Duisburg-Neudorf. Der „Fährmann“ ist eine Institution in Neudorf und eine echte Studentenkneipe. Was ihn so besonders macht und was er außer Bier noch bietet.
Der „Fährmann“ in Duisburg-Neudorf ist nicht bloß eine beliebte Studentenkneipe. Die urige Schankwirtschaft auf der Ecke Mülheimer Straße/Sternbuschweg ist eine wahre Institution im Universitätsviertel. Und die Kneipe blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – Pandemie, Besitzerwechsel, Lockdown. Doch heute, etwa ein Jahr, nachdem die letzten Corona-Beschränkungen gefallen sind, brummt es wieder so richtig.
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Von den ehemals vier Freunden, die die Kneipe im Jahr 2020 mitten in der Pandemie übernommen hatten, sind noch zwei übrig. Chris Rademaker und Norman Butry sind die Macher des Fährmann – übrigens nebenberuflich. „Das erste Jahr war spannend“, erinnert sich Chris. „Ein Auf und Ab der Gefühle.“ Als ehemalige Studenten und echte Duisburger fassten sie damals den Beschluss, die Kneipe nach der Schließung zu kaufen. Nach nur einem Monat Betrieb kam der Lockdown. Acht Monate lang. „Wir haben uns damals mit Fensterverkauf über Wasser gehalten“, erzählt Chris. „Im Winter Glühwein, im Sommer Bier zum Mitnehmen. So haben wir auch den ‘Spabiergang’, also einen Spaziergang mit Bierchen, erfunden.“
Duisburger Eckkneipe Fährmann wieder zum Leben erwacht
Von diesem schweren Anfang merkt man heute nichts mehr. Nur die Bänder des Trauerkranzes, der damals anlässlich der Schließung vor der Tür niedergelegt wurde, hängen noch rechts und links der Tür. Wie zur Mahnung. „Corona ist erst Ende letzten Jahres komplett aus den Köpfen der Leute verschwunden“, erklärt Chris Rademaker. Die Kundschaft ist der Kultkneipe jedenfalls erhalten geblieben. „Nach der Wiedereröffnung haben wir den Wert des Fährmann für Neudorf und Duissern richtig zu spüren bekommen.“ Verändert haben die neuen Besitzer nichts. „Wir wollten, dass der Laden so weiter lebt wie damals.“
Das wissen auch die treuen Gäste zu schätzen. „Ich bin hier schon vor Corona hergekommen“, erklärt Sara. Die 25-Jährige studiert BWL an der Uni Duisburg und kommt jeden Donnerstag nach dem Badminton mit ihren Freunden Nel, Leonie, Robin und Kai in die Kneipe. „Der Fährmann ist eine absolute Bereicherung für Neudorf. Und man trifft hier auch immer jemanden, den man kennt. Manchmal mache ich auf dem Nachhauseweg extra einen Umweg, weil ich weiß, dass ich sonst hier reingezogen werde und hängen bleibe.“
Nel ist ganz ihrer Meinung. „Es gibt natürlich auch andere Kneipen in Duisburg. Aber das Fährmann ist die einzige richtige Studentenkneipe.“ Die 22-Jährige ist für das Studium aus Berlin nach Duisburg gezogen und hat diesen ungewöhnlichen Schritt noch nicht bereut. „Außerdem kann man hier schocken, das ist richtig sexy“, lacht sie.
In der eher kargen Duisburger Feierlandschaft ist die Eckkneipe ein wichtiger Ankerpunkt. „Manchmal kommt man auch nach dem Feiern in Düsseldorf noch auf ein Bier vorbei“, erzählt Sara. „Der Fährmann ist im Grunde immer offen“, so auch Leonie: „Wir sind hier wie eine große Familie.“
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Neben dem beliebten Würfelspiel stehen den Besuchern auch ein Kicker und eine Dartscheibe zur Verfügung, die den gesamten Abend über fleißig in Anspruch genommen werden. Im Hintergrund läuft tanzbare Musik, die im Gewirr und in den angeregten Gesprächen aber untergeht. Der Altersdurchschnitt liegt irgendwo zwischen Mitte und Ende 20. Offiziell ist der Eintritt erst ab 21 Jahren erlaubt. „Das ist aber eher eine Richtlinie“, sagt Chris Rademaker. „Solange sich alle benehmen, ist auch alles gut.“
Einmal im Monat bieten Chris und sein Team ein klassisches Kneipenquiz, Stand Up Comedy, Spieleabende und seit Neuestem auch eine 120 Minuten Party an. Das wertet das Kneipenleben zusätzlich auf. Doch die Gäste sind vor allem dankbar, dass die Türen des Fährmann weiter für sie geöffnet bleiben.
Keine Personalprobleme dank Uni-Nähe
Das Geheimnis, warum es so gut läuft, ist wohl ein gutes Verhältnis zu den Gästen und engagierte Kollegen, erklärt der Inhaber „Wir haben ein super Team, das uns in allen Bereichen unterstützt. Und durch unsere Verbindungen zur Uni haben wir auch zum Glück keine Personalprobleme.“ Ansonsten sei es wichtig, offen mit den Leuten umzugehen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. „Die Menschen wollen hier einfach mal ihrem Alltag oder schlechten Nachrichten entfliehen.“ Und es kämen nicht nur Stammgäste. „Es gibt auch Abende, da kennen wir kein Gesicht.“
Die meisten im Fährmann kommen aber aus Duisburg. Aktive oder ehemalige Studenten und die Neudorfer Nachbarschaft. Bei manchen geht die Liebe zum Fährmann sogar unter die Haut: Der Duisburger Hannes arbeitet im Landschaftspark und hat sich gemeinsam mit seiner Freundin Paula das Logo des Fährmann tätowieren lassen. „Das hat ganz schön wehgetan“, gibt er zu. „Aber bereuen tu ich es nicht.“
>> Die Öffnungszeiten
Der Fährmann hat Mittwoch bis Samstag geöffnet. Am Wochenende kann bis 3 Uhr gefeiert werden.
Die Getränkekarte umfasst Bier, Wein, Cocktails und eine große Auswahl an Shots. Als reine Schankwirtschaft bietet der Fährmann keine Speisen an.