Duisburg. Die PCC ist die große Unbekannte der Top-Adressen in der Duisburger Wirtschaft. Woher der Milliarden-Umsatz der Homberger Gruppe stammt.

Vor 30 Jahren gründete Waldemar Preussner die PCC. Aus 300.000 D-Mark Startkapital, so berichten es die Vorstände, formte der heute 64 Jahre alte Volkswirt und Rohstoff-Experte eine weltweit tätige Unternehmensgruppe, die mit 39 Standorten in 17 Ländern zuletzt aus rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz ein Ergebnis von 292 Millionen Euro (vor Finanzergebnis, Steuern und Abschreibungen) erzielte. Trotz eines Stammplatzes in der inoffiziellen Top 10 der größten Duisburger Unternehmen kennen die wenigsten Duisburger die Antwort auf die Frage: „Was machen die eigentlich?“

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So ging’s lange auch Oberbürgermeister Sören Link, an dessen Weg der Unternehmenssitz an der Moerser Straße 149 in Homberg oft liegt. Grund genug, der historischen Direktoren-Villa der Zeche Rheinpreußen (Baujahr 1907/08), die Vorbesitzer Haniel vor 25 Jahren verkaufte, in der 30. Folge der Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ und im 30. Jahr nach der PCC-Gründung einen Besuch abzustatten.

Die historische Direktoren-Villa der Zeche Rheinpreußen an der Moerser Straße in Homberg ist seit 1998 Sitz der PCC-Holding. Von Duisburg aus steuert die Holdinggesellschaft PCC SE die weltweiten Geschäfte des Spezialchemie-Unternehmens.
Die historische Direktoren-Villa der Zeche Rheinpreußen an der Moerser Straße in Homberg ist seit 1998 Sitz der PCC-Holding. Von Duisburg aus steuert die Holdinggesellschaft PCC SE die weltweiten Geschäfte des Spezialchemie-Unternehmens. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

PCC SE: Spezialchemie ist das Kerngeschäft des Duisburger Unternehmens

PCC-Gründer Waldemar Preussner ist Alleinaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender.
PCC-Gründer Waldemar Preussner ist Alleinaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender. © PCC | PCC

PCC steht für „Petro Carbo Chem“ und deutet auf das ursprüngliche Geschäft der Gründungsgesellschaft hin, den Rohstoffhandel.

„Eigentlich sind wir ein Familienunternehmen“, sagt Dr. Peter Wenzel. Der Vorstandsvorsitzende (seit 2021) ist Fachmann für Energiehandel und seit 20 Jahren im Unternehmen.

Schon vor 29 Jahren stieß Dr. Alfred Pelzer von Hoechst zu PCC, er verantwortet Produktion, Standorte und Investments.

Ulrike Warnecke (Finanzen, Personal und Marketing) ist eine Frau der ersten Stunde, sie kam mit Preussner von der damaligen Rütgers VTF AG.

Dass PCC, strukturell vergleichbar mit Haniel, ein „Hidden Champion“ in Duisburg ist, liegt sicher auch daran, dass lediglich 75 der weltweit 3400 Mitarbeitenden in Duisburg am Sitz der Holding tätig sind. In Deutschland sind 150 Mitarbeitende tätig, mit 2300 die weitaus meisten in Polen.

Das hat mit der Geschichte von Waldemar Preussner zu tun, der als Sohn deutschstämmiger Eltern in Oberschlesien aufwuchs und im Alter von 17 nach Deutschland übersiedelte. Preussner erkannte die Chancen der Liberalisierung der osteuropäischen Märkte, stieg bei den beiden vormals staatlichen Chemieunternehmen Rokita (bei Breslau, Chlor und Polyole) und Exol (Tenside) und in die Eisenbahn-Logistik ein.

Die Vorstände Dr. Alfred Pelzer, Ulrike Warnecke und Dr. Peter Wenzel (vorn v.l.) lenken die PCC-Geschäfte. Das Bild zeigt sie auf der Treppe im Homberger Firmensitz mit Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher (rechts) und OB Sören Link (hinten), der das Unternehmen in der Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ besuchte.
Die Vorstände Dr. Alfred Pelzer, Ulrike Warnecke und Dr. Peter Wenzel (vorn v.l.) lenken die PCC-Geschäfte. Das Bild zeigt sie auf der Treppe im Homberger Firmensitz mit Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher (rechts) und OB Sören Link (hinten), der das Unternehmen in der Reihe „OB im Wirtschaftsdialog“ besuchte. © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Möbelgigant Ikea zählt zu den PCC-Kunden in Polen

Die beiden mittlerweile börsennotierten Unternehmen „sind der Kern, mit dem wir 80 Prozent des Geschäfts machen“, erklärt Wenzel. Zu den Großkunden zählt Ikea – der Möbelgigant produziert in Polen. „In jeder Matratze stecken PCC-Produkte“, sagt Alfred Pelzer.

Mit 100 eigenen Lokomotiven und 3600 Waggons betrieben die Homberger zudem eine der größten nichtstaatlichen Eisenbahngesellschaften im Nachbarland – 2009 verkauften sie die Eisenbahn-Aktivitäten an die Deutsche Bahn.

Das Container-Geschäft der PCC Intermodal verblieb im Konzern und ging als erstes Unternehmen der Gruppe 2009 an die Börse. In Kutno nahm sie das erste eigene Container-Terminal (Kapazität: 250.000 TEU) in Betrieb, ein weiteres in Frankfurt (Oder) kam 2012 hinzu.

Ab 2006 Expansion der Geschäfts in die USA, Petronas ist Partner in Malaysia

Die Expansion nach Übersee begann 2006: Im US-Ort Piedmont (South Carolina) stellt PCC Chemax Spezialchemikalien her, etwa für Ölförderer.

Vor drei Jahren erfolgte dann der Sprung nach Asien: Mit dem Branchenriesen Petronas Chemicals Group gründete PCC ein 50/50-Joint-Venture zur Produktion von Alkoxylaten. Die Produktionsanlage ist in Malaysia und steht vor dem Betriebsstart.

Seinen unternehmerischen Wurzeln ist Waldemar Preussner treu geblieben: Die Gründungsgesellschaft – heute Trade & Services GmbH – und ihr Handel mit petro-, carbo- und erdgasstämmigen Rohstoffen ist weiterhin der größte Händler im Verbund.

>>PCC: SPORTLICH UND SOZIAL ENGAGIERT IN DUISBURG

  • Der Bekanntheitsgrad der PCC in Duisburg rührt auch aus dem Engagement als langjähriger Hauptsponsor des Fußball-Oberligisten VfB Homberg. Auch das Stadion am Rheindeich, sportliche Heimat des Clubs, führt den Namen des Unternehmens.
  • Still erfolgt das ebenfalls langfristige soziale Engagement. Bei seiner Hilfe für obdachlose Menschen zählt der Duisburger Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ auf das Engagement des Unternehmens.
  • Anteile der PCC können Duisburger nicht erwerben, aber Anleihen, die seit 25 Jahren an bislang 18.000 Anleger ausgegeben werden. Das Unternehmen wirbt mit Erträgen deutlich über den Sparzinsen – aktuell sechs Prozent für die fünfjährige Anleihe (Info: www.pcc.eu).