Duisburg. Der lettische Staatschor „Latvija“ glänzt in Duisburg mit großer Gesangskultur. Dennoch gibt es beim 2. Philharmonischen Konzert Störfaktoren.

Schon während der Corona-Pandemie begannen die Duisburger Philharmoniker mit der Gesamtaufnahme der Sinfonien von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit der Aufführung und Aufnahme der „Lobgesang“-Sinfonie im Rahmen der Philharmonischen Konzerte in der Mercatorhalle geht das Projekt jetzt in die Zielgerade. Vokaler Partner des Orchesters war am Mittwoch der lettische Staatschor „Latvija“.

Eröffnet wird der Abend mit der Kantate „Wie der Hirsch schreit“ op. 42 von Mendelssohn-Bartholdy. Vollkommen unverständlich ist leider, weshalb die Gesangstexte beider Chorwerke im Programmheft abgedruckt werden, der Saal aber während des Konzerts so abgedunkelt wird, dass man kaum ein Wort lesen kann. Lediglich, wer im Parkett genügend Licht von der Bühne bekommt, oder wer im Rang an den in den Seitenwänden eingelassenen Leuchtkörpern sitzt, kann ohne Einsatz einer Taschenlampe mitlesen.

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Philharmonisches Konzert in Duisburg: Wunderschöne Arie nicht richtig genießbar

Dabei singt der Staatschor „Latvija“ vorbildliches Deutsch, ist um Verständlichkeit bemüht und glänzt mit großer Gesangskultur. Aber in den mehrstimmigen Chorsätzen sind dann nur noch einzelne Wörter zu verstehen. Das ist vom Komponisten so gewollt, doch um einen besseren Zugang zur Musik zu erlangen, würde man gerne im Programmheft mitlesen.

Generalmusikdirektor Axel Kober wählt ein forsches Grundtempo und lässt die Duisburger Philharmoniker den Chor in hellen Farbtönen begleiten. Sopranistin Siobhan Stagg singt ihre Arie „Meine Seele dürstet nach Gott“ mit leuchtender Stimme und wird dabei wunderschön von der Oboe begleitet.

Sopranistin Siobhan Stagg singt mit leuchtender Stimme.
Sopranistin Siobhan Stagg singt mit leuchtender Stimme. © Duisburger Philharmoniker | André Symann

Wenn dann aber vier Herren des Chores während des Rezitativs der Sopranistin versuchen, möglichst leise für das gemeinsame Quintett nach vorne zu schleichen, so ist das ein Störfaktor. Als Besucher ärgert man sich in diesem Moment über die Geräusche der Schritte und kann den Gesang der Sopranistin nicht richtig genießen.

Chor stürzt sich mit hörbarer Begeisterung in Mendelssohns Musik

Hauptwerk des Abends ist Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 „Lobgesang“, welche der Komponist zum Leipziger Gutenbergfest des Jahres 1840 schrieb. Geschildert wird der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, also des Wissens, das durch Bücher verbreitet wird. Musikalischer Rahmen ist die Melodie „Alles, was Odem hat, lobe den Herren“, die am Beginn der Sinfonie von den Posaunen angestimmt wird und das Werk in einem triumphalen Chorsatz beschließt.

In dem großformatigen instrumentalen Eröffnungssatz fächert Axel Kober das spielerische Mit- und Gegeneinander der Stimmen sehr transparent auf. Der Chor stürzt sich mit hörbarer Begeisterung in Mendelssohns Musik, und Siobhan Stagg zeigt sich auch in diesem Werk als ebenso klug wie schön singende Interpretin. Im Duett der Soprane „Ich harre des Herren“ wirkt Natalya Boeva, welche die zweite Stimme singt, zu dominant.

Bei Corby Welch versteht man selbst in den hinteren Reihen jedes Wort.
Bei Corby Welch versteht man selbst in den hinteren Reihen jedes Wort. © Duisburger Philharmoniker | André Symann

Erfreulicherweise gibt es auch ein Wiederhören mit Corby Welch, der bis 2018 zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein gehörte. Bei ihm versteht man selbst in den hinteren Reihen jedes Wort, und er gestaltet seine Arie „Er zählet unsere Tränen“ sehr einfühlsam. In „Stricke des Todes“ entfaltet er die Dramatik des Textes mit opernhafter Dramatik.

Einen Gänsehaut-Moment hat der Chor noch, wenn er a cappella „Nun danket alle Gott“, anstimmt. Da verwundert es nicht, dass beim Schlussbeifall der Jubel für das lettische Ensemble und seine Leiterin Maris Sirmais besonders groß ausfällt.

>>„BALTISCHE KLÄNGE“ IN DER DUISBURGER SALVATORKIRCHE

Der lettische Staatschor „Latvija“ war nicht nur im Rahmen des 2. Philharmonischen Konzertes zu hören, sondern gibt am Samstag, 28. Oktober, um 17 Uhr unter der Leitung von Maris Sirmais ein Konzert in der Salvatorkirche. Motto der Veranstaltung ist „Baltische Klänge“.

Außerdem gastiert der Chor gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern am 1. November um 19 Uhr in der Essener Philharmonie. Auf dem Programm stehen „Lux aeterna“ und das „Requiem“ von György Ligeti.