Duisburg-Hochfeld. Wie in alten Zeiten: Bei der ersten Old-Daddy-Party im Duisburger Pulp feierten die Gäste wie damals. Vieles war wie früher – und doch anders.

Für manche ist es die Party des Jahres. Denn regelmäßig gehen sie nicht mehr aus. Aber um beim Old-Daddy-Revival mitfeiern zu können, haben sie die alten Band-Shirts rausgeholt, die Docs angezogen und die Clique von früher zusammengetrommelt.

Schon um 23 Uhr ist das Pulp in Duisburg-Hochfeld brechend voll, und in der Grotte, im Rittersaal und in der mittleren Area wird getanzt, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Aus den Boxen dröhnen Frankie goes to Hollywood, R.E.M, Suicidal Tendencies oder Joy Division, und bei den Pogues schubsen sich die Jungs auf der Tanzfläche hin und her, während die Mädels sich lieber am Rand halten. Wie früher, nur dass alle 20 Jahre älter geworden sind.

Old-Daddy-Revival im Pulp: „Viele alte Bekannte wiedergetroffen“

In der Grotte, im Rittersaal und in der mittleren Area wurde wild getanzt.
In der Grotte, im Rittersaal und in der mittleren Area wurde wild getanzt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Oder sogar mehr: Frank Mallmann ist inzwischen 56. Der Duisburger trägt ein schwarzes Old-Daddy-Shirt mit dem typischen alten Mann auf der Vorderseite. „Die gab’s mal für treue Kunden“, sagt er. Und treu, das kann man ihn wohl nennen. „Früher sind wir immer ausgegangen, jeden Samstag. Erst in den Gelben Elefanten in Mülheim, dann ins Daddy, zum Abschluss ins Why Not um die Ecke.“

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Als der Homberger vom Daddy-Revival hörte, war ihm sofort klar: Da muss ich hin. „Andere haben gesagt, die Daddy-Zeit ist vorbei, das kann man nicht wiederholen. Aber ich war direkt neugierig auf die Party heute.“ Und im Pulp gefällt es ihm. „Ich habe schon viele alte Bekannte wiedergetroffen“, sagt Frank. „Obwohl ich bei einigen zweimal hingucken musste.“

Ein Prost auf alte Zeiten: Vieles erinnerte die Gäste im Pulp an früher.
Ein Prost auf alte Zeiten: Vieles erinnerte die Gäste im Pulp an früher. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auch Mirco Beel und seine Frau haben die Party schon vor Wochen in den Familienkalender eingetragen. Das Paar aus Großenbaum organisierte extra einen Babysitter, um mal wieder richtig auszugehen. „Zum Glück hatte die Oma Zeit“, sagt der 41-Jährige, lacht und verrät: „Wir waren heute schon um halb zehn hier, sonst wären wir mit Sicherheit auf der Couch eingeschlafen.“ Wie praktisch, dass im Pulp extra der Grill angeschmissen worden war: Zur Feier des Tages wurde Schinkenbraten serviert. Wie früher.

Mit dem Getränke-Nachschub lief nicht alles rund

Was damals allerdings anders gewesen sei, meint Beel: Dass man im „echten Daddy“ schneller an Getränke gekommen sei. „Ich habe vorhin 20 Minuten an einer Theke angestanden, ohne was zu trinken zu bekommen“, ärgert sich der Duisburger.

Tatsächlich brummte der Laden: „Insgesamt kamen bestimmt 1800 Gäste“, rechnet Peter Jurjahn. Der frühere Besitzer des Old Daddy hatte seine alten Türsteher mitgebracht, die sich draußen um einen geregelten Ablauf kümmerten. „Zwischendurch haben bis zu 250 Menschen darauf gewartet, eingelassen zu werden.“ Rein ging es dann nur, wenn auf der anderen Seite jemand rauskam.

Zwischendurch bildeten sich vor dem Pulp lange Warteschlangen. Rein ging es dann nur, wenn auf der anderen Seite jemand rauskam.
Zwischendurch bildeten sich vor dem Pulp lange Warteschlangen. Rein ging es dann nur, wenn auf der anderen Seite jemand rauskam. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Einzelne Gäste mussten wir abweisen“, sagt Jurjahn. Denn das (junge) Publikum, das normalerweise samstags das Pulp besucht, war zur Daddy-Party eigentlich nicht geladen. Und auch wenn hier und da doch Nachwuchs-Pulp-Gänger zu sehen waren – an diesem Samstag war der Altersdurchschnitt im Hochfelder Event-Schloss deutlich höher als sonst.

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Denn drinnen waren es vor allem die alten Cliquen, die gemeinsam feierten. Mit Docs und Shirts von den Ramones, Metallica oder Phillip Boa. Wie früher. Nur eben 20 Jahre später.

>> Old Daddy Duisburg: Geschichte eines Kult-Clubs

  • Von 1885 bis 1961 wurde die Location an der Steinschen Gasse als Weinkeller genutzt.
  • 1968 erfolgte der Umbau zur Disco. Die hieß erst „Schwabing“. Zwei Jahre später folgte die Umbenennung in „Picadilly“. Auch die Discothek blieb nur kurz geöffnet.
  • Zwischen 1974 und 1978 diente der Keller einer Firma als Möbellager. 1977/78 begann die Ära des „Old Daddy“, dass zu einer Erfolgsgeschichte wurde.
  • Im Dezember 2022 erklärte der Oberhausener Gastronom Peter Jurjahn, der die Keller-Disco an der Steinschen Gasse jahrelang geführt hatte, dass er das „Daddy“ abgeben werde.
  • Die neuen Betreiber der Szene-Disco an der Steinschen Gasse, die zwei Duisburger Niklas Lotze und Nils Schmidt, wollten den Namen „Old Daddy“ nicht mehr weiterführen. Die alten Leuchtreklamen an der Hauswand wurden entfernt, der Club in „Viersieben“ umbenannt.