Duisburg. 2500 Beschäftigte von TKS geben der IG Metall in Duisburg Rückendeckung im Tarifkonflikt. Deshalb will die Gewerkschaft die 32-Stunden-Woche.
Bei Thyssenkrupp Steel (TKS) hat die IG Metall am Dienstag während der laufenden Tarifverhandlungen Druck auf die Arbeitgeber gemacht. Vor dem Tor 1 in Bruckhausen versammelten sich rund 2500 Beschäftigte des Standorts Hamborn/Beeckerwerth. Für den nächsten Donnerstag, 7. Dezember, hat die Gewerkschaft eine zusätzliche Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeberverband Stahl vereinbart.
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„Das Wetter steht für die Situation am Verhandlungstisch“, ruft Karsten Kaus, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Duisburg/Dinslaken, in den Nieselregen. Für eine Einigung noch vor Weihnachten müssen die Tarifpartner in den drei Runden – zwei weitere gibt es am 11. und 15. Dezember – noch eine große Kluft überbrücken. Die IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr bei Löhnen und Gehältern sowie die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber bieten 3,1 % Zuwachs bei den Einkommen.
Duisburger Betriebsräte: Es geht um die Kaufkraft im Ruhrgebiet
„Eine bodenlose Frechheit“ nennt Ali Güzel, Betriebsratsvorsitzender im Duisburger Norden, das Angebot: „Auch unsere Energiekosten steigen, es geht um die Kaufkraft im Ruhrgebiet.“ Die 8,5 %-Forderung bedeute für die Unternehmen einen Anstieg der Gesamtkosten von einem Prozent, rechnet Ömer Kara, der Vorsitzende der TKS-Jugendvertretung, vor: „Wir wollen arbeiten, damit wir gut leben können.“
Warnstreiks in der Stahlindustrie in Duisburg
Einen „Igel in der Tasche“ zu haben, wirft auch Knut Giessler den Arbeitgebern vor. Die Hoffnung, die Arbeitgeber würden ihr früh vorgelegtes Angebot aufbessern, habe sich nicht erfüllt, so der NRW-Bezirksleiter und Verhandlungsführer der Gewerkschaft.
Zu den für die IG Metall wichtigen Themen wie Altersteilzeit, Beschäftigungs- und Zukunftssicherung habe es noch keine Aussagen geben, das Thema Inflationsausgleichsprämie sei „der rosa Elefant“ im Verhandlungssaal. „Ich will, dass sie Teil der Lösung ist“, betont Giessler. Auch bei der Altersteilzeit dürfe es keine Verschlechterung geben.
IG Metall: Arbeitszeitverkürzung dient der Zukunftssicherung
Dass die Gewerkschaft gerade jetzt – vor dem Einstieg in die „grüne“ Stahlproduktion und trotz neuer Fragezeichen hinter weiteren staatlichen Hilfen für die milliardenschweren Investitionen – die 32-Stundenwoche fordert, „werden einige nicht verstehen“, weiß auch Knut Giessler.
Für die IG Metall sei die 32-Stunden-Woche Bestandteil des Weges zur Transformation, für die vielen Schichtarbeiter die Chance, künftig ohne die ungeliebten Sonderschichten auszukommen. „Viele verzichten schon heute auf Lohn, weil sie keine Sonderschichten fahren wollen“, so Gießler.
Schon heute gibt es in den Duisburger Stahlunternehmen verschiedene Arbeitszeitmodelle zwischen 32 und 35 Stunden, führen die Gewerkschaften an. Sie sehen den Einstieg in die 32-Stunden-Woche als Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze – die IG Metall befürchtet einen Jobabbau durch den Technologiewechsel.
„Bei Arbeitszeitverkürzungen ging es schon immer um Zukunftssicherung“, erinnert am Dienstag auch Klaus Wittig, der Vertrauenskörperleiter von Thyssenkrupp Steel im Duisburger Norden.
>> SO GEHT ES WEITER IM TARIFKONFLIKT
- Die weiteren Verhandlungen begleitet die IG Metall mit Warnstreiks. Am Mittwoch ruft sie zwischen 5.30 und 14 Uhr die Beschäftigten im Homeoffice zum „Online-Warnstreik“ auf. Am Mittwoch und Donnerstag sind die Frühschichten aufgerufen, eine Stunde früher Feierabend zu machen. An den Toren treffen sie die Spätschicht-Kollegen, die eine Stunde später einsteigen.
- Am Donnerstag legt die Belegschaft des Drahtwerks von Arcelor Mittal die Arbeit nieder, die Kundgebung in Ruhrort beginnt um 11.55 Uhr. Sollte es in der vierten Verhandlungsrunde am 11. Dezember nicht zu einer Einigung kommen, plant die IG Metall auch 24-Stunden-Streiks in ausgewählten Betrieben.