Duisburg-Wanheimerort. 50 Kinder aus Duisburg durften hinter die Kulissen der Sana-Kliniken schauen. Warum der Chefarzt sich persönlich für die Kleinen Zeit nahm.
Wie geht eigentlich Erste Hilfe? Und wie sieht ein OP-Saal von innen aus. 50 Jungen und Mädchen vom städtischen Kindergarten am Kalkweg machten nun einen besonderen Ausflug. In den Sana-Kliniken Duisburg nahm sich der Chefarzt Francisco Brevis Nuñez persönlich Zeit, um den jungen Besuchern die Angst vor Narkose und Co. zu nehmen. Und später durften die Kinder sogar selbst operieren – allerdings nur an einem Teddy-Bär.
Vor der silbernen Metalltür wirkt noch alles wie bei einem normalen Klinikaufenthalt. Das ändert sich spätestens, wenn sich die Tür öffnet. Dahinter steht kein Chefarzt, sondern der fünfjährige Leo im zu großen Klinikmantel. Im OP-Saal selbst herrscht Ausnahmezustand, 15 Kinder laufen durch den Raum, spielen miteinander und lernen die Geräte kennen. Das scheint den Patienten – einen überdimensionierten Teddy-Bären – aber nicht weiter zu stören. Wie bei jeder normalen OP fängt auch der Lerntag mit der Narkose an.
Chefarzt der Duisburger Klinik will Kindern die Angst vor einer OP nehmen
Lars Folkenborn, Oberarzt der Anästhesie, erklärt den Kindern, wie so etwas funktioniert. Danach dürfen sie auch alle mal dem Kuscheltier eine Narkose spritzen – natürlich nur mit Wasser statt einem echten Narkotikum, entwarnt der Anästhesist. Ist der Patient schließlich in den Schlaf gelegt, fängt der echte Stress aber erst an. Das lernen jetzt auch die Kindergartenkinder: Untersuchung per Ultraschall, das Herz mit dem EKG überwachen und die künstliche Beatmung per Maschine – die Kleinen dürfen alles einmal selbst ausprobieren.
Auch die kleine Amelie ist dabei: „Das ist total cool und nicht gruselig. Ich habe mein Herz schlagen gesehen und dann auch noch ein Foto bekommen.“ Stolz zeigt die Sechsjährige das Ultraschallbild ihres Herzens. Das sei auch genau das Ziel, erklärt der Mediziner Folkenborn: „Wir wollen den Kindern eben diese Angst nehmen. Das funktioniert am besten, wenn man spielerisch mal alles selbst ausprobieren kann.“ Für ihn sei die Aktion ebenso eine angenehme Abwechslung zum Klinikalltag: „Ich habe sehr viel Spaß daran mit Kindern zu arbeiten, gerade in dem Alter sind die unfassbar interessiert und wollen viel wissen.“
Teddy-Bär und Koala-Stofftiere dienen als Patienten
Die OP ist gelungen und der Patient ist aus der Narkose aufgewacht. „Das habt ihr alle ganz toll gemacht, jetzt wird der Bär schnell wieder gesund“, versichert Folkenborn den jungen Besuchern.
Mit diesem Erfolgserlebnis geht es direkt ein paar Räume weiter zur Ersten Hilfe. Jedes Kind bekommt ein kleines Koala-Stofftier. Und weil Koalas gerne mal von Bäumen fallen, müssen die natürlich verarztet werden. Eric (5) erklärt direkt, wie er sich um seinem „Koali“ gekümmert hat: „Der hat sich den Arm gebrochen, da haben wir einen Verband gemacht und ein Pflaster geklebt – ich habe ihm geholfen.“
Diese selbstbewusste Aussage freut den Chefarzt Brevis: „Wir wollen den Kleinen ja den Schock nehmen und zeigen, dass sie helfen – oder zumindest Hilfe holen können. Egal ob von Erwachsenen oder direkt über die 112.“ Für den Mediziner spielt das eine wichtige Rolle, so treten rund zwei Drittel der Herz-Kreislauf-Stillstände zuhause auf. „Davon können viele verhindert werden, wenn sich mehr Menschen Erste Hilfe zutrauen – damit kann man nicht früh genug anfangen.“
Zum Ende des Kurses gibt es noch einen kleinen Notfall. Die Kinder finden einen bewusstlosen Patienten – eine Beatmungspuppe. Wie gerade gelernt, rufen sie direkt die 112 und der Chefarzt sowie Pfleger Wilhelm Buk stürmen zur Stelle. Jetzt wird der Patient schnell beatmet – hier darf jedes Kind mal ran. Ein Junge erinnert sich auch direkt: „Mein Opa hat auch sowas zum Atmen, wenn er schlecht Luft kriegt.“ Die Beatmungspuppe kriegt wieder Luft und für die Kindergartenkinder ist der Tag nun geschafft.