Duisburg. Es gibt neue Pläne für eine Seilbahn in Duisburg – Experten haben diese bereits geprüft: Hier könnte eine Trasse als ÖPNV-Alternative entstehen.

Selten haben sich die Duisburger so sehr eine Seilbahn gewünscht wie in diesen Monaten, um mit ihr über die Staus vor den zahlreichen Autobahn- und Straßenbaustellen zu schweben. Diese nicht neue Idee greift die Gebag nun erneut auf: Die städtische Wohnungsbau- und Flächenentwicklungsgesellschaft hat zwei mögliche Trassen in einer Konzeptstudie untersuchen lassen.

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Bereits Ende 2021 gaben die Flächenentwickler der Gebag die Untersuchung bei der PTV Transport Consult GmbH in Auftrag. Die Karlsruher arbeiten zusammen mit der österreichischen ILF Consulting Engineers Austria, die weltweit Seilbahnprojekte entwickelt.

Trasse entlang der Duisburger Großprojekte ist 5,3 Kilometer lang

Geprüft wurde die „grundsätzlichen Machbarkeit“ einer Verknüpfung des Duisburger Hauptbahnhofs mit den Duisburger Dünen, mit Stadion und Sportpark Wedau, dem südlich angrenzenden Technologie-Quartier Wedau-Nord und dem Neubaugebiet 6-Seen-Wedau. Endstation der 5,3 Kilometer langen Trasse wäre der zukünftige Haltepunkt 6-Seen-Wedau der Ratinger Weststrecke auf Höhe des Ortseingangs Bissingheim.

Zusätzlich wurde auch die Möglichkeit der Anbindung des Rheinparks in Hochfeld und ab Südspitze Duisburger Dünen geprüft. Diese 2,6 Kilometer lange Variante werde aber „zunächst nicht weiter betrachtet, da das Fahrgastpotenzial in dieser ersten Untersuchungsstufe bereits als nicht ausreichend ermittelt wurde“, heißt es in einer Berichtsvorlage für die politischen Gremien.

Urbane Seilbahn als moderner und zukunftsfähiger Verkehrsträger

Ein Seilbahnbau sei ins Spiel gekommen bei den Überlegungen über „eine möglichst innovative und nachhaltige öffentliche ÖPNV-Erschließung“ der drei großen städtebaulichen Projekte durch einen Verkehrsträger, der einen Beitrag zur Mobilitätswende leistet, erklärt die Gebag: „Eine urbane Seilbahn als moderner und zukunftsfähiger Verkehrsträger kann nicht nur die Vernetzung der Standorte gewährleisten, sondern auch die Standorte als innovative Flächenentwicklungen stützen.“

Als Nebeneffekt könne eine Seilbahn die überregionale Wahrnehmung der Stadt fördern. Man sehe sich mit dem Projekt in prominenter Gesellschaft europäischer Großstädte wie London, Toulouse und Paris, die auf urbane Seilbahnen als attraktiver Baustein der Mobilitätswende setzten. „Internationale Metropolen in Südamerika und Asien nutzen bereits seit Jahren urbane Seilbahnen als zuverlässiges, stauunabhängiges und sicheres Verkehrsmittel.“

Duisburger Dünen statt alter Güterbahnhof

So sollen die
So sollen die "Duisburger Dünen" zwischen A59 und Bahnstrecke aussehen: Der Siegerentwurf sieht Gebäude für Büro, Gewerbe und Wohnen und einen elf Hektar großen Park für das Gelände "Am Alten Güterbahnhof" vor. Am 18. März 2021 stellte die Jury den Entwurf der Sieger im Architektur-/Stadtentwicklungswettbewerb vor.  © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
Eine Hochhausbebauung sieht der Entwurf der Berliner Planer-Teams von CKSA/Fugmann-Janotta in einem „Innovationsquartier“ an der Nordseite der Güterbahnhof-Brache vor.
Eine Hochhausbebauung sieht der Entwurf der Berliner Planer-Teams von CKSA/Fugmann-Janotta in einem „Innovationsquartier“ an der Nordseite der Güterbahnhof-Brache vor. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
Ein Lageplan aus der Vogelperspektive gibt einen Überblick über das zukünftige Gelände. In Gebäuden des neuen Stadtquartiers mit insgesamt rund 400.000 Quadratmetern Geschossflächen sollen Büro- und Gewerbeflächen für 8000 bis 10.000 Arbeitsplätze und auch rund 1000 Wohnungen entstehen. „Wir werden mit aller Kraft daran arbeiten, diesen Entwurf so umzusetzen“, kündigte Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am 18. März bei der Präsentation der Jury-Entscheidung an.
Ein Lageplan aus der Vogelperspektive gibt einen Überblick über das zukünftige Gelände. In Gebäuden des neuen Stadtquartiers mit insgesamt rund 400.000 Quadratmetern Geschossflächen sollen Büro- und Gewerbeflächen für 8000 bis 10.000 Arbeitsplätze und auch rund 1000 Wohnungen entstehen. „Wir werden mit aller Kraft daran arbeiten, diesen Entwurf so umzusetzen“, kündigte Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am 18. März bei der Präsentation der Jury-Entscheidung an. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
Der Entwurf sieht unter anderem einen breiten durchgehenden Fahrradweg sowie zwei neue Buslinien vor.
Der Entwurf sieht unter anderem einen breiten durchgehenden Fahrradweg sowie zwei neue Buslinien vor. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus.
So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus.
So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
Auch die Loveparade-Gedenkstätte ist in das Konzept mit eingeflossen.
Auch die Loveparade-Gedenkstätte ist in das Konzept mit eingeflossen. © CKSA/Fugmann-Janotta | CKSA/Fugmann-Janotta
Auf der 30-Hektar-Brache des Alten Güterbahnhofs in Duisburg soll in den nächsten zehn Jahren ein innovatives Stadtquartier entstehen. Die Hallen auf dem Loveparade-Gelände zwischen A59 und Bahnstrecke sind inzwischen abgerissen. Das Luftbild zeigt das Areal im März 2021.
Auf der 30-Hektar-Brache des Alten Güterbahnhofs in Duisburg soll in den nächsten zehn Jahren ein innovatives Stadtquartier entstehen. Die Hallen auf dem Loveparade-Gelände zwischen A59 und Bahnstrecke sind inzwischen abgerissen. Das Luftbild zeigt das Areal im März 2021. © www.blossey.eu | Hans Blossey
Auf der 30-Hektar-Brache des Alten Güterbahnhofs in Duisburg soll in den nächsten zehn Jahren ein innovatives Stadtquartier entstehen. Die Hallen auf dem Loveparade-Gelände zwischen A59 und Bahnstrecke sind inzwischen abgerissen. Das Luftbild zeigt das Areal im März 2021.
Auf der 30-Hektar-Brache des Alten Güterbahnhofs in Duisburg soll in den nächsten zehn Jahren ein innovatives Stadtquartier entstehen. Die Hallen auf dem Loveparade-Gelände zwischen A59 und Bahnstrecke sind inzwischen abgerissen. Das Luftbild zeigt das Areal im März 2021. © www.blossey.eu | Hans Blossey
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen.
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen. © www.blossey.eu | Hans Blossey
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen.
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen. © www.blossey.eu | Hans Blossey
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen.
Zum Vergleich: Dies Aufnahmen wurden im August 2020 aufgenommen. © www.blossey.eu | Hans Blossey
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Entscheidend: Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Untersuchung

Das Fazit der Gebag zur Konzeptstudie: „Es wurde eine Trasse identifiziert, die sich aus seilbahntechnischer und aus städtebaulicher Sicht für die weiteren Schritte als gut umsetzbar darstellt.“

Die Trasse verlaufe im wesentlichen über Flächen in städtischem Besitz, lasse sich gut in die Planungen für die Duisburger Dünen und Wedau-Nord integrieren, wo der neue Ingenieur-Campus der Uni Duisburg-Essen (UDE) entstehen soll.

Wie geht es nun weiter? Stadt, Gebag und DVV-Konzern (DVG) wollen ein gemeinsames Projektteam gründen, um in eine vertiefende Untersuchung zur Realisierung einzusteigen. Ein Fachbüro soll mit der Kosten-Nutzen-Untersuchung beauftragt werden, die bei positivem Ergebnis Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln sein kann.

>>HOCHBAHN, SEILBAHN, SCHWEBEBAHN: DIE BISHERIGEN PROJEKTE IN DUISBURG

  • Die Idee für den Bau einer Hochbahn in Duisburg ist nicht neu. Anfang der 2000er Jahre kam sei bei der Planung für „MultiCasa“ auf dem alten Güterbahnhof-Areal ins Spiel als Verbindung zwischen dem Einkaufszentrum und der Innenstadt.
  • Die schwarz-grüne Ratskoalition und OB Adolf Sauerland beerdigte 2004 MultiCasa, brachte aber wenig später einen Hochbahn-Bau zwischen Innenstadt, Universität und Zoo ins Gespräch. Die Hochbahn nach dem Vorbild des Skytrains am Düsseldorfer Flughafens kam aber über den Projekt-Status nicht hinaus.
  • Eine Seilbahn, die seit 2017 zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Berlin in die „Gärten der Welt“ schwebt, sollte auch bei der IGA 2027 über den Rhein nach Hochfeld führen. Aus Kostengründen und mangels Nutzen nach dem Ende der Ausstellung wird sie nicht gebaut.
  • Die Diskussion über die Verkehrswende gibt Seilbahn-Projekten in vielen Städten neuen Auftrieb. Das NRW-Verkehrsministerium stellte bereits 2021 vereinfachte und schnellere Genehmigungsverfahren in Aussicht.
  • Im Forschungsprojekt „upBus“ untersucht die RWTH Aachen Fahrzeuge, die sowohl als autonomer (fahrerloser) Bus, als auch als Luftseilbahn verkehren können. Den Forschern gilt die Seilbahn als Verkehrsmittel der Zukunft: wegen kurzer Bauzeit, niedriger Investitions- und Betriebskosten, Flexibilität bei der Trassenführung und hoher Akzeptanz in der Bevölkerung.