Duisburg. Die DVV will bis 2035 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral unterwegs sein. Den Fahrplan für Duisburg gibt ein neues Klimaschutzprogramm vor.
Wie wird die Energiewende vor Ort umgesetzt? Wie können Strom und Wärme vollständig auf Basis erneuerbarer Energien erzeugt und der Verkehr elektrifiziert werden? Was bedeutet das für die Infrastruktur sowie die Bürgerinnen und Bürger? Die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) hat dazu jetzt einen Fahrplan mit dem „Klimaschutzprogramm DVV 2035“ vorgelegt. Das ehrgeizige Ziel: Der kommunale Konzern, zu dem neben den Stadtwerken und der Verkehrsgesellschaft rund 30 weitere Gesellschaften gehören, will bis 2035 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral unterwegs sein.
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„Wir liegen damit zehn Jahre vor den gesetzlichen Klimazielen“, sagt sagt Marcus Wittig, Vorsitzender der DVV-Geschäftsführung. „Als Energieversorger und Mobilitätsdienstleister sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und gehen voran. Zudem gehen wir dieses Ziel im Schulterschluss mit der Stadt Duisburg an, die ebenfalls 2035 klimaneutral sein will.“
DVV: Klimaschutzprogramm mit 110 Maßnahmen für Duisburg
Das Klimaschutzprogramm umfasst 110 einzelne Maßnahmen und bündelt alle Projekte und Vorhaben im Konzern, die auf die Strom-, Wärme- und Verkehrswende einzahlen. „DVV 2035“ umfasst alle zentralen Investitionen in die Infrastruktur, die in den kommenden zwölf Jahren notwendig sein werden. Damit spart der DVV-Konzern ab 2035 nachhaltig eine Million Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die Umsetzung des Klimaschutzprogramms bedeutet zusätzliche Investitionen von rund drei Milliarden Euro.
Schwerpunkte der Energiewende vor Ort liegen auf der Transformation des Wärmesektors sowie dem Ausbau des Stromnetzes. Während sich Strom überall produzieren und weitertransportieren lässt, ist das mit Wärme nur lokal möglich. Rund zwei Drittel aller Haushalte in Duisburg werden heute noch mit Öl und Gas beheizt und müssen langfristig auf Basis erneuerbarer Energien mit Wärme versorgt werden.
Fernwärme: 15.000 Haushalte sollen dazukommen
Ein Vorteil ist das vorhandene Fernwärmenetz, das bereits rund 70.000 Haushalte versorgt. Die bestehende Planung sieht vor, dass in den kommenden Jahren weitere 15.000 Haushalte hinzukommen. Den weiteren Ausbau wird die Stadt über die kommunale Wärmeplanung festlegen.
Gleichzeitig liegt der Fokus darauf, wie auch die Fernwärme vollständig aus erneuerbaren Energien erzeugt und damit „grün“ wird. Die Stadtwerke nutzen dazu verschiedene Technologien wie Großwärmepumpen, Tiefengeothermie, innovative Kraft-Wärme-Kopplung und die Einbindung weiterer Abwärmequellen, sowie langfristig auch den Einsatz von Wasserstoff.
Strombedarf steigt gewaltig
„Wo grüne Fernwärme keine Alternative ist, liegt der Schwerpunkt auf Wärmepumpen. Das bedeutet: Letztlich wird mit Strom geheizt. Der Strombedarf steigt gewaltig an, neben der Wärmewende auch aufgrund der Elektrifizierung der Industrie und durch die Elektromobilität mit ihrem Bedarf an Ladeparks und Wallboxen“, sagt Wittig. „Deshalb ist der Netzausbau die zweite wichtige Säule der Energiewende.“
Simulationen der Netze Duisburg zeigen, dass sich die heutige Starklast um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Die Strominfrastruktur muss mit der Energiewende Schritt halten, dazu muss rund drei Viertel des aktuellen Hoch- und Mittelspannungsnetzes ausgebaut und verstärkt werden. Das bedeutet: mehr als 1000 Kilometer neue Stromleitungen, 900 zusätzliche Netzstationen und drei neue Umspannwerke.
In dem Klimaschutzprogramm „DVV 2035“ sind alle 110 Einzelmaßnahmen aufgelistet, zehn zentrale Maßnahmen sind ausführlicher beschrieben. Das Programmbuch steht online auf www.dvv.de/dvv2035 zum Download bereit.