Duisburg. Aldi Süd bietet testweise in Duisburg, Mülheim und Oberhausen einen Lieferdienst an. Wir haben ihn ausprobiert. Was Kunden beachten müssen.
Seit August bietet Aldi Süd in Duisburg, Mülheim und Oberhausen einen Lieferdienst an. „Mein Aldi” lautet das Angebot, das es momentan testweise unter anderem in den Stadtteilen Duisburg-Neudorf und -Duissern gibt. Ich hatte mich bereits kurz nach der Bekanntgabe für den Service registriert, bin aber, wie viele andere, auf einer Warteliste gelandet. Vor ein paar Tagen kam dann die Benachrichtigung, dass meine Adresse in eine Route aufgenommen wird und ich nun bestellen könnte. So hat der Einkauf geklappt.
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Für „Mein Aldi“ gibt es eine Internetseite, aber auch eine App, in der die Waren in Kategorien sortiert sind. Die Willkommens-Mail leitet mich direkt auf die Aldi-Homepage weiter. Es gibt verschiedene Bereiche, etwa mit „Angeboten“, „Obst und Gemüse“, „Fleisch“, Backwaren, Drogerie-Artikeln. Unter „Heißgetränken“ finden sich beispielsweise Kaffee und Tee. Schwarzer Tee, Pfefferminz, Instant-Granulat, Geschmacksrichtung Himbeer-Vanille - immerhin 103 Produkte sind gelistet.
Bestellung per App oder via Internet-Seite möglich
Online muss man sich ein bisschen durchklicken, bis man alles findet. Die App ist intuitiver zu bedienen. Die Auswahl ist groß, dennoch scheint es nicht alle Waren, die man in der Filiale kaufen kann, auch online zu geben. Diese Rückmeldung geben auch andere Nutzer in den sozialen Netzwerken. Da wünscht sich jemand Apfelschorle der Eigenmarke. Als ich meinen Warenkorb befülle, sind allerdings vier Sorten des Getränks vorrätig.
Ich packe Mehl, Butter, Zucker und allerlei andere Backzutaten in den virtuellen Einkaufswagen. Dazu Getränke, Weintrauben und ein paar andere Dinge des täglichen Bedarfs. 20 Euro beträgt der Mindestbestellwert. Bei Einkäufen bis 50 Euro kommt noch eine Liefergebühr von 4,50 Euro dazu. Darüber hinaus wird kostenlos geliefert. Dank „Black Week“-Angebot entfielen die Lieferkosten.
Es dauert etwas, bis sich die Kassen-Seite öffnet. Die Internetseite hakt. In der Zeit wären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Aldi-Filiale meines Vertrauens längst fertig mit dem Kassieren - und hätten einem noch freundlich einen schönen Tag gewünscht.
Routen werden nach dem „Milchmann-Prinzip“ zusammengestellt
Dann endlich kann ich eine Lieferzeit auswählen. Drei, vier Vorschläge gibt es. Im Hintergrund errechnet das System, wann ich auf der passenden Route liege. „Milchmann-Prinzip“ nennt Aldi dies. Der Liederdienst „Picnic“ arbeitet nach dem gleichen Modell. „13.13 bis 14.13 Uhr“ klicke ich als Zeitfenster an und werde anschließend zur Kasse geleitet. Kreditkartenzahlung mit Visa- oder Mastercard sowie Lastschriftverfahren sind möglich.
Anschließend flattert online ein Kassenbon samt Bestellbestätigung ins Mail-Postfach. Zwischen Bestellung und Lieferung liegt bei mir eine Woche. Leider kann man in der Zwischenzeit dem Warenkorb nichts mehr hinzufügen, wenn man mal was vergessen hat oder doch noch dringend etwas benötigt. Das ist bei anderen Anbietern praktischer geregelt.
Mitarbeiter ist gut gelaunt und freundlich - trotz Dachgeschoss
Einen Tag vorher bekomme ich eine weitere Nachricht, die die Lieferzeit noch einmal eingrenzt. Zwischen 13.53 Uhr und 14.13 Uhr soll der Fahrer nun klingeln. Dass es ein paar Minuten später werden, kann jeder verstehen, der momentan in Duisburg mit dem Auto unterwegs ist. Der Mitarbeiter ist gut gelaunt, obwohl er die Kiste voller Tüten ins Dachgeschoss schleppen muss. Wenn ich leere Flaschen zu Hause hätte, könnte ich ihm noch Pfand mitgeben, der dann mit dem Einkauf verrechnet wird. Nach ein paar Minuten ist der Kühlschrank wieder voll. Ich bin zufrieden.
Die Neudorferin Silke Berner-Cakic hat „Mein Aldi“ ebenfalls schon ausprobiert. Seit der Pandemie nutzen sie und ihr Mann öfter Lieferdienste wie Picnic. „Wir haben das mal verglichen, das ist eigentlich auch nicht teurer als im Laden.“ Getränke lassen sie sich von Flaschenpost liefern und nun eben auch Produkte von Aldi. „Die sind noch in der Anfangsphase. Aber ansonsten war der Fahrer pünktlich und super freundlich. Wir werden bestimmt nochmal bestellen.“
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In den sozialen Netzwerken mehren sich aber auch die Stimmen, die fragen, wann Aldi denn endlich das Gebiet erweitert und auch bei ihnen vorbeikommt. „Bitte geduldet euch noch etwas“, kommentieren die Mitarbeiter des Discounters daraufhin. Auch auf Nachfrage unserer Redaktion bleibt eine Pressesprecherin recht allgemein und geht nicht auf konkrete Fragen zum aktuellen Test in Duisburg ein. Stattdessen heißt es: „Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine flächendeckende Umsetzung nicht geplant.“
Das habe unter anderem drei Gründe: „In Zeiten absoluter Preissensibilität stellen Liefergebühren beim Einkauf von Lebensmitteln für viele Menschen eine verständliche Hürde dar.“ Zudem sei der Onlinehandel mit Lebensmitteln in Deutschland „aktuell kein rentables Geschäftsmodell.“ Das liege an Faktoren wie Personal-, Rohstoff-, Logistikkosten sowie der durchschnittlichen Größe des Warenkorbs. Wie viele Duisburger momentan beliefert werden und wie lange die Testphase noch dauert - darauf gibt es keine Antworten.
Der Lieferdienst Picnic, der erst jüngst ein größeres Domizil in Wanheimerort bezogen hat, sieht den Aktivitäten von Aldi Süd gelassen entgegen. „Das ist keine Konkurrenz. Wir wachsen in Duisburg weiter.“