sagt sie.
Ruhrorter Nikolausmarkt zieht Besucher aus anderen Städten nach Duisburg
Ihre Kunden sehen es ähnlich, der Nikolausmarkt zieht alljährlich nicht nur Duisburger ins Binnenschifffahrtsmuseum. Auf dem Parkplatz stehen Autos mit Essener, Düsseldorfer, Weseler und Oberhausener Kennzeichen. „Was für ein Verlust für die Stadt, wenn es das Angebot hier nicht mehr gäbe“, sagt Besucherin Martina Lenfert, „ich wünsche der Kuratorin auf jeden Fall eine gute Nachfolgerin.“
Aylin Brock und Sandra Ebel lenken schnell ihre vier Sprösslinge im Grundschulalter mit dem Spielzeugstand ab, als sie die Diskussion mitkriegen. „Den Kindern haben wir noch gar nicht gesagt, dass sie nächstes Jahr wohl nicht mehr herkommen können, sonst ist der Kummer groß“, sagt Brock und Ebel fügt hinzu: „Die beiden Großen fragen immer schon im November, wann endlich wieder Nikolausmarkt ist.“
Nikolausmarkt droht das Aus: Aussteller kritisieren Stadt Duisburg
Aus dem Kreis der Aussteller hört man auch Bitteres, das aber lieber ohne Namensnennung geäußert wird. „Das ist kein Ruhmesblatt für die Stadt Duisburg“, „Ausgerechnet hier im Norden, wo die Kulturangebote sowieso gering sind, lässt man sowas einfach eingehen, eine Schande ist das“ und „Das Binnenschifffahrtsmuseum mit den Schiffen, Kränen, dem Leinpfad und allem ist doch ein Alleinstellungsmerkmal für Duisburg. So beliebte Angebote wie den Nikolausmarkt muss man entsprechend pflegen, aber Kunst und Kultur haben es immer noch richtig schwer in dieser Stadt.“
Aus der Enttäuschung könnte kreative Energie erwachsen, so dass sich die Künstler zusammenschließen. Warum sollten sie den Markt nicht in Eigenregie weiter organisieren? Die Überlegung gibt es. Spruchreif ist das aber noch nicht.
>> 10: NOKOLAUSMARKT IN RUHRORT: AM 2. ADVENTSSONNTAG GEÖFFNET
Wer ein vielleicht letztes Mal hingehen will: Der Nikolausmarkt im Binnenschifffahrtsmuseum hat am Sonntag, 10. Dezember, von 12 bis 18 Uhr geöffnet, Apostelstraße 84.