Duisburg. Schulsozialarbeit steht an Grundschulen in Duisburg auf der Kippe. Jetzt will die kommunale Politik sie retten. Emotionaler Appell.

Die Schulsozialarbeit in Duisburg soll jetzt mit städtischen Mitteln gerettet werden. Wie berichtet, können die Träger die Kostensteigerung durch Tariferhöhungen nicht allein schultern, das Land und insbesondere Schulministerin Dorothee Feller weigern sich allerdings, hier in die Bresche zu springen.

In der Konsequenz sind seit dem neuen Schuljahr erste Stellen an Grundschulen weggefallen, weitere drohen zum Ende des Jahres an 53 Standorten auszulaufen. Kinder der Grundschule Pestalozzistraße schrieben lange Briefe nach Düsseldorf, damit „unsere Frau Hummes bleibt“. Alina Hummes ist eine der Schulsozialarbeiterinnen, deren Stellen Ende des Jahres auslaufen würden.

Im Schulausschuss haben sich jetzt in einem gemeinsamen Antrag SPD und CDU, in einem weiteren Antrag auch die Grünen dafür ausgesprochen, die Träger mit rund einer halben Million Euro zu unterstützen, um die Stellen zu retten. Für den Vorsitzenden Jürgen Edel (SPD) eine „Investition in die Zukunft“.

Emotionaler Appell für den Erhalt der Schulsozialarbeit

Jens-Uwe Hoffmann, Schulformsprecher der Grundschulen, begründete sehr emotional, warum die Hilfe von Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern so wichtig ist: „Wir erleben Familien, die die Verantwortung für die Erziehung am Schultor abgeben und glauben, dass wir das schon richten. Das ist aber nicht leistbar!“

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Jens-Uwe Hoffmann ist der Rektor der Katholischen Fährmann-Grundschule in Duisburg-Beeck und Schulformsprecher. Im Schulausschuss sprach er sich emotional für den Erhalt der Schulsozialarbeit aus.
Jens-Uwe Hoffmann ist der Rektor der Katholischen Fährmann-Grundschule in Duisburg-Beeck und Schulformsprecher. Im Schulausschuss sprach er sich emotional für den Erhalt der Schulsozialarbeit aus. © Hoffmann

Ergänzend zum Unterricht bilden die Fachkräfte „eine immanent wichtige Säule, sie leisten wertvolle Arbeit, sie sind Vertrauenspersonen für die Kinder, sie sind ganz niederschwellig Ansprechpartner für die Eltern“, so der Rektor der Fährmann-Grundschule in Beeck. Durch den Wegfall der Stellen würde die Belastung für Lehrkräfte und Schulleitungen wachsen, auch die Bildungsungerechtigkeit würde steigen. Abgesehen davon würde das die Standorte weniger attraktiv machen für Lehramtsanwärter.

Die Schulsozialarbeit erlebt seit Jahren eine Hängepartie, immer neu wird über die Finanzierung gestritten. Die Unsicherheit für die Kollegen und die Schulen insgesamt ist groß, weil immer nur von Jahr zu Jahr verlängert wird. 30 Grund- und Förderschulen haben gar keine Sozialarbeiter.

Astrid Neese: „Die Lehrerversorgung in Duisburg ist unterdurchschnittlich.“

Peter Ibe (CDU) betonte, dass „wir als Rat in Vorkasse gehen, weil wir die Notwendigkeit sehen“. Jetzt sei es an den demokratischen Parteien, „ernste Gespräche mit den Landtagsfraktionen zu führen“. Barbara Laakmann (Linke) zeigte sich erfreut, dass es auch beim Oberbürgermeister ein Umdenken gegeben habe. Er habe noch im letzten Rat gesagt, dass man als Stadt nicht einspringen könne, jetzt sei das doch möglich. In einem Brief an Ministerin Feller hatte Link um Unterstützung gebeten, allerdings eine deutliche Absage geerntet.

Die endgültige Entscheidung wird Ende November im Rat fallen, das breite Bündnis lässt aber wenig Fantasie für eine Ablehnung der kommunalen Finanzspritze. Bildungsdezernentin Astrid Neese zeigte sich denn auch dankbar, die Schulsozialarbeit auf dem jetzigen Niveau halten zu können: „Die Lehrerversorgung in Duisburg ist unterdurchschnittlich“, in den Schulen sei man deshalb für jede Unterstützung dankbar, Schulsozialarbeit könne viel auffangen.

VBE fordert langfristige Perspektive für Schulsozialarbeiter

Ähnlich sieht das Michael Fuchs vom Verband Bildung und Erziehung: Allein an den Grundschulen würden über 100 Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Da hier auch keine Gehaltszahlungen anfallen, müssten nach seiner Überzeugung beim Land Mittel zur Verfügung stehen, die in die Schulsozialarbeit fließen könnten. „Uns sind schon viele gute Kräfte verloren gegangen, weil sie nicht mehr bereit sind, sich auf Jahresverträge einzulassen.“ Das sei keine Perspektive für eine Lebensplanung.

Auch interessant

Eine halbe Million Euro ist es aber auch nicht. Für manche Schulen kommt das Geld bereits zu spät, die Gemeinschaftsgrundschule Marienstraße in Homberg etwa verlor bereits im August ihre Stelle – und eine langfristige Perspektive fehlt weiterhin.

>>SCHULSOZIALARBEIT IN DUISBURG

  • In Duisburg haben acht Träger, darunter Caritasverband, DRK und AWO, Verträge mit der Stadt für die Schulsozialarbeit. In ihrer Verantwortung sind an 53 Standorten insgesamt 46 Vollzeitstellen.
  • An weiterführenden Schulen sind 65 Fachkräfte im Landesdienst an Duisburger Schulen eingesetzt und akut nicht gefährdet. Sie werden durch die Stadt lediglich koordiniert.