Duisburg. Jugendliche sorgten an Halloween in Duisburg für Angst. Die Behörden wollen bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität einen neuen Schritt gehen.

Immer wieder stößt die Polizei bei ihren Ermittlungen in Duisburg auf jugendliche Straftäter. Über 4000 Tatverdächtige unter 21 ermittelte die Behörde allein im Jahr 2022. Vor allem bei Raubüberfällen und Diebstählen, also der klassischen Straßenkriminalität, ist der Anteil der jungen Täter nach Angaben der Experten überproportional hoch. Zuletzt waren es in der Halloween-Nacht vor allem Jugendliche, die mit ihrer Zerstörungswut für Angst und Schrecken sorgten. Bei der Strafverfolgung und der Prävention in diesem Bereich soll jetzt ein neuer Zusammenschluss für effektivere Maßnahmen sorgen.

Wie die Stadtverwaltung bekannt gab, ist nun ein Haus des Jugendrechts in Planung. Es soll nach dem Willen von Stadt, Staatsanwaltschaft und Polizei bereits im Jahr 2024 an den Start gehen. Und ein Ort dafür steht auch schon fest: In einem Gebäude gegenüber dem Hauptbahnhof an der Mercatorstraße sollen die Vertreter der beteiligten Behörden ihre Schreibtische zusammenschieben. Möglicherweise könnte es sich dabei um Büros im Hoist-Hochhaus handeln.

Ziel ist in einem Haus des Jugendrechts eine bessere Koordination zwischen den Institutionen. So sollen die Verfahren gegen die jugendlichen Straftäter beschleunigt werden. „Alle am Jugendstrafverfahren beteiligte Akteure arbeiten hier Hand in Hand, so dass Verfahrensabläufe und Entscheidungsprozesse verbessert und beschleunigt werden. Jungen Menschen werden so schnell und konsequent die Folgen ihrer Taten vor Augen geführt“, erklärt die Leitende Oberstaatsanwältin Dr. Karin Schwarz. Wie die Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit mehrfach betonte, stehe im Jugendstrafrecht nicht die Bestrafung, sondern der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Diese Erziehung soll so greifen, bevor die Jugendlichen weitere Straftaten begehen können.

Haus des Jugendrechts für Duisburg? Das sind zentrale Aufgaben

Weitere zentrale Aufgaben im Haus des Jugendrechts sollen die Prävention und die Begleitung von jungen Straftätern sein. Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis betont: „Wichtig ist hier, dass die Strafe auf dem Fuße folgt. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass wir auch präventiv tätig bleiben müssen, um Jugendkriminalität effektiv zu bekämpfen. Dabei geht es auch darum, Straftaten von Jugendbanden im öffentlichen Raum zu verhindern.“

Nach Angaben der Polizei NRW richten sich die Häuser vor allem an Jugendliche, die ein „Multiproblemmilieu“ mit sich bringen. Das bedeutet: Ursachen, die die Polizeibehörde alleine nicht lösen kann – etwa Konflikte in Elternhaus und Schule, Drogenproblematik oder Gewalterfahrung.

„Mir ist es sehr wichtig, dass Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten, passgenaue Hilfestellungen bekommen. Im Haus des Jugendrechts bündeln wir gemeinsam unsere Kompetenzen, um jungen Menschen den Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen“, erklärt Oberbürgermeister Sören Link.

Kurse für jugendliche Straftäter

Wie soll das gelingen? In Fallkonferenzen zu den einzelnen Jugendlichen sollen sich die Fachleute über die nächsten Schritte austauschen. Den Eltern sollen noch vor Ende der polizeilichen Ermittlungen Erziehungshilfen angeboten werden. All diese Maßnahme lassen erahnen, wie wichtig der Faktor Zeit im Umgang mit den jungen Menschen ist.

Für sie sollen im Haus des Jugendrechts auch Kurse angeboten werden. Dort sollen sie lernen, Konflikte konstruktiv zu lösen und ihre Verhaltensweisen zu ändern. „Es wird viel Wert auf Dialog und Mediation gelegt, um die Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie für zukünftige Herausforderungen zu stärken“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Blick zurück ins Jahr 2020: In Oberhausen war Alexander Dierselhuis (rechts) bereits beim Aufbau eines Hauses des Jugendrechts beteiligt. Das Foto zeigt ihn gemeinsam mit dem damaligen Justizminister Peter Biesenbach bei der Eröffnung.
Blick zurück ins Jahr 2020: In Oberhausen war Alexander Dierselhuis (rechts) bereits beim Aufbau eines Hauses des Jugendrechts beteiligt. Das Foto zeigt ihn gemeinsam mit dem damaligen Justizminister Peter Biesenbach bei der Eröffnung. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Bei der Planung des Hauses können die Verantwortlichen auf Erfahrungswerte aus Oberhausen aufbauen. Denn: Dort ist die Duisburger Staatsanwaltschaft bereits involviert, da Oberhausen zum Gerichtsbezirk Duisburg gehört. Duisburgs Polizeipräsident Dierselhuis war bei seiner vorherigen Station in der Nachbarschaft maßgeblich am Aufbau und der Umsetzung des Konzepts beteiligt. (mit aka)

>>So läuft der Entscheidungsprozess

  • Über das Haus des Jugendrechts wird in der Ratssitzung am 27. November entschieden. Im Anschluss daran müssen Polizei und Staatsanwaltschaft noch die erforderlichen Entscheidungsprozesse im Innen- und Justizministerium anstoßen.
  • Häuser des Jugendrechts gibt es in NRW bereits in Dortmund, Düsseldorf, Essen, Münster, Köln, Oberhausen und Paderborn.