Duisburg. Junge Regisseure und politische Dokumentationen prägen 2023 das Programm der Duisburger Filmwoche. Es gab über 500 Bewerbungen für das Festival.

Rückkehr nach längerer Pause: Erstmals seit der Schließung findet ein Teil der Duisburger Filmwoche wieder in den Räumen des ehemaligen Grammatikoff statt, dem Club, der kürzlich als Bora wiedereröffnet wurde. „Der Dellplatz ist wieder eine kulturelle Einheit“, freut sich Duisburgs Bildungsdezernentin Astrid Neese, und mit ihr das Orga-Team des Festivals. 23 Dokumentarfilme werden im November gezeigt und konkurrieren dann auch um die fünf begehrten Preise.

„Ein sehr politisches Festival, mit viel Platz für persönliche Sichtweisen“ kündigt Alexander Scholz an, der seit 2022 die Leitung der Filmwoche innehat. Das diesjährige Motto lautet „Im Geradeaus verlaufen“ und mutet zunächst etwas kryptisch an; es soll dazu einladen, eingeschlagene Wege und gewohnte Richtungen zu hinterfragen.

47. Duisburger Filmwoche: Mehr als 500 Einsendungen

Dafür hat eine sechsköpfige Jury wochenlang mehr als 500 eingesendete Filme aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gesichtet und am Schluss die 23 Beiträge für das diesjährige Festival ausgewählt. Ein Bezug zum Motto sei dabei kein Kriterium gewesen. Vielmehr sollen „die Beiträge in der filmischen Sprache nah am Gegenstand sein und einen möglichst unformatierten Blick haben“, so Scholz. Das Programm prägten besonders junge Regisseurinnen und Regisseure, das mache ihn zuversichtlich für die Zukunft des Dokumentarfilms.

Das Programm stelle kein bestimmtes einzelnes Thema im Mittelpunkt, vielmehr hingen die behandelten Themenfelder, etwa Arbeit, Migration oder soziale Milieus oft miteinander zusammen. „Wir zeigen, dass die Dinge nicht so unterkomplex sind“, sagt Scholz.

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So werden Filme von Julian Vogel vorgeführt, die alle unter dem Titel „Einzeltäter“ stehen. Die drei Teile betrachten Auswirkungen der rechtsradikal motivierten Anschläge in München 2016, in Halle 2019 sowie in Hanau 2020, und das aus vollkommen unterschiedlichen Perspektiven. Dokumentiert werden die Wut von Hinterbliebenen, die ein Denkmal noch verstärkt, der Verlust eines Vaters, den dieser durch seinen Lieblingsfußballclub zu kompensieren versucht, sowie der Trotz eines ganzen Viertels, das sich über das Versagen der Behörden empört.

Zu den Beiträgen gehört außerdem der Film „Wankostättn“ von Karin Berger, der einen ehemaligen Lagerplatz von Sinti und Roma in Wien zeigt, dessen Bewohnerinnen und Bewohner 1941 deportiert wurden. Vor dem Häuserblock, der sich heute dort befindet, legt ein Hinterbliebener Zeugnis für die Nachwelt ab.

Neuer Club Bora: Gesprächsrunden zentraler Teil der Filmwoche

Zentraler Bestandteil der Filmwoche sind die Gesprächsrunden im Anschluss an die Vorstellungen. Das Diskussionsformat kann nun in den neuen und dennoch vertrauten Räumen des Bora stattfinden. „Ich bin sehr gespannt, wie es beim ersten Mal läuft“, sagt Scholz, dem die Filmgespräche sehr wichtig sind: „Seit 47 Jahren werden dabei Protokolle geführt. Das verleiht dem Festival einen dokumentarischen Charakter, wir bündeln Filmgeschichte und machen sie zugänglich.“

Die Filmwoche habe sich nach der Pandemie besser in der Stadt und darüber hinaus vernetzt, berichtet Alexander Scholz schließlich. „Wir haben Kooperationsveranstaltungen in ganz Europa, setzen uns aber trotz dieser internationalen Ausrichtung immer mit unserer Heimatstadt auseinander.“ Davon zeuge ein Programm, das in Duisburg mittlerweile weit über die eigentliche Festivalwoche hinausgeht.

>>47. DUISBURGER FILMWOCHE VOM 6. BIS 12. NOVEMBER

Die 47. Duisburger Filmwoche findet vom 6. bis zum 12. November neben dem Filmforum im Bora (Diskussionssaal), im Josephshaus des BDKJ (Festivallounge) sowie im Stapeltor (Abschlussparty) statt. Das ganze Programm, auch über die gezeigten Filme heraus, ist auf www.duisburger-filmwoche.de einsehbar.

Tickets für die einzelnen Filme (sechs Euro, erm. vier Euro), Tagestickets (20/14 Euro) sowie Festivalpässe (40/25 Euro) können online über www.filmforum.de gebucht werden.

Auf der Online-Plattformfoyer.duisburger-filmwoche.de sind die Wettbewerbsfilme für den Zeitraum des Festivals abrufbar. Für Kundinnen und Kunden der Stadtbibliothek ist der Zugang kostenlos.